Hallo Herr Schmidt, bitte stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor. Wie sieht ihr beruflicher bzw. unternehmerischer Background aus?
Tilo Schmidt: Als Ideengeber, Gründer, Mitgesellschafter und Berater bin ich in den letzten Jahren für die unterschiedlichsten Unternehmen und Projekte aktiv gewesen. Mich reizt stets das Neue und so haben wir, Konrad Lauten und ich, im Frühjahr Inkubato gegründet, eine Internetplattform zur Finanzierung kreativer Ideen.
Seit Mitte Oktober 2010 bieten Sie mit inkubato Kreativen eine Plattform, auf der sie Kapital für ihre Ideen finden. Wie funktioniert das genau?
Schmidt: Kreative und Macher können ihre Vorhaben und Projekte auf Inkubato mittels Video, Text und Bildern vorstellen. Zudem nennen sie die zur Realisierung benötigte Summe – und den Zeitraum, in dem diese zusammenkommen soll. Ein wichtiges Element sind die Prämien, also Dinge oder Leistungen, die im Zusammenhang mit dem Projekt entstehen und die Unterstützer erhalten. Wer also ein Projekt auf Inkubato unterstützen will, kann einen Betrag bestimmen und eine der dafür möglichen Prämien auswählen. Die Zahlung wird dann bei PayPal authorisiert, aber es findet noch keine Transaktion statt. Erst, wenn ein Projekt am Ende seiner Laufzeit die zur Realisierung benötigte Zielsumme tatsächlich erreicht, fließt Geld. So wird gewährleistet, dass niemand in Projekte investiert, die am Ende aufgrund mangelnden Budgets nicht verwirklicht werden können.
Inkubato ist also ein Weg, kreative Projekte, Produkte, Dienstleistungen und Veranstaltungen vorab zu vermarkten und zu finanzieren. Darüber hinaus bietet die Website eine tolle Möglichkeit, neue Ideen ohne Risiko zu testen – denn verwirklicht wird nur, wenn ein Projekt das erhoffte Feedback in Form finanzieller Unterstützung erhält.
Wie ist die Idee entstanden?
Schmidt: Für viele Kreative kommen Banken, Investoren und Stiftungen aus verschiedenen Gründen nicht infrage – das ist kein Geheimnis. Wir haben deshalb überlegt, wie ein System aussehen könnte, in welchem Initiatoren das benötigte Geld von genau jenen erhalten, die sich für deren Projekte interessieren und begeistern. Und zwar vorab, wenn die Investition getätigt wird – und nicht wie üblich, erst nachdem z. B. das Buch, die Platte oder das Konzertticket verkauft wurde.
In Amerika gibt es seit etwas mehr als einem Jahr Kickstarter.com . Ähnliches wollen wir im deutschsprachigen Raum etablieren.
Und wie haben Sie den Start von inkubato finanziert? Via Crowdfunding?
Schmidt: Nein, wir haben private Investoren gewonnen. Es gab ja auch noch keine Crowdfunding-Plattform, die uns das erlaubt hätte...
Wie wird das Angebot bis jetzt angenommen? Gibt es genügend kreative Projekte einerseits? Genügend Geldgeber andererseits? Und wie erreichen Sie beide Zielgruppen?
Schmidt: Inkubato ist seit einigen Wochen am Start. Es sind schon einige Projekte online und weitere folgen in den nächsten Wochen. Wir sind überrascht, wie gut der Zuspruch für einige Projekte ist, wenngleich nicht für alle. Wie erfolgreich die einzelnen Projekte letztendlich sind, wird sich schon in einigen Wochen zeigen, wenn deren Laufzeit endet.
Unsere Zielgruppen erreichen wir durch klassische Öffentlichkeitsarbeit und Social Media. Letztere sind in unsere Website so eingebunden, dass jeder User Projekte auf einfache Weise im eigenen Netzwerk bekanntmachen kann.
Kürzlich haben Sie am betapitch in Berlin teilgenommen. Wie war die Resonanz auf ihr Konzept?
Schmidt: Beim betapitch wurden wir zusammen mit 7 weiteren Projekten kurzfristig zur Präsentation eingeladen. Inkubato wurde sehr positiv aufgenommen, sicher auch, weil viele der Anwesenden selbst potentielle Projektinitiatoren sind. Es wird spannend, welche Synergien sich daraus entstehen.
Verstehen Sie sich als Social Entrepreneur? Und was verstehen Sie unter diesem Begriff?
Schmidt: Inkubato versteht sich als Plattform für Initiatoren und Community, mit dem Ziel, durch Crowdfunding Projekte gemeinsam zu ermöglichen und davon auch gemeinsam zu profitieren. Social Entrepreneurs gehören damit in gewisser Weise zu unserer Zielgruppe. So gesehen erfüllt Inkubato ganz sicher eine soziale Funktion. Ob wir selbst deshalb als Social Entrepreneurs gelten, ist uns weniger wichtig.
Wie wird es mit inkubato weitergehen? Welche Ziele wollen Sie 2011 wie erreichen?
Schmidt: Im Moment geht es vor allem darum, interessante, inspirierende Projekte zu starten – und diese auch zu finanzieren. Es versteht sich von selbst, dass es dazu ausreichend Unterstützer braucht. Die wollen wir erreichen. Jedes erfolgreiche Projekt hilft, die von Inkubato angebotene Form des Crowdfunding auch in Deutschland zu etablieren.
Vielen Dank für das Interview!