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Crowdfunding und Start-ups

Alternative Finanzierung boomt

Jungen Start-ups mangelt es meist nicht an Ideen, Erfindergeist oder guten Mitarbeitern – vielmehr ist es das fehlende Kapital, das es schwer macht, das Business tatsächlich in die Tat umzusetzen. Banken sind hier meist keine Hilfe, da sie das Zahlungsausfallrisiko als zu hoch einschätzen. Mittlerweile gibt es für Existenzgründer jedoch eine weitere Finanzierungsform, die auch in Deutschland angekommen ist: Crowdfunding.

Quelle: Fotolia.com © designer491

Was ist Crowdfunding überhaupt?

Crowdfunding beschreibt einen Finanzierungsprozess, der ganz ohne Banken auskommt – das Geld, das der Unternehmer für seine Idee benötigt, stammt (meist) von privaten Geldgebern, die an das Projekt glauben und deshalb bereit sind eine kleine oder große Summe dafür bereitzustellen.

Der Ort, an dem Start-ups und Geldgeber zusammenkommen, sind sogenannte Crowdfunding-Plattformen. Hier wird die Idee präsentiert – damit die notwendige Finanzierungssumme jedoch erreicht wird, sind folgende Punkte wichtig:

  • Das Projekt, der Nutzen und die Ziele müssen möglichst klar formuliert werden – „Storytelling“ ist hier das Schlagwort, sprich: Wenn Start-ups es schaffen, den Investoren auf eine emotionale Reise mitzunehmen, ihn zu begeistern, klappt es auch mit der Finanzierung.
  • Entscheidend dafür sind natürlich ein aussagekräftiger Titel und ein ebenso guter Beschreibungstext.
  • Das Pitch-Video und ansprechende Bilder machen das Projekt noch plastischer und können gleichzeitig dafür genutzt werden, die Gründer und das Team vorzustellen.

Vorher müssen die Plattformbetreiber natürlich überzeugt werden, damit es die Idee überhaupt vor die Community schafft. Wird das Finanzierungsziel erreicht, geht das Geld vollkommen unbürokratisch direkt an das Start-up.

Der Unterschied zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting

Wer nach Crowdfunding-Möglichkeiten sucht, wird auch auf das Crowdinvesting stoßen. Beide Modelle sind zwar ähnlich, wenn es um den Präsentationsweg geht, unterscheiden sie sich jedoch darin, was die Investoren als Gegenleistung bekommen:

  • Beim Crowdfunding erhalten die Investoren eine Gegenleistung, die keinen direkten Geldwert hat. Es handelt sich eher um eine emotional begründete Investition, die mit Fanartikeln, einem Vorverkaufsrecht oder Beta-Zugängen belohnt werden.
  • Beim Crowdinvesting jedoch haben die Investoren ihren finanziellen Vorteil im Blick. Für ihre Investition erhalten Sie Zinsen (wie bei einem Darlehen) oder Anteile am Start-up.

Auch, wenn die Begriffe ähnlich klingen, so handelt es sich doch um verschiedene Zugänge. Was „besser oder schlechter“ ist, lässt sich nicht wirklich sagen. Fakt ist jedoch, dass Investoren meist bereit sind, höhere Beträge beizusteuern, wenn es dafür eine monetäre Entlohnung (Crowdinvesting) gibt.

Warum Crowdfunding so beliebt ist

Auch, wenn die Investitionssummen beim Crowdinvesting höher liegen mögen, so ist das Crowdfunding als alternative Finanzierungsform in Deutschland längst nicht vom Tisch. Das Gegenteil ist eher der Fall, denn das Verfahren ist auf beiden Seiten äußerst beliebt – kein Wunder, wenn man sich die Vorteile für Start-ups und Investoren anschaut:

  • Der Community-Gedanke zählt – Investoren sehen ihren Beitrag als Investition in eine Idee oder ein Team, das ihren persönlichen Geschmack trifft. Es ist einfach ein gutes Gefühl, helfen zu können, ganz unabhängig davon, wie groß oder klein die Summe ist.
  • Start-ups profitieren von der Community ebenso stark – nicht nur, weil so das notwendige Geld zusammenkommt, sondern weil die Idee mit dem Feedback der Community reifen kann. Kurzum: Marktforschung und Finanzierung in einem.
  • Crowdfunding ist unbürokratisch – wer seine Idee vor der Community präsentieren darf, kann (wenn die Investoren überzeugt werden) relativ einfach an frisches Kapital kommen, während ein Kredit ein bürokratischer Kraftakt ist.

Crowdfunding und Crowdinvesting – der Status quo in Deutschland

Viele der oben genannten Vorteile gelten natürlich auch für das Crowdinvesting. Vor allem jedoch der letzte Punkt muss seit 2015 jedoch ein wenig relativiert werden, da zu diesem Zeitpunkt das deutsche Kleinanlegerschutzgesetz in Kraft getreten ist (Teile davon greifen jedoch erst seit Januar 2016 beziehungsweise greifen erst im Januar 2017), das speziell diese alternative Finanzierungsform reguliert und gleichzeitig ein wenig einschränkt. Die wesentlichen Punkte sind:

  • Wer privat investieren will, muss ab 1.000 Euro einer Selbstauskunft zustimmen.
  • Dabei werden die Vermögensumstände geprüft: Diese Summe (mehr als 1.000 Euro) darf erst dann investiert werden, wenn das freie Vermögen auf 100.000 Euro beziffert werden kann und die Summe das doppelte Monatsnettoeinkommen nicht übersteigt.
  • Maximal sind jedoch Investitionen von 10.000 Euro möglich (pro Person und Jahr).
  • Start-ups müssen ein sogenanntes „Vermögensanlagen-Informationsblatt“ veröffentlichen.
  • Ab einer Finanzierungssumme von 2,5 Millionen Euro gilt Prospektpflicht – bisher waren es eine Million Euro. Ein Schritt in die richtige Richtung, auch, wenn Nachbarländer wie Österreich erst ab 5 Millionen Euro volle Prospektpflicht vorsehen.

Wie gesagt, gilt das alles nur für das Crowdinvesting. Grund dafür ist die Definition der Finanzprodukte, die durch das Gesetz betroffen sind: Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an Treuhandvermögen, Genussrechte und Namensschuldverschreibungen. In der Zukunft zählen auch gewinnabhängige Darlehen und Nachrangdarlehen sowie vergleichbare Anlagen dazu. Da es beim Crowdfunding jedoch keine monetäre Entlohnung gibt, greift das Kleinanlegerschutzgesetz hier nicht.

Diese Plattformen sind die Crowdfunding- und Crowdinvesting-Lieblinge in Deutschland

Auf der Suche nach einer passenden Plattform, um unabhängig von Banken an notwendiges Kapital heranzukommen, tauchen jede Menge Anbieter für Crowdinvesting und Crowdfunding auf – die beliebtesten sind:

  • Crowdfunding: Kickstarter, Indiegogo und Startnext
  • Crowdinvesting: Seedmatch, Bergfürst und Companisto

Sie alle unterscheiden sich nur in Kleinigkeiten, die jedoch durchaus einen feinen Unterschied machen – so handelt es sich bei Seedmatch beispielsweise um eine Auktion von Unternehmensanteilen, während Kickstarter das klassische Crowdfunding verkörpert. Jedes Start-up sollte jedoch relativ leicht die Plattform finden, die am besten zu den eigenen Zielen passt. Wer diesen Weg der Finanzierung wählt, sollte sich vorher folgende Dinge überlegen:

  • Was passt besser, Crowdfunding oder Crowdinvesting?
  • Welche Plattform ist die beste (für die eigenen Zwecke) im jeweiligen Bereich?
  • Wie wird der Pitch perfekt vorbereitet und umgesetzt?
  • Wie sollen die Belohnungen für Investoren aussehen.
  • Zu guter Letzt: Mit der Finanzierung gewissenhaft umgehen, um Investoren zu zeigen, dass das Geld gut investiert war.

Autor: Franz Schmid

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