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Die Eigenkapitalquote in der Finanzbuchhaltung

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Eigenkapitalquote - eine Frage der Glaubwürdigkeit

Was ist eigentlich die Eigenkapitalquote?

Durch die weltweite Finanzkrise werden Banken immer vorsichtiger, wenn neue Kredite zu vergeben sind. Sie prüfen genau die Bonität ihrer Kunden – die Ausstattung mit Eigenkapital spielt dabei eine wichtige Rolle. Welchen Anteil hat es an der gesamten Finanzierung? Die Kennziffer "Eigenkapitalquote" gibt zu dieser Frage Auskunft.

Darum geht's

Eigenkapital hat eine wesentliche Eigenschaft: Es steht dem Unternehmen zur Verfügung, ohne dass eine Verpflichtung zur Rückzahlung besteht. Das unterscheidet es vom Fremdkapital, das in der Regel als Bankkredit bereitgestellt wird. Daher erhöht ein größerer Anteil an Eigenkapital die Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens. Je weniger Gläubiger ein Unternehmen hat, desto sicherer kann es seinen Geschäften nachgehen. Verfügt es über eine gute Eigenkapitalbasis, steigt auch seine Kreditwürdigkeit: Zusätzliches Fremdkapital lässt sich leichter aufnehmen, was bei Anschlussfinanzierungen wichtig wird. Ein weiterer Aspekt: Weniger Zins- und Tilgungszahlungen belasten das Unternehmen, mögliche Verluste in der Zukunft lassen sich leichter auffangen.

Vor diesem Hintergrund ist die Kennziffer "Eigenkapitalquote" zu verstehen: Sie gibt an, welchen prozentualen Anteil das Eigenkapital am Gesamtkapital einer Unternehmung hat, das sich aus Eigen- und Fremdkapital zusammensetzt (Bilanzsumme):

Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital x 100

Was verbirgt sich also hinter dem Begriff "Eigenkapitalquote"? Eine Kennziffer, die neben anderen Daten darüber Auskunft gibt, wie es um die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens steht. Es lässt sich auch ein bereinigtes Eigenkapital berechnen, wozu bestimmte Aktiv- und Passivpositionen der Bilanz hinzugerechnet bzw. abgezogen werden.

So sieht es in der Praxis aus

Die Eigenkapitalquote ist ein "zentraler Indikator für die Bonität eines Unternehmens", stellt die "KfW Bankengruppe" fest. Sie hat in einer Studie untersucht, wie sich die Eigenkapitalausstattung kleiner und mittlerer Unternehmen zwischen 2002 und 2005 entwickelt hat. Fragebögen wurden an Unternehmen mit Bilanzierungspflicht verschickt, die einen Jahresumsatz von bis zu 500 Millionen Euro haben. Pro Jahr waren das rund 4.400 bis 5.200 Unternehmen. Bestimmte Branchen wurden ausgeschlossen: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Gewinnung von Steinen und Erden sowie Energie- und Wasserversorgung.

Das Ergebnis der Studie: "Im Zeitraum zwischen 2002 und 2005 ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote in allen Unternehmensgrößenklassen deutlich gestiegen", schreiben die Autoren Frank Reize und Volker Zimmermann. Im Einzelnen heißt das: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote lag im Mittelstand 2002 bei 18,7 Prozent. Drei Jahre später war sie auf 23,9 Prozent gestiegen. Je größer das Unternehmen ist, desto besser ist in der Regel auch seine Ausstattung mit Eigenkapital im Jahr 2005:

  • Kleinstunternehmen:  20,1 Prozent
  • Kleine Unternehmen:  19,2 Prozent
  • Mittlere Unternehmen:  25,3 Prozent
  • Großer Mittelstand:  27,2 Prozent

Passend zu diesem positiven Trend ist die rückläufige Zahl der Unternehmen, die über weniger als 10 Prozent Eigenkapital verfügen: Im Durchschnitt waren das 2002 38,6 Prozent und 2005 nur noch 33,8 Prozent. Damit stieg die Eigenkapitalquote besonders in Unternehmen, "bei denen aufgrund ihrer bislang niedrigen Eigenkapitalausstattung auch der größte Handlungsbedarf zu erwarten gewesen ist", so die Autoren der Studie. Sie haben auch die Eigenkapitalquoten unterschiedlicher Wirtschaftszweige verglichen: Am stärksten konnte das Verarbeitende Gewerbe zulegen, wo die Eigenkapitalquote 2002 im Durchschnitt 20,5 Prozent betrug. 2005 waren es dagegen 30,5 Prozent. Bau, Handel und Sonstige Dienstleistungen verzeichneten ein weniger ausgeprägtes Wachstum.

"Diese Ergebnisse zeigen insgesamt, dass die Unternehmen die Herausforderungen des Wandels an den Finanzmärkten annehmen und beginnen, sich an die neuen Spielregeln anzupassen", so das Fazit von Reize und Zimmermann. Eine Reaktion auf die "neue Ratingkultur", wie sie die Banken seit einigen Jahren eingeführt haben.

Fazit

Es gilt die Faustregel: Je größer der Anteil des Eigenkapitals in einem Unternehmen ist, desto zukunftsfähiger wird es, weil zum Beispiel der Zugang zu Krediten leichter fällt. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der KfW-Studie erfreulich: Während in der Vergangenheit die Ausstattung mit Eigenkapital zurückgegangen ist, scheint sich für den Mittelstand ein neuer Trend abzuzeichnen. Die Eigenkapitalposition wird ausgebaut, besonders auf Grund der neuen "Ratingkultur" in den Banken. Die Eigenkapitalquote ist daher ein wichtiger Indikator – jedes Unternehmen muss sie genau im Auge haben.

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Ein Beitrag von Ingo Leipner

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