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Interview mit Andreas Serwotka und Harald Tasch, ELFEi

"Uns war klar, dass der Markt für Elektromobilität einer der interessantesten der nächsten Zeit werden wird."

Ein Zweierteam aus dem fränkischen Erlangen verfolgt mit einem selbstgezimmerten Umbausatz für Fahrräder das Ziel, den Deutschen das Bergauffahren zu erleichtern. Heute erzählen Sie uns über Ihr ganz persönliches Gefälle, das es für sie als Unternehmer zu bewältigen galt. Viel Vergnügen beim Lesen!

Serwotka, Tasch, ELFEi Serwotka, Tasch, ELFEi

Guten Tag, Herr Serwotka! Hallo, Herr Tasch! Heute sprechen wir über Elektrofahrrad-einfach.de, Ihr Start-up-Projekt, das sich mit der Elektrifizierung von Fahrrädern auseinandersetzt. Doch zuvor möchten wir Sie ein wenig genauer kennenlernen. Was haben Sie beide gelernt und wie verliefen Ihre Karrieren bisher?

Andreas Serwotka: Nach dem Abitur haben wir beide in Nürnberg BWL studiert. Neben dem Studium habe ich damals einen Online Shop für Motortuning Zubehör betrieben. Hier war ich in einer relativ kleinen Nische mit besonders exklusiven, selbstimportierten Markenprodukten aus Asien und den USA recht erfolgreich. Ich habe mich schon damals intensiv mit dem Thema Elektromobilität befasst, weil ich die Materie an sich sehr spannend finde und ich denke, dass darin die Zukunft der individuellen Fortbewegung liegt. Nach dem Studium war dann der nächste Schritt gleich die Gründung von Elektrofahrrad-einfach.de

Harald Tasch: Meine Unternehmer-Karriere begann eigentlich schon in der Schulzeit. Damals habe ich einen Onlineshop in Eigenregie betrieben und für andere Firmen Shops erstellt, womit ich mir einen Großteil des Studiums finanzierte. Gegen Ende des Studiums startete ich mein zweites Projekt, nämlich eine Online-Request-Plattform für Finanzdienstleistungen. Diese Plattform habe ich später an einen Wettbewerber verkauft. Darauf folgte dann eine Zeit als Online-Produktmanager bei einem Verlag. Ein Angestellten-Verhältnis bietet sicher auch einige Vorzüge, dennoch verspürte ich wieder den Drang, eigene Ideen zu realisieren, worauf es dann zur Entstehung von Elektrofahrrad-einfach.de kam.  

Beschreiben Sie doch kurz, worum es bei Ihrem Geschäft geht! Was verkaufen Sie uns?

Serwotka: Im Grunde bieten wir Mobilitätslösungen an. Die meisten Menschen legen in Deutschland Strecken von unter 20 km zurück. Dafür ist nicht unbedingt ein großes Auto erforderlich und gerade in großen Städten ist das Auto nicht mal die schnellste Möglichkeit, diese Strecke zu bewältigen. Teils geht das mit dem Fahrrad wesentlich schneller, doch natürlich möchte man früh nicht unbedingt verschwitzt am Arbeitsplatz ankommen. Mit einem Elektrofahrrad, einem so genannten Pedelec, fällt der Aspekt der körperlichen Anstrengung aber weg. Will man auf dem Weg nach Hause dann doch noch einen kleinen Workout haben, kann man den Motor auf dem Rückweg einfach ausschalten und sich ordentlich auspowern. Eine Akkuladung reicht für teilweise bis zu 70 km Reichweite und kostet dabei nur wenige Cent.
Diese Eigenschaften machen das Pedelec für uns zu einem der zukunftsträchtigsten Verkehrskonzepte der kommenden Jahre. Doch damit es sich wirklich am Markt durchsetzt, ist es nötig, möglichst viele Menschen von dessen Nutzen zu überzeugen und zum Aufsteigen zu bewegen. Hier setzen wir an. Neben den normalen fertigen Pedelecs, die wir verkaufen, bieten wir auch Nachrüstsätze an, mit denen man sein altes Fahrrad in wenigen Stunden zu einem Pedelec umbauen kann. Diese Lösungen sind gerade für Leute interessant, die bereits vor nicht allzu langer Zeit ein hochwertiges Fahrrad gekauft haben und nicht schon wieder viel Geld für ein neues Pedelec ausgeben möchten. Denn fertige Pedelecs sind verglichen mit Rädern ohne Unterstützung doch wesentlich teurer. Auch für Menschen, die auf Grund eines Handicaps ein Spezialrad benötigen ist dies oft die einzige Möglichkeit, ein Rad mit elektrischer Unterstützung zu bekommen, da diese Nischen von den Radherstellern noch nicht bedient werden.

Wie kam es eigentlich zu der Gründung? Wann haben Sie sich gesagt: „So jetzt machen wir das offiziell!“

Tasch: Wir haben schon während des Studiums viel Zeit damit verbracht, Geschäftskonzepte zu besprechen. Uns war klar, dass der Markt für Elektromobilität einer der interessantesten der nächsten Zeit werden wird. Also haben wir verschiedene Ideen entwickelt, wie man hier für Schwung sorgen kann. Herausgekommen ist schließlich ein Konzept, welches wir für sehr erfolgversprechend hielten und bei welchem wir unsere eigenen Stärken gut nutzen können. Wir haben dann eine Webseite gestartet und online ein paar Resonanztests durchgeführt. Danach war klar, dass wir das Projekt offiziell starten werden.

Hatten Sie einen Businessplan für ELFEi oder haben sie „aus der Lamäng“ gegründet?

Tasch: Einen Businessplan haben wir für Bankgespräche gebraucht und erstellt. Im Übrigen bin ich aber kein großer Freund von langwierig erstellten Businessplänen. Zum einen basiert ein Businessplan gerade bei innovationsgetriebenen  Unternehmen auf zu vielen Annahmen und Schätzwerten, die insbesondere über lange Frist einfach nicht präzise planbar sind. Es ist viel wichtiger, schnell in die Gänge zu kommen und flexibel auf Erfahrungen reagieren zu können. Zum anderen habe ich mal an einem Seminar in der Uni teilgenommen, bei welchem ein Businessangel für die Erstellung von Businessplänen geworben hat. Gleichzeitig erklärte er auch, dass von 100 Businessplänen aber nur 1 oder 2  tatsächlich finanziert werden. Dann frage ich mich: Was ist sinnvoller, mehrere Monate in einen Businessplan zu investieren bei einer Erfolgschance von 1,5%, oder die Zeit zu nutzen, um produktiv tätig zu werden? Sicher, Geschäftskonzepte mit einem sehr hohen Finanzierungsbedarf brauchen Investoren und diese verlangen einen detaillierten Businessplan. Viele Konzepte lassen sich aber auch mit weniger Kapital realisieren.

Erzählen Sie uns: Wie entwickelt man einen Fahrrad-Umbausatz?

Serwotka: Es kommt vor allem darauf an, die richtigen Komponenten zu finden. Diese müssen zuverlässig sein, wetterfest und natürlich miteinander in einem kompletten System auch harmonieren. Das bedeutet natürlich in erster Linie testen, testen, testen und dazwischen immer wieder Anpassungen vornehmen.

Auf welche Arten betreiben Sie Ihr Marketing? Wie werden Menschen auf Ihr Angebot aufmerksam?

Tasch: Wir sind auf den Onlinevertrieb fokussiert. Daher konzentrieren wir uns in erster Linie auf alle Facetten des Onlinemarketings. Außerdem sind unsere Produkte auffällig und werden gern im Freundeskreis vorgezeigt. Viele Kunden kommen daher auf Empfehlung zu uns. Auch auf die Gefahr hin, abgedroschen zu klingen: Gute Produkte, ein guter Service und zufriedene Kunden sind die beste Werbung.

Und wie klappte es bisher mit der Finanzierung? Welche Posten erforderten das meiste Kapital und wie haben Sie es aufgebracht?

Serwotka: Bisher haben wir alles durch Eigenmittel, organisches Wachstum und eine Kreditlinie bei unserer Hausbank finanziert. Wir haben klein angefangen und alles Wachstum aus dem laufenden Geschäft finanziert. Aus diesem Grund haben wir uns selbst am Anfang auch nur ein sehr geringes Gehalt ausgezahlt, um wirklich alle Einnahmen zur Wachstumsfinanzierung nutzen zu können.

Haben Sie noch weiteren Kapitalbedarf? Wofür?

Tasch: Im Moment können wir alle Aktivitäten selber ganz gut finanzieren. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir in Zukunft Pläne realisieren wollen, für die ein höherer Kapitalbedarf entsteht.

Hatten Sie eigentlich „unterwegs“ auch einmal Zweifel, ob die ganze Kiste auch funktioniert?

Serwotka: Wirkliche Zweifel gab es bei mir nie. Der Markt ist definitiv ein Wachstumsmarkt und unsere Produkte sind vom Preis-Leistungsverhältnis der Konkurrenz deutlich überlegen. Es hätte also höchstens an unserem eigenen Engagement scheitern können und dies kann man ja selbst beeinflussen.

Tasch: Außerdem kommt es selten vor, dass eine Idee überhaupt nicht funktioniert. Wenn man nach einer Weile merkt, dass ein Teil besser funktioniert und ein anderer weniger gut, kann man sein Konzept danach neu ausrichten.

Gab es einen Moment, den Sie besonders genossen haben im Zusammenhang mit der Gründung?

Tasch: ein besonderes Erlebnis ist es, wenn man feststellt, dass eine Idee funktioniert und vom Markt angenommen wird.

Serwotka: Oder als die ersten Kunden angerufen haben, die nur darüber  berichten wollten, wie begeistert sie von unserem Elektrofahrrad-Umbausatz sind.

Können Sie beide schon von Ihrem Geschäft leben?

Serwotka: Natürlich. Wir arbeiten beide in Vollzeit in der Firma. Zusätzlich beschäftigen wir Aushilfskräfte für den Versand und die Bestellabwicklung und lagern verschiedene Montagearbeiten an externe Unternehmen in der Region aus.

Weihen Sie uns doch ein wenig in Ihre Zukunftspläne ein: Wird es bald neue ELFEi-Produkte geben? Was haben Sie noch alles im Hinterkopf?

Sewotka: Es wird definitiv neue ELFEi Produkte geben. Ein Release ist für Anfang 2011 geplant. Darüber hinaus werden die bestehenden ELFEi Produkte stetig verbessert.

Ich danke Ihnen beiden fürs Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg!

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