Wie können sich Unternehmen vor explodierenden Kosten schützen?

Nicht nur Verbraucher, auch Unternehmen und Selbstständige sind von den aktuellen Preissteigerungen betroffen. Besonders hart trifft es Betriebe in energieintensiven Branchen, aber auch das Heizen von Büroflächen oder der Einkauf von Material und Vorprodukten haben sich im Zuge der Inflation deutlich verteuert.

In dieser - ohnehin angespannten - Lage erhöhen die wichtigen Zentralbanken nun sukzessive ihre Leitzinsen und verteuern damit die Beschaffung von Krediten und anderem Fremdkapital, was Investitionen weniger attraktiv macht und eine weitere Belastung für alte Verbindlichkeiten bedeutet.
Doch als Selbstständiger oder Unternehmer hat man einige Möglichkeiten, auf die neue Situation zu reagieren.

Fremdkapital gegen weitere Zinserhöhungen absichern
Einer der wichtigsten Schritte, um sich vor explodierenden Kosten zu schützen, ist die Absicherung des Fremdkapitals gegen weitere Zinserhöhungen. Die Anhebung der Leitzinsen ist derzeit das einzige finanzpolitische Mittel gegen die hohen Inflationsraten. Sie zeigen zwar Wirkung, sodass der Höhepunkt der Geldentwertung vermutlich im Herbst letzten Jahres erreicht wurde, aber die Inflation ist mitnichten erfolgreich gebändigt. Mit immer noch deutlich über 8 Prozent sind die Raten immer noch hoch.
Auch wenn die politischen und finanzpolitischen Maßnahmen greifen und die Inflation für 2023 auf den angepeilten Wert von 6 Prozent beschränkt werden könnte, wären dies immer noch 6 Prozent mehr als das ohnehin hohe Preisniveau des Vorjahres. Experten gehen derzeit davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen auf etwa 4,5 bis 5 Prozent anheben muss, um überhaupt eine Chance auf die Erreichung des 6 Prozent-Ziels zu haben. Unternehmens- und Baukredite werden daher im Verlauf des Jahres wahrscheinlich teurer werden.
Das sollte die Alarmglocken für alle Selbstständigen und Unternehmer klingen lassen, deren Kredite in dieser Zeit aus der Zinsbindung fallen oder die planen, im Verlauf des Jahres neues Fremdkapital aufzunehmen. Es ist gut möglich, dass dies Ende des Jahres etwa 2 Prozent teurer sein könnte als momentan. Laufende Kredite umschulden und die geplante Aufnahme von Fremdkapital vorzuziehen, bieten einen wirksamen Schutz gegen diese Gefahr.
Am besten wäre es allerdings, das benötigte Kapital als Eigenkapital zu beschaffen und sich beispielsweise Investoren und stille Teilhaber zu suchen.

Investitionen in Energieeffizienz und Photovoltaikanlagen
Die Energiepreise gehören nach wie vor zu den Haupttreibern der Inflation und ein Rückgang auf ein vergleichbares Niveau wie vor dem russischen Angriffskrieg gilt mittelfristig als ausgeschlossen. Selbst, wenn die Umstellung auf andere Lieferanten und der Ausbau der Energieinfrastruktur sowie der steigende Anteil an erneuerbaren Energien weitere Preissteigerungen verhindert, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die Preise nicht deutlich zurückgehen werden.
Die staatlichen Subventionen und Maßnahmen wie die Deckelung der Einkaufspreise sowie die angedachte Restrukturierung des Energiemarktes haben zwar den Anstieg der Preise deutlich abgeschwächt, sorgen jedoch nicht für sinkende Preise. Die Energiekosten werden daher ein entscheidender Faktor für die Konkurrenzfähigkeit vieler Unternehmen bleiben. Angesichts der nötigen Transformationen, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, dürfte dies auch nicht verwundern.
Viele Unternehmen haben aber auch die Möglichkeit, selbst zu Produzenten von erneuerbaren Energien zu werden. In der Landwirtschaft gibt es die Option Biogasanlagen zu bauen und zu betreiben, für die meisten anderen Betriebe dürften Photovoltaikanlagen das Mittel der Wahl sein. Sie sind mittlerweile relativ günstig zu erwerben, können auf den meisten Dächern oder Gewerbeflächen installiert werden und erlauben es derzeit, Strom teurer zu verkaufen, als man selbst im Einkauf bezahlen muss.
Aber selbst, wenn diese Option in der Zukunft entfallen sollte, wird es sich immer noch lohnen, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen und dadurch zu sparen. Unternehmen mit energieintensiven Produktionsprozessen - dies betrifft nicht nur die großen Industrien, sondern auch kleinere Gewerbe wie Bäckereien oder Gastronomien - sollten außerdem nach Möglichkeiten der Investition in energieeffizientere Verfahren oder eine Umstellung auf andere Energieträger Ausschau halten, um die Kosten in den Griff zu bekommen.

Gestiegene Kosten weitergeben
Als Unternehmer oder Selbstständiger ist man in der glücklichen Lage, die gestiegenen Produktions- und Arbeitskosten an die Kunden weitergeben zu können. Allerdings gilt es hier, mit Bedacht vorzugehen und den Markt genau im Blick zu behalten, denn nicht jede Preiserhöhung wird von den Kunden akzeptiert oder kann von diesen überhaupt getragen werden.
Bei diesen Preisentscheidungen ist es enorm wichtig, die Kundschaft und ihre finanzielle Leistungsfähigkeit so gut wie möglich zu kennen. Ein Biosupermarkt wird eher Preiserhöhungen durchsetzen können, ohne dadurch weniger zu verkaufen als ein Discounter. Die Kunden des Discounters gaben schon vor den Preiserhöhungen relativ große Teile ihrer Einkommen für Lebensmittel aus und haben kaum Möglichkeiten, diesen Anteil zu erhöhen.
Sie werden auf höhere Preise reagieren, indem sie versuchen, statt Markenlebensmittel die Eigenmarken zu kaufen und nötigenfalls auf bestimmte Produkte verzichten. Preiserhöhungen beim Discounter resultieren daher nicht unbedingt in höheren Umsätzen. Ganz anders sieht es beim Biosupermarkt aus. Seine Kunden geben bezogen auf ihr Einkommen wenig Geld für Lebensmittel aus und Preiserhöhungen werden sie kaum empfindlich treffen. Allerdings besteht auch für den Biosupermarkt die Gefahr, einen Teil seiner Kunden zu verlieren, wenn sich diese die Vorkrisen-Preise gerade so leisten konnten, aber aus ökologischen Gründen nicht zur günstigeren Konkurrenz gingen.

Preiserhöhungen sind daher immer mit Vorsicht und nur nach vorheriger Marktanalyse durchzuführen, sollen sie nicht in vergraulter Kundschaft und sinkenden Umsätzen resultieren.

 

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