Kredit als Gründer: Besonderheiten und Voraussetzungen

Gründer stehen finanziell vor einer schwierigen Aufgabe. Haben sie Gelder angespart, so benötigen sie diese schon für die Gründung und eventuell die ersten Schritte des Unternehmens. Finanzpartner, also Investoren, sind häufig erst im größeren Maße zu gewinnen, wenn auch Gewinn oder wenigstens eine Gewinnaussicht verzeichnet wird. Kredite hingegen sind für Gründer – wie für alle Selbstständigen – oft schwierig. Aber ist das immer so oder wie kann auch ein Gründer einen Kredit erhalten? Wie funktioniert der Weg bis zum Geld auf dem Konto?

Die spezielle Situation von Gründern

Gründer befinden sich fast immer in einem größeren Dilemma. Ihr Erspartes ist aufgebraucht, ihre Bonität durch die fehlenden Einnahmen schwach. Grundsätzlich gilt die Richtlinie:

  • Kapitalbedarf – der ist bei Gründern meist hoch. Sicherlich gibt es Unternehmen, die tatsächlich aus dem Wohnzimmer zu gestalten sind, doch im Regelfall werden Betriebsräume, Anlagen, Maschinen und vieles mehr benötigt.
  • Ideenumsetzung – sie hängt am Kapital. Ein Gründer kann die beste Idee haben, eine, auf die die Menschheit praktisch gewartet hat, doch ohne Kapital lässt sie sich nur schwer umsetzen.
  • Bonität – meist stecken Gründer schon vor der Gründung viel Geld in ihre Idee. Gleichzeitig haben sie aber kaum oder keine Einnahmen, was sich negativ auf die Bonitätsbewertung von Banken auswirkt. Wie soll eine Bank einen Gründer beurteilen, wenn der vielleicht mal hin und wieder eine Taschengeldspende von den Eltern erhält?
  • Gewinnvoraussicht – dieser Punkt ist für die Kreditaufnahme mitunter essenziell. Ist absehbar, dass sich die Idee durchsetzen wird oder der Betrieb Gewinn abwirft, stehen die Chancen höher. Allerdings können Gründer oft nur Schätzungen abgeben, die nicht selten auf den eigenen Hoffnungen basieren.

Grundsätzlich stellt ein Existenzgründer für die Bank ein Sicherheitsrisiko dar. Das trifft natürlich nicht auf alle Gründer zu. Wer zusätzlich einen festen Job und somit ein sicheres Gehalt hat, der steht auf anderen Standbeinen als derjenige, der vom Grund auf alles neu aufbaut und kein Sicherheitsnetz hat. Es hat durchaus seinen Grund, warum viele Gründer in den Anfangstagen ihres Unternehmens zweigleisig fahren: Der Angestelltenjob dient als Sicherheit, das eigene Unternehmen der Zukunft.

Welche Voraussetzungen müssen Gründer für einen Kredit erfüllen?

Doch haben Gründer gar keine Möglichkeit, einen Kredit zu erhalten? Diese Annahme ist ebenso falsch wie zu behaupten, dass sich das Gründen nicht lohnt, weil schließlich ein gewisser Prozentsatz im ersten Jahr schon aufgeben muss. Vieles hängt von der eigenen Situation und dem viel beschworenen Einzelfall ab. Einige Voraussetzungen sollten dennoch gegeben sein, um einen Unternehmenskredit von der Bank zu erhalten:

  • Eigenkapital – die Erbringung des Eigenkapitals ist wichtig und notwendig. Im Schnitt werden mindestens zehn Prozent Eigenkapital erwartet, wobei gilt, dass mehr immer hilfreicher ist. Es ist übrigens ein Fehlschluss zu glauben, dass das Eigenkapital vollständig aus den eigenen Mitteln stammen muss: Auch familiäre Geldspritzen oder private Darlehen von Freunden und der Familie können als Eigenkapital eingesetzt werden. Bei privaten Darlehen ist jedoch ein wenig Vorsicht geboten, denn die Rückzahlungsbedingungen sollten sehr komfortabel sein. Es bringt nichts, wenn das Darlehen kurz nach der Kreditaufnahme schon zurückgezahlt werden muss.
  • Sicherheiten – echte Sicherheiten helfen bei der Kreditaufnahme ebenfalls. Was es damit auf sich hat und was beachtet werden muss, wird später erklärt.
  • Bonität – der Gründer sollte eine gute Bonität aufweisen, gleichzeitig darf die Schufa-Auskunft keinen Hinweis auf vergangene Probleme geben. Es hilft, vor der Kreditanfrage eine Schufa-Auskunft einzuholen und sie auf entsprechende Einträge zu prüfen. Die Bonität ist jedoch auch ein Ist-Zustand: Wie sieht die Finanzlage aktuell aus? Gehen regelmäßig Gelder ein? Dieser Punkt ist der Grund, weshalb etliche Existenzgründer anfangs zweigleisig fahren. Die Bank muss sehen, dass ein Unternehmen gegründet und das tägliche Leben bewältigt werden kann.
  • Businessplan – ein Businessplan ist zumeist eine Grundvoraussetzung. Für diesen sollten sich Gründer Zeit nehmen und ihn stets realistisch erstellen. Es hilft nicht, eine überzogene Bewertung abzugeben, weil beispielsweise für ein Produkt alle Menschen in einer Altersgruppe weltweit als Kunden aufgerufen werden. Bei der Erstellung des Businessplans ist fachkundige Hilfe sinnvoll und auch notwendig, doch sollten Gründer darauf achten, wem sie sich anvertrauen.
  • Patente – je nach Unternehmen und Produkten sind Patente notwendig oder sehr sinnvoll. Eine Bank ist meist eher bereit, dem Businessplan und den Vorstellungen des Unternehmens zu vertrauen, wenn das Hauptprodukt oder die Hauptidee nicht von jedermann kopiert werden kann. Etliche Gründungen schlagen fehl, weil die eigene Idee doch irgendwie bei der Konkurrenz ankommt und diese quasi über Nacht das Produkt auf den Markt bringt.

Wie schon angedeutet, sind Sicherheiten ein heikles Thema. Banken wünschen sich für Unternehmenskredite echte und verwertbare Sicherheiten. Ein bloßes Aktienpaket zählt beispielsweise nicht, denn da stellt sich die Frage, warum es nicht zur Kapitalgewinnung aufgelöst wird. Es der Bank abzutreten, ist aus deren Sicht ein Risiko. Als sichere Angaben gelten:

  • Immobilien – sie sind feste Sicherheiten. Doch zählen zumeist nur abbezahlte Immobilien dazu, alternativ auch noch welche, auf denen nur noch eine sehr geringe Hypothek lastet. Da viele Gründer noch recht jung sind und keine eigenen Immobilien besitzen, gelten sie als Erben der Eltern. Mitunter kann das Erbe, also das Haus, vorab schon als Sicherheit eingesetzt werden, sofern rechtlich sicher der Besitzübergang geregelt wird. Vorsicht: Ein solches Unterfangen kann im Ernstfall die Eltern mit schädigen. Kann der Gründer den Kredit nicht bedienen, so greift die Bank auf das Haus der Eltern zurück – es stellt die Sicherheit dar.
  • Kunstwerke – Kunstwerke von hohem Wert sind ebenfalls gute Sicherheiten. Bei ihnen ist es jedoch stets fraglich, wie diese fortan aufbewahrt werden. Kann das Bild von Banksy in der Wohnung des Gründers verbleiben oder muss es von der Bank sicher aufbewahrt werden?

Welche Alternativen stehen zur Verfügung?

Letztendlich kann sich ein Gründungskredit aus einer Säule zusammensetzen. Er kann aber auch mehrere Standbeine haben – oder aber, alle Optionen vereinen. Somit gibt es für den Unternehmensgründer durchaus Chancen und Möglichkeiten, den anfänglichen Kapitalbedarf zu decken:

  • Kredite von Bekannten/Verwandten – das sind die klassischen Privatdarlehen. Wichtig ist, mit jedem einzelnen Geldgeber einen Kreditvertrag aufzusetzen, der sämtliche Formalitäten regelt: Rückzahlung, eventuelle Zinsen, Ratenhöhe etc. Dies ist wichtig für die Beziehung zum Kreditgeber als auch für steuerliche Belange.
  • Privatkredite – diese Option besteht seit Längerem gerade auch für Selbstständige. Verschiedene Portale und Kreditvermittler vermitteln Kredite von Privatpersonen. Je nach Anbieter muss der Kreditinteressent sein Anliegen ähnlich dem Crowdfunding vortragen, andere hingegen gehen wie normale Banken vor. Die Zinsen sind aber meist ein wenig höher.
  • Crowdfunding – diese Idee nimmt immer mehr Fahrt auf. Der Gründer erhält Geld über das Crowdfunding, wobei jeder Geldgeber nur eine kleinere Summe spendet. Je nach Variante erhalten die Geldgeber ein Produkt nach der Gründung oder aber, sie sind wie Kleininvestoren beteiligt und erhalten einen vorab festgelegten Anteil am Gewinn. Während die letztere Variante ein recht breites Feld bedient, kommt das klassische Crowdfunding meist nur für produzierende Unternehmen in Betracht. Der Geldgeber muss schließlich das geförderte Produkt später nutzen oder verwenden können, damit es für ihn einen Sinn hat. Eine Ausnahme sind Gründer, die im Medizinsektor tätig sind und Produkte oder Dienstleistungen entwerfen, die für jeden einmal von Interesse sein könnten.
  • KfW: Startgeld – die Kreditbank für Wiederaufbau greift Gründern mit dem Startgeld (und weiteren Kreditarten) ebenfalls unter die Arme. Bis zu 125.000 Euro können Gründer als Startgeld erhalten, wobei das Geld für Investoren und laufende Kosten gedacht ist. Das Startgeld ist bis fünf Jahre nach Gründung beantragungsfähig, ob das Unternehmen in Voll- oder Nebenerwerb geführt wird, spielt keine Rolle. Dafür übernimmt die KfW rund 80 Prozent des Kreditrisikos. Aus diesem Grund ist im Normalfall kein Eigenkapital erforderlich. Kreditnehmer können Laufzeiten zwischen 5 und 10 Jahren wählen, wobei 1-2 tilgungsfreie Jahre mit einkalkuliert werden dürfen.
  • KfW Gründung - zur Stärkung des Eigenkapitals können bis zu 500.000 Euro aufgenommen werden. Innerhalb der ersten sieben Kreditjahre werden nur die Zinsen bedient. Dieser Kredit lässt sich bis zum dritten Jahr nach der Gründung beantragen. Das Risiko übernimmt die KfW. Trotzdem werden 10bis 15% der Kreditsumme als Eigenkapital benötigt. Dafür können Gründer hier bis zu 7 tilgungsfreie Jahre in Anspruch nehmen.

Für die KfW-Kredite ist grundsätzlich ein Businessplan notwendig. Sicherheiten werden hingegen mit der eigenen Bank verhandelt, die letztendlich auch den Förderkredit bei der KfW beantragen muss. Eine eigene Beantragung ist nicht möglich.

Gründer sollten jedoch auch immer die branchentypischen oder regionalen Möglichkeiten mit in Betracht ziehen. Es gibt viele Förderprogramme für Gründer und junge Unternehmen, die ebenfalls dazu dienen, Kapital zu generieren. Je nach Region, Stadt oder auch Branche unterscheiden sich die Angebote, da es nicht selten örtliche Unternehmer sind, die Startern finanziell unter die Arme greifen wollen.

Fazit - auch Gründer erhalten einen Kredit

Sicherlich ist es für einen Gründer mitunter nicht einfach, einen Kredit zu erhalten. Dies liegt an der Tatsache, dass das eigene Geschäft noch keine Sicherheiten bieten kann. Ausgeschlossen ist eine Kreditaufnahme jedoch nicht, denn es gibt mittlerweile viele Alternativen zum typischen Unternehmenskredit, zumal Gründer auch speziell gefördert werden können. Dennoch ist es notwendig, sich gut vorzubereiten. Ein ordentlicher Businessplan, der realistisch gehalten ist, wird nahezu bei jeder Option erwartet. Wer Eigenkapital, egal in welcher Form, mitbringen kann, der hat bessere Chancen. Wer zuerst nur im Nebenerwerb gründet und somit ein festes Einkommen vorweisen kann, wird den Kredit eher erhalten als der Uni-Absolvent, der sich sogleich von null auf hundert selbstständig macht.

Viele Optionen lassen sich miteinander verbinden, wobei grundsätzlich auch geprüft werden muss, ob es nicht regionale oder branchentypische Fördermöglichkeiten gibt. Etliche Städte haben die Start-Up-Offensive ausgerufen und greifen Gründern gezielt unter die Arme. In anderen Städten gibt es Gemeinschaften, die Investoren für erfolgsversprechende Unternehmen bieten. Mitunter reichen diese Beträge nicht aus, doch als gesteigertes Eigenkapital sind sie allemal nützlich.

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