Was ist eine Lieferantenanalyse

Professionelle Vorbereitung zur Auswahl von möglichen Lieferanten

Mit der Lieferantenanalyse werden Sie im Einkauf in die Lage versetzt, präzisere Vorhersagen und Einschätzungen über die Leistungen potenzieller Lieferanten abzugeben. Die Lieferantenanalyse ist eines der wesentlichen Werkzeuge jedes professionellen Einkaufs.

Grundlagen einer effizienten Lieferantenanalyse

  • Mit der Lieferantenanalyse erhalten Sie ein Werkzeug, mit dem Sie aus dem Topf der Anbieter die Leistungen zukünftiger Lieferanten transparenter machen können.
  • Die Lieferantenanalyse soll Ihnen außerdem helfen, fundierte Daten zu anstehenden Einkaufsentscheidungen schneller bereit zu haben. Sie erleichtern sich so die Auswahl möglicher neuer Lieferanten.

Experten-Rat: Verwechseln Sie die Lieferantenanalyse nicht mit der Lieferantenbewertung zur Beurteilung Ihrer existierenden Lieferanten. Es geht bei der Lieferantenanalyse in erster Linie um die Vorbereitung der Neuauswahl.

Die Ziele der Lieferantenanalyse:

Ziel der Lieferantenanalyse ist es, ein Werkzeug einzusetzen, mit dem Sie relevante Anbieter strukturierter auf die individuellen Bedürfnisse hin untersuchen können. Darüber hinaus schaffen Sie die Möglichkeit, dass alle nicht direkt an der Lieferantenauswahl beteiligten Mitarbeiter, eine getroffene Auswahlentscheidung nachvollziehen können.

Weitere Möglichkeiten der Lieferantenanalyse:

  • Schwierigkeiten oder Chancen möglicher Lieferantenbeziehungen bereits im Vorfeld zu erkennen.
  • die Lieferantenauswahl schnell und einfach durch eine professionelle Informationsaufbereitung zu unterstützen.
  • ein strukturiertes Gesamtbild über die Leistungen des Beschaffungsmarkts zu erhalten.

So führen Sie eine Lieferantenanalysen selbst durch:

Bevor Sie mit der Durchführung von Lieferantenanalysen beginnen, sollten Sie unbedingt zuerst die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen an die Lieferanten geklärt haben. Hilfreich bei der Definition der eigenen Bedürfnisse ist es, wenn Sie vom „Groben“ ins „Feine“, also von der Strategie in die Details gehen. Klären Sie Ihre Bedürfnisse so präzise wie möglich und starten Sie erst dann mit der Analyse der Lieferanten.

1. Klären Sie relevante Punkte im Vorfeld ab:

  • Passt der Lieferant grundsätzlich zum eigenen Unternehmen?
  • Ist der Lieferant dazu in der Lage, die Produkte, die Sie benötigen, selber zu fertigen?
  • Was spricht besonders für die im Vorfeld ausgewählten Lieferanten?
  • Welche Ergebnisse brauchen Sie im Unternehmen und erwarten deshalb diese auch von den Lieferanten?
  • Wie steigert der Lieferant durch seine Leistungen und Ressourcen die Leistungen Ihres Unternehmens?
  • Welche der vorliegenden Lieferanten haben das Potenzial Ihren strategisch entscheidenden Bedürfnissen zu entsprechen?

2. Sammlung, Erfassung und Archivierung von Daten

Wenn Sie die Lieferantenanalyse als ein strategisches Schwerpunktthema in Ihrem Einkauf nutzen wollen, dann sollten Sie damit beginnen, die Sammlung und Organisation der Daten als erstes zu klären. Ihre „gesammelten Werke“ bilden später zu einem großen Teil die Grundlage für die Optimierung der Lieferantenbeziehungen. Achten Sie bereits bei der Installation von Datenbanken auf Ihre möglichen Nutzungsmöglichkeiten.

Informationen zur Datensammlung erhalten Sie an den unterschiedlichsten Stellen:

  • Gespräche mit eigenen Kollegen, die Kontakt zum Lieferanten von einer anderen Seite pflegen (z. B. Buchhaltung).
  • Suche nach öffentlich verfügbaren elektronischen und konventionellen Informationen.
  • Gespräche mit Mitarbeitern des Lieferanten(Vertriebsmitarbeiter, Techniker etc.).

Berücksichtigen Sie bei Ihrer Suche nach Lieferanteninformationen mindestens 2 Arten von Daten:

  • öffentlich zugängliche Daten und Informationen vom Lieferanten
  • Daten und Informationen, die durch den Lieferanten zur Verfügung gestellt wurden

Ihre Analyse der Lieferantendaten

Zur Analyse der Daten gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Sie nutzen können. Vom eigenen selbst zusammengestellten Analysetool über allgemein bekannte Analysen bis hin zur ganz speziellen von Experten erarbeiteten und auf bestimmte Parameter ausgerichteten Analysen.

Datenanalyse mit dem SCOPE-Konzept:

Das hier beschriebene SCOPE-Konzept orientiert sich an der von M. Büsch im Praxishandbuch – Strategischer Einkauf (Link zu Amazon)– veröffentlichten Version. Hinter dem Kürzel SCOPE verbirgt sich eine interessante Möglichkeit zur Strukturierung der gesammelten Informationen über potenzielle Lieferanten.

Die 5 Kategorien des SCOPE-Konzepts:

  • Strategic Fit (langfristige Eignung)
  • Customer Portfolio (Referenzportfolio)
  • Operational Excellence (operative Kompetenz)
  • Product and Process Development (Produkt-und Prozessentwicklung)
  • Economic Viability (wirtschaftlicher Erfolg)

Tipp: Hinter jeder der Kategorien befinden sich zwar Elemente, die in Ihrer Zusammenstellung schlüssige Aussage zu einzelnen Lieferanten zulassen, aber trotzdem eher allgemein gestaltet sind. Sie sollten die für Ihr Unternehmen bedeutsamen Elemente auswählen und ergänzen.

„S“ = Strategic Fit

Mit dieser Kategorie ermitteln Sie, wie gut die strategischen Ziele, die Organisation und das Produktprofil zu Ihrem Unternehmen passen.

  • Management-Ansatz
  • strategische Ausrichtung
  • Aufbau- und Ablauforganisation

„C“ Customer Portfolio

Mit dieser Kategorie ermitteln Sie die Beziehungen des Lieferanten zu seinen Kunden.

  • Marktposition
  • wichtigste Referenzen
  • Kundenzufriedenheit
  • Image des Lieferanten

„O“ Operative Excellence

Mit dieser Kategorie ermitteln Sie einen Gesamtüberblick über die operativen Kompetenzen des Lieferanten.

  • Methodenkompetenz
  • Qualitätslevel
  • Vorlieferanten-Basis
  • Logistikkompetenz
  • Fertigungskompetenz
  • Qualifizierungslevel

„P“ Product Development

Mit dieser Kategorie ermitteln Sie die Möglichkeiten des Lieferanten, eine Produktentwicklung aktiv selber zu gestalten.

  • Projekt-Know-how
  • eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
  • Schlüsselkompetenzen des Lieferanten

„E“ Economic Viability

Hier ermitteln Sie die finanzielle Situation und die Möglichkeiten eines Lieferanten.

  • Kostenstruktur
  • Umsatzentwicklung
  • Gewinnsituation
  • allgemeine finanzielle Situation

3. Auswertung der Daten zur Unterstützung der Auswahlgrundlagen

Wenn Sie einmal begonnen haben, Informationen und Daten zu Anbietern zu sammeln, sollten Sie diese selbstverständlich auch analysieren und auswerten, um hierdurch auch die Entscheidungsgrundlagen im Einkauf zu optimieren. Um mit den gesammelten Daten sinnvolle Ergebnisse zu erhalten, benötigen Sie Informationen zu den eigenen wichtigsten Unternehmensbedürfnissen. Diese sind je nach der zu kaufenden Leistung oder dem zu kaufenden Produkt unterschiedlich. Eine Priorisierung der Bedürfnisse sollte dabei nach Bedeutung für das Unternehmen vorgenommen werden: 1. zwingend erforderlich; 2. wichtig; 3. interessant.

S C O P E
wichtige Unternehmensbedürfnisse Strategie Fit Customers Portfolio Operational Excellence Product & Process Developement Economic Viabllity
Ständige Produktverbesserungen wichtig interessant zwingend erforderlich interessant interessant
niedrige Herstellerkosten wichtig interessant zwingend erforderlich interessant zwingend erforderlich
sehr hohes Qualitätsniveau zwingend erforderlich wichtig zwingend erforderlich wichtig interessant
gemeinsame Produktentwicklung zwingend erforderlich interessant wichtig zwingend erforderlich

wichtig

Die Priorisierung erleichtert Ihnen zu erkennen, auf welche der 5 SCOPE-Kategorien Sie sich bei der Lieferantenauswahl besonders konzentrieren müssen. Die Lieferantenanalyse zeigt Ihnen auf, welche Informationen Ihnen in ausreichendem Maße vorliegen, um zu den entscheidenden Bedürfnissen des Unternehmens auch die richtigen Bewertungen vorzunehmen.

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