Digitale Wirtschaft & IKT

Für Angela Merkel mag das Internet noch „Neuland“ sein, für Sigmar Gabriel ist es aber ein extrem wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deswegen wollen er und die deutsche Wirtschaft das Thema Digitalisierung schnell vorantreiben, damit Deutschland als digitales Wachstumsland Nr. 1 etabliert werden kann.

Was es mit der Digitalen Wirtschaft bzw. Internetwirtschaft (IKT), der Industrie 4.0, dem Cloud Computing, den Smart Services und disruptiven Technologien und mehr auf sich hat, erklären wir hier.

Digitale Wirtschaft und das digitale Arbeiten: Was bedeutet das?

Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige sind im Umbruch: Immer mehr Daten (Big Data) werden miteinander verknüpft (Smart Data) und führen dank BI Business Intelligence zu neuen Dienstleistungen (Smart Services) und Produkten.

Gleichzeitig werden Geschäftsprozesse durch die mobile Internetnutzung sowie Anwendungen von Cloud Computing, SaaS und Social Media tangiert und für neue Geschäftsmodelle genutzt. Die Wirtschaft und das IKT-Management sind von diesen Veränderungen in ihrem Kern massiv betroffen, weswegen es zu einer Transformation kommt.

Kurz: Die digitale Transformation birgt sehr viele Themen in sich. Diese haben einen Wandel eingeläutet, der gerade in den nächsten Jahren zu einer Umgestaltung der Volkswirtschaft führen wird.

Diese Transformation umfasst viele Bereiche. Zum Beispiel ist sie eine neue Stufe der industriellen Evolution, was mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“ umrissen wird.

Nicht nur die Industrie wird zunehmend digitalisiert, es trifft auch andere Bereiche unseres Lebens. Zum Beispiel die Infrastrukturen: Unsere Dörfer werden zu Smart Villages und unsere Städte womöglich zu Smart Cities, mit denen die Herausforderungen des Bevölkerungswachstums und des Klimawandels gemeistert werden könnten. 

Industrie 4.0

Wenn Deutschland das erklärte Ziel, digitales Wachstumsland Nr. 1 in Europa zu werden, erreichen soll, müssen dafür marktfähige und sichere Informations- und Kommunikationstechnologien entwickelt und Standards bei wichtigen digitalen Anwendungen gesetzt werden, um Deutschland gleichzeitig zum Leitanbieter für intelligente Produktion und Logistik und Leitmarkt für intelligente Produkte zu machen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Industrie 4.0 steht für die vernetzte Produktion (Networked Production). Sie hat das Potenzial, Wertschöpfungsketten grundlegend neu zu gestalten und die Geschäftsmodelle der deutschen Leitbranchen wie Anlagen- und Maschinenbau, Automobilbau, Elektro- und Medizintechnik erheblich zu beeinflussen.

Tipp: Wie Unternehmen den täglichen Datenverkehr schützen können

Was bringt die Digitalisierung?

Es wird eine Zäsur eingeläutet. Die physische und virtuelle Welt wachsen zusammen, wodurch sich unter anderem Produkte, Prozesse und Services extrem stark verändert werden. Neue Angebote und Möglichkeiten führen zur Disruption, also zum Aufbruch und zur Umformung bekannter Strukturen und Wege. Beispielsweise gehört die Produktion und der Vertrieb von Musik-CDs der Vergangenheit an, Downloads und Streaming sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

In der Digitalwirtschaft vernetzen sich Menschen mittels Social Media, werden Waren dank E-Commerce schneller bestellt und durch mobile Geräte wie Smartphones und Tablets wird die Verbreitung und Nutzung des Webs beschleunigt. Die Internetwirtschaft bietet ein Kaleidoskop an neuen Möglichkeiten, Geschäftsbereichen und Jobs.

 


Nachdem in den Anfangsjahren der mobilen Devices der Endkonsument im Fokus stand, vollzieht sich nun ein Wandel zur professionellen und industriellen Nutzung. Die Digitalisierung der Wirtschaft führt zu einer neuen Wertschöpfung. Sie liegt mehr in der Erhebung und Verarbeitung von Daten, als bei klassischen, physischen Industriegütern.

 


Cloud Computing, Big Data, Software as a Service (SaaS), Internet of Things (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) oder Robotik sind verschiedene Bereiche, die zu den Wachstumstreibern gehören. Unterstützt wird das unter anderem durch das rasante Wachstum der Speicherkapazitäten („Moore’sches Gesetz“) und der Digitalisierbarkeit vieler Lebensbereiche. Viele Manager sind sich deswegen einig: Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert!

IKT, die Informations- und Kommunikationstechnologie (Englisch: ICT für Information and Communication Technology), gehört somit zu den Schlüsselbranchen, welche die Digitale Wirtschaft trägt. Die Transformationen bietet viele Potentiale und Herausforderungen, aber auch einige Risiken. Denn der Wandel betrifft nicht nur wirtschaftliche Prozesse, sondern wird auch von einer gesellschaftlichen Transformation begleitet. Dazu gehören Veränderungen im Berufs- und Privatleben.

Laut einer Publikation des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) zum Thema Digitale Wirtschaft und Industrie 4.0 ist der Mittelstand der Motor für die Wirtschaftsentwicklung. Große Familienunternehmen wie auch Startups können, sollen und werden die Digitalisierung in Deutschland voran bringen.

Monitoring Report Digitale Wirtschaft: IKT-Marktzahlen von BMWi und TNS Infratest

Die IKT zählt zu den wichtigen Wirtschaftszweigen in Deutschland. Die Marktzahlen belegen das: Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, BMWi, arbeiten über eine Million Menschen in der Informations- und Kommunikationsbranche, verteilt auf rund 91.000 Unternehmen. Sie gehören zu den Innovationstreibern der Digitalen Wirtschaft.

Laut dem „Monitoring Report Digitale Wirtschaft 2014“ des BMWi werden in Deutschland pro Jahr zirka 7.000 Firmen in der IKT-Industrie gegründet. Im Jahr 2013 generierte die Digitalbranche einen Umsatz von 226 Milliarden Euro, womit sie so viel wie der Automobilbau und mehr als der Maschinenbau umsetzte.

Auch die reine Internetwirtschaft wächst, was laut Hochrechnungen weiter anhalten soll.


Wie TNS Infratest unterstreicht, investiert die ITK-Branche pro Jahr über 15 Milliarden Euro. Die Marktzahlen zeigen, dass seit 2013 über 35 Prozent der deutschen Industrieunternehmen eine Digitale Strategie beziehungsweise eine Transformation zur Digitalisierung verfolgen. Auch die Bundesregierung setzt auf die sogenannte Industrie 4.0. Deswegen stellte sie Ende August 2014 ihre Digitale Agenda vor.

Die Digitale Agenda der Bundesregierung

Die Digitale Agenda unterstützt die Zukunftsprojekte Industrie 4.0 und Smart Services der Hightech-Strategie, die zu einer Ressort-übergreifenden Innovationsstrategie weiterentwickelt werden soll, zur Sicherung und zum Ausbau Deutschlands als leistungsfähigem Produktions- und Innovationsstandort und zur Rückholung von Produktionen nach Deutschland.

Es sollen insbesondere kleine Unternehmen und der Mittelstand darin unterstützt werden, ihre Wettbewerbsfähigkeit mit neuen Systemen wie ERP und CRM zu verbessern, sowie Innovationsfähigkeit durch Anwendung und Entwicklung neuer digitaler Technologien sowohl hinsichtlich neuer Güter und Dienstleistungen als auch der Optimierung ihrer Geschäftsprozesse z.B im E-Commerce zu erhöhen.

Weitere Maßnahmen im Rahmen der Digitalen Agenda:

  • Der Auf- und Ausbau von Forschungs- und Technologieprogrammen mit hohem Transfer in die Wirtschaft, u.a. bei Autonomik, 3D, Big Data, Cloud Computing und Mikroelektronik.
  • Das Anstoßen neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungsinnovationen durch die Unterstützung bei der Entwicklung und Verbreitung sicherer und datenschutzfreundlicher Big-Data- und Cloud-Anwendungen
  • Die Stärkung von Vertrauen und Sicherheit bei der Nutzung digitaler Dienste einschließlich der Stärkung der deutschen digitalen Sicherheitswirtschaft
  • Die Unterstützung des Mittelstands bei der Internationalisierung und dem Zugang zu Wachstumskapital für Wachstumsstrategien.
  • Die Förderung von Normen und Standards, um die Verzahnung der klassischen Industrie mit der IKT über reibungslose Schnittstellen zu gewährleisten

Stimuliert werden soll die Digitalisierung in wichtigen Zukunftsmärkten und -bereichen durch:

  • Den Aufbau von Kompetenzzentren zur Information und Demonstration von Best-Practice-Beispielen für Industrie 4.0 und Smart Services für den Mittelstand und das Handwerk sowie die Förderung benutzerfreundlicher Anwendungen und Dienste (Usability)
  • Die Förderung von Smart-Home-Anwendungen
  • Die IKT-basierte Unterstützung der (Elektro-)Mobilität
  • Die Unterstützung des digitalen Wandels in der Kreativ- und Medienwirtschaft , der große Chancen für neue Kundengruppen eröffnet
  • Die Förderung der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes ("Green durch IT" und Green IT)
  • Die Unterstützung der Digitalisierung des Bauens
  • Die Weiterentwicklung gesetzlicher Vorgaben zur Integration der Telemedizin
  • Den Ausbau der eHealth-Initiative der Bundesregierung und die stärkere Vernetzung mit der Innovationstätigkeit der Gesundheitswirtschaftsunternehmen und Gewährleistung der Interoperabilität und Sicherheit von IT-Systemenrbeitet wird bereits an der Strategie " Intelligente Vernetzung ", die in den Basissektoren Bildung, Energie, Gesundheit, Verkehr und Verwaltung zusätzliche Wachstums- und Effizienzpotenziale durch IKT schaffen soll. Digitalisierung und Vernetzung in diesen Bereichen tragen nach der Agenda dazu bei, die Leistungsfähigkeit von Basissystemen des Gemeinwesens zu steigern.

Gleichzeitig dämpft eine IKT-gestützte, effizientere Nutzung bestehender Infrastrukturen die Kosten für private und öffentliche Haushalte.

Digitale Wirtschaft: Chancen und Risiken

Laut dem BMWi profitiert die deutsche Wirtschaft durch die voranschreitende Internetwirtschaft und der Industrie 4.0, weil sich neue Marktchancen auftun und Möglichkeiten zum Export geschaffen werden. Die Digitalisierung soll zudem zur Energie-Effizienz und zur Schonung von Ressourcen beitragen. Mit den neuen Technologien kann die Lebensqualität gesteigert werden, da die Menschen mehr Freiheiten erhalten, die soziale Vernetzung gefördert und die Gesundheitsversorgung verbessert wird.

Durch die Informations- und Kommunikationstechnologie bzw. der Digitalen Wirtschaft sollen neue, gute Arbeitsplätze mit hohen Standards und flexiblen Modellen geschaffen werden. Diese Jobs setzen aber qualifizierte Mitarbeiter voraus, die bestimmte Skills erfüllen müssen.

Viele Betriebe sehen sich heute oder morgen vom Generationenkonflikt betroffen. Die Herausforderungen der ITK sind aber ganz andere – nämlich die der disruptiven Technologien.

Digitalisierung sorgt für Disruption

In der Startup-Szene, die einen wichtigen Teil zur Entwicklung der ITK beiträgt, hört man immer wieder das Schlagwort „Disruption“. Der Begriff beschreibt Technologien, die bestehende Dienstleistungen, Produkte oder Strukturen aufbricht, revolutioniert und gar komplett verdrängt.

Von Robotern, die eigenständig Maschinen produzieren, bis hin zu selbstfahrendes Autos gibt es unterschiedliche Bereiche, in denen Disruption stattfinden kann. Hier ein paar Beispiele für disruptive, digitale Technologien:

  • Cloud Technology: Hard- und Software-Ressourcen sowie Dienstleistungen werden über das Internet bereit gestellt.
  • Internet of Things: Produkte, die durch Sensoren und durch Netzwerk-Technologie smarter werden. Sie führen zum Internet der Dinge.
  • Automatisierung der IT: Intelligente Systeme, die Aufgaben erfüllen können – und das auch auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI).
  • Robotik: Leistungsfähigere Roboter, die aufgrund von KI und verbesserter Geschicklichkeit die Automatisierung voran bringen.
  • Autonome Fahrzeuge: Mitdenkende Systeme und selbstfahrende Vehikel.
  • Mobiles Internet: Ausbau der Strukturen, um die Vernetzung zu erhöhen und die Preise zu senken.

Weitere Ansätze für dirsruptive Technologien findet man u.a. im McKinsey-Report „Advances that will transform life, business, and the global economy“.

Herausforderungen für die Mitarbeiter

Durch die digitale Transformation werden bestehende Berufsbilder teilweise stark beeinflusst. In einigen Bereichen der Industrie rückt das technische Wissen mehr in den Fokus als ein handwerkliches Geschick. Planungs- und Organisationsfähigkeiten und Online-Skills werden wichtiger.

Kompetenzverschiebungen sind nötig, um fit für die digitale Wirtschaft zu sein, wie es folgendes Schaubild eines Service-Technikers zeigt.


(Bild: Siemens)

In der Digitalen Wirtschaft kommt es zu einer fortschreitenden Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, zur Bildung von temporären und virtuellen Teams sowie zu einer fortschreitenden Dezentralisierung der Verantwortung. Dadurch steigen die Aufgaben und die Komplexität mancher Berufe nimmt zu. Das führt zu neuen Anforderungen an die Mitarbeiter.

Zudem werden in der Hightech-Wirtschaft qualifizierte Mitarbeiter in unterschiedlichen Bereichen benötigt. Sie kommen beispielsweise bei der Infrastruktur- und Verbindungstechnik, der Softwareentwicklung, den Server- und Speichertechnologien, in der Robotik oder bei der Datenanalyse zum Einsatz.

Um das benötigte Fachwissen und Fachpersonal zu erhalten, müssen Ausbildungsinhalte an den Schulen und Universitäten angepasst werden. Auch betriebliche Qualifizierungsangebote wie Coaching und Wissenstransfer sind nötig. Hierfür gibt es spezielle Förderprogramme, zum Beispiel das Programm „Weiterbildungsfinanzierung 4.0“ der L-Bank.

Ausbildung und Fortbildung sind zwar essentiell für die digitale Transformation, doch es gelten zusätzlich weiterhin klassische Eigenschaften für Mitarbeiter. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durch eine repräsentative Umfrage herausfand, wollen die Unternehmen mehr als IT-Nerds - soziale Kompetenzen sind ebenso wichtig.

BVDW: Bundesverband Digitale Wirtschaft

Der Interessenverband für die IKT-Branche ist der Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V., ehemals unter dem Namen Deutscher Multimedia Verband e.V (dmmv) bekannt.

Passend zum Slogan „Wir sind das Netz“ hat der BVDW über 600 Mitglieder, die aus verschiedenen Branchenzweigen wie beispielsweise Digital Commerce, Social Media oder Mobile Marketing stammen. Der Bundesverband der Digitalwirtschaft hat seinen Sitz in Düsseldorf.

Seit Februar 2016 bietet der BVDW einen Youtube-Channel an, auf dem komplexe Fachthemen kurz und verständlich erklärt werden. Hierbei geht es beispielsweise um Connected Commerce.

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