Energiemanagementsysteme: Hintergrundinformationen und Förderung

Aufgrund der Globalisierung müssen deutsche Unternehmen nicht nur mit den Mitbewerbern aus dem Inland, sondern auch mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) wie auch Großbetriebe sind die Energiepreise ein zentraler Faktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Bei der Produktion machen die Energiekosten im Durchschnitt rund 10% der gesamten Kosten aus. In der energieintensiven Chemie-, Pharma- und Stahlindustrie können die Energiekosten sogar bis zu 40% der Produktionskosten ausmachen. Der effizientere Umgang mit Energie ist somit für viele Unternehmen extrem wichtig.

Deswegen wird Energieeffizienzmaßnahmen wie Energiemanagementsystemen (EMS) seit einigen Jahren eine immer größere Bedeutung zugemessen. Hier gilt es unter anderem, im Rahmen des EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) sich an Normen wie ISO 50001 zu halten. Um die Kosten für EMS zu reduzieren, gibt es die Förderung.

Was es unter anderem mit den Energiemanagementsystemen, dem Energieaudit, der Erstzertifizierung, der EMS-Förderung, den ISO-Normen, den politischen Bestrebungen, der Aufgabe eines Energiebeauftragten oder Energiemanagers auf sich hat - all das und noch mehr erklären wir Ihnen hier.

Was bedeutet Energiemanagement?

Bei Wikipedia wird das Energiemanagement als „Planung und Betrieb von energietechnischen Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten“ zusammengefasst. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beschreibt es so: „Energiemanagement umfasst die Summe aller Maßnahmen, die geplant und durchgeführt werden, um bei geforderter Leistung einen minimalen Energieeinsatz sicherzustellen. Energiemanagement nimmt Einfluss auf organisatorische und technische Abläufe sowie Verhaltensweisen, um unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens oder einer Organisation zu senken und die Energieeffizienz durch einen ganzheitlichen Ansatz kontinuierlich zu verbessern."

Um das Energiemanagement durchzuführen, setzt man entsprechende Systeme ein. Zudem gibt es die Disziplinen Energiemonitoring und Energiecontrolling.

Was ist ein Energiemanagementsystem?

Energiemanagementsysteme, auch Energie Management Systeme oder abgekürzt EMS bzw. EnMS geschrieben, erfassen die Energieströme, indem Anlagen mit Messsystemen versehen und überwacht werden. Durch ein EMS können Firmen Ihre gesetzten Ziele im Bereich Energieverbrauch erfassen und kontinuierlich verbessern, was zu einer besseren Energieeffizienz führt.

Oder anders ausgedrückt: „In einem Energiemanagementsystem werden die Energiepolitik, die Planung, Einführung und das Betreiben von Anlagen das Überwachen und Messen, die Kontrolle und Korrektur, interne Audits sowie eine regelmäßige Überprüfung des Energieverbrauchs durch das Management gestaltet und umgesetzt“, sagt das BAFA.

Was bringt ein EMS? Die Vorteile eines Energiemanagementsystems

Kurz gesagt: Durch Energiemanagement sollen die Ressourcen besser genutzt werden, um Kosten zu senken und zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz beizutragen. Stichwort: Energieeffizienzmaßnahmen.

Ausführlicher beschrieben bedeutet das: Durch ein gut funktionierendes Energiemanagementsystem wird der Energieeinsatz reduziert und damit zugleich die Produktionskosten gesenkt. Die Einsparungen können signifikant sein, wodurch eine deutlich bessere Wettbewerbsfähigkeit entsteht. Zudem tragen Unternehmen mit EnMS bzw. EMS zur umweltgerechten, energieeffizienten Produktion bei, was mit einem positiven Image verbunden ist.

Neben dem Einsatz der Energiemanagementsysteme gibt es weitere Wege, um die Energieeffizienz zu steigern. Das waren laut einer DIHK-Unternehmensbefragung im Jahr 2013 die meist gegebenen Antworten:


(Quelle: DIHK)

Verpflichtung durch EMAS

Trotz verschiedener Möglichkeiten und Wege, um die Energieeffizienz zu verbessern, sind Energie Management Systeme ein wichtiger Baustein. So müssen große Unternehmen gemäß EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) seit 2015 ein EMS bzw. Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 einführen.

Das EMAS ist eine Mischung aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung inklusive Energieaudit der Europäischen Union, weswegen es auch als Öko-Audit oder EU-Audit bezeichnet wird. Unabhängige Umweltgutachter erstellen hierbei eine Umwelterklärung, welche von den EMAS-beteiligten Organisationen veröffentlicht werden. Damit ist nachvollziehbar, welchen Einfluss ein Unternehmen auf die Umwelt hat. Hierdurch können unter anderem die Umweltschutz-Maßnahmen verbessert werden.

Politische Ziele und Aktivitäten für ein besseres Energiemanagement

In Sachen Klimaschutz gehört die Bundesrepublik Deutschland weltweit zu den aktivsten Akteuren. Die Bundesregierung unterstreicht immer wieder die Wichtigkeit des Klimaschutzes, wozu unter anderem die deutliche Reduzierung der Treibhausgase gehört. Beispielsweise gab es im Jahr 2010 das ausgegebene Ziel, den Primärenergiebedarf bis 2050 zu halbieren. Zudem wurde ein Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) geschaffen.

Die deutsche Industrie soll einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem sie ihren Energieverbrauch reduziert. Das soll durch neue Prozesse und Technologien erreicht werden. Um die Ziele und Forderungen zu erreichen, hat die Bundesregierung verschiedene Fördermaßnahmen in die Wege geleitet. Das bedeutet, das beispielsweise Energiemanagementsysteme teilweise mit Fördermittel finanziert werden können.

Was bedeuten die DIN- und ISO-Normen?

Im Rahmen des Energiemanagements bzw. der EMS gibt es verschiedene Normen, die immer wieder genannt werden. So beschreibt ISO 14001 eine Reihe von Anforderungen an Umweltmanagementsysteme, wodurch ein nachhaltiges Managen möglich werden soll. Früher gab es zudem die DIN EN 16001 für Energiemanagementsysteme. Diese wurde durch die internationale Norm DIN EN ISO 50001 im Jahr 2012 ersetzt.

Mit ISO 50001 ist es Unternehmen möglich, ihre Energieeffizienz durch den Einsatz von EnMS zu erhöhen. Möchten Unternehmen Ihre Energiemanagementsysteme durch Förderung bezuschussen lassen, so müssen diese nach dieser ISO-Norm zertifiziert sein.

Was muss man bei der Umsetzung beachten?

Wer ein EMS einführt, muss unterschiedlichste Dinge beachten. Dazu gehört unter anderem die Definition eines Energieziels. Dieses soll – typisch für Leistungskennzahlen (KPI) – nachvollziehbar und messbar sein. Daraus resultiert eine Energiebilanz und eine Übersicht der Energieeinsparmaßnahmen. Denn nur durch die Erhebung und Analyse von valider Daten kann man seine Ziele erreichen und die Ergebnisse bzw. die Energieeffizienz verbessern. 

Energiemanager, Energiebeauftragter & Energieberater: Wer beschäftigt sich mit EnMS?

Es gibt verschiedene Personen, die sich mit Energiemanagementsystemen befassen. Dazu gehören Energiemanager, Energiebeauftragte und Energieberater. Während der Energiemanager die Einführung eines EMS im Unternehmen konzipiert und das wirtschaftliche Projektmanagement übernimmt, kümmert sich der Energiebeauftragte um administrativen Aufgaben, wozu beispielsweise die Überwachung der notwendigen Arbeiten gehört.

Für die Installierung eines EnMS müssen alle verantwortlichen Personen nach ISO 5001 fachlich geschult und zertifiziert sein. Einen solchen Nachweis erhält man durch die Teilnahme an entsprechenden Schulungen. Die Weiterbildung bzw. Ausbildung zum geprüften Energiemanager kann über eine IHK oder über Anbieter von Fernlehrgängen erfolgen.

Neben dem Energiemanager und Energiebeauftragten gibt es noch die Energieberater. Hierbei handelt es sich um externe Fachleute, die technische Geräte auf ihre Energiebilanz begutachten können oder bei der Energieberatung unterstützend tätig sind.

Durch wen kann man Energiemanagementsysteme fördern lassen?

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontroller (BAFA) unterstützt zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Einführung von EMS in Unternehmen, indem es hierfür Fördermittel bereitstellt. Hierdurch sollen Systemen, die zu einem effizienteren Energieverbrauch beitragen, unterstützt werden. Die Bundesregierung legte dafür einen speziellen Energieeffizienzfonds zur Förderung auf.

EMS: Was kann man fördern lassen?

Die Fördermittel des BMWi können für folgende Maßnahmen im Bezug auf Energiemanagementsysteme genutzt werden:

  • Erstzertifizierung eines EnMS nach ISO 50001 oder Systeme nach Anlage 2 der SpaEfV (Spitzenausgleich Effizienzverordnung)
  • Kauf von Zähl-, Mess- und Sensor-Technologien für EMS
  • Anschaffung von speziellen Programmen (Software) für Energiemanagementsysteme
  • Schulung von Mitarbeitern zum Energiemanagement-Beauftragten
  • Externe Energieberater, die bei der Konzeption, Installation und dem Betrieb der Energiemanagementsysteme unterstützen

Wer kann die Förderungen für Energiemanagementsysteme erhalten?

Für die staatlichen Fördermittel zur Umsetzung von EnMS gelten ein paar Vorgaben. Diese sind unter anderem:

  • Das Unternehmen muss eine rechtlich selbstständige Einheit sein und einen Sitz oder eine Niederlassung in Deutschland haben.
  • Das System für die effizientere Nutzung der Energie muss in der Bundesrepublik oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zum Einsatz kommen
  • Die Firma muss als mittelständisches Unternehmen eingeordnet sein.
  • Der Antragsteller muss nachweisen, dass seine durchschnittlichen Jahresenergiekosten unter 200.000 Euro liegen.
  • Die Energie Management Systemen müssen mindestens drei Jahre lang zum Einsatz kommen.

Wer ist von der Energiemanagementsystem-Förderung ausgeschlossen?

Nicht alle Unternehmen können die Fördergelder für EMS erhalten. Der Gesetzgeber hat hierfür ein paar Ausnahmen definiert. Nicht antragsberechtigt sind beispielsweise:

  • Kirchen und Unternehmen, an denen die Kirche zu über 25% beteiligt ist
  • Vereine, gemeinnützige Körperschaften und Stiftungen
  • Insolvente Firmen bzw. Antragsteller, bei denen ein Insolvenzverfahren beantragt wurde
  • Land- und Forstwirtschaftsbetriebe sowie Unternehmen im Steinkohlebergbau und in der Fischerei
  • Der Bund, die Bundesländer oder damit verknüpfte Einrichtungen

Wie hoch sind die EnMS-Fördersummen?

Die Höhe der Fördermittel fällt unterschiedlich aus. Die Förderungsmöglichkeiten sind an bestimmte Voraussetzungen bzw. Einsatzzwecke gebunden. Das sind beispielsweise (Stand: September 2016):

  • Erstzertifizierung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001: Förderung max. 80%, max. 6.000 Euro
  • Erstzertifizierung eines alternativen Systems nach SpaEfV (Anlage 2): Förderung max. 80%, max. 1.500 Euro
  • Externe Energieberatung: Förderung 60%, max. 3.000 Euro
  • Fortbildung von Mitarbeitern zum Energiebeauftragten oder Energiemanager: Förderung 30%, max. 1.000 Euro
  • Erwerb von EMS-Messtechnik: Förderung max. 20%, max. 8.000 Euro
  • Kauf von Energiemanagement-Software: Förderung max. 20%, max. 4.000 Euro

Unternehmen können mehrere Förderungen erhalten. Doch der Maximalbetrag liegt bei insgesamt 20.000 Euro innerhalb von drei Jahren. Alle Fördergelder werden als nicht rückzahlbarer Zuschuss gewährt.

Wie beantragt man eine Förderung für Energie Management Systeme?

Die Beantragung kann kompliziert und langwierig ausfallen, deswegen sind einfache pauschale Aussagen schwer zu treffen. Es ist hilfreich, einen Fördermittel-Experten zur Hand zu haben, der einem mit Rat und Tat zu Seite steht.

Weitergehende offizielle Informationen zum Thema Energiemanagementsysteme

Hier finden Sie mehr staatliche Infos und Ratgeber:

 

 

 

 

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