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Geschäftskonto

Betriebliches Privatkonto für Selbstständige und Freiberufler?

Die klassische Frage unter Gründern: Brauche ich ein Geschäftskonto? Und wenn nicht, welches Kontomodell sollte ich wählen? In der Regel können Freiberufler und Selbstständige, die keine Kapitalgesellschaft gründen, ein Privatkonto eröffnen, um betriebliche Transaktionen durchzuführen. Aber die Wahl sollte bedacht sein, denn jedes Modell birgt Vor- und Nachteile.

Quelle: Thinkstock.com © Dmytro Poliakh

Die Vor- und Nachteile des Privatkontos

Das Geschäftskonto ist für eine Kapital- oder Unternehmergesellschaft zwingend erforderlich. In allen anderen Fällen der Selbstständigkeit ist man gesetzlich nicht verpflichtet, ein solches Konto zu eröffnen. Ein zweites Privatkonto oder die Abwicklung des Zahlungsverkehrs über ein Hauptkonto sind durchaus möglich – aber auch sinnvoll?

Es ist davon abzuraten, das reine Privatkonto für geschäftliche Finanzen zu nutzen. Die einzigen Vorteile, die sich aus der Privatkontonutzung ergeben, sind:

  • Nur ein Konto, um das man sich kümmern muss
  • In vielen Fällen weniger Gebühren (durch Kontoführungsentgelt etc.)

Die Nachteile, die sich aus der Hauptkontonutzung für geschäftliche Aktivitäten ergeben, überwiegen jedoch stark:

  • Kein Überblick über die geschäftlichen Finanzen
  • Umständliche Buchführung

Es fehlt die klare Trennung in private und betriebliche Einnahmen und Ausgaben. Dieser fehlende Überblick führt unweigerlich zu mehr Aufwand bei der Buchführung. Denn um abschätzen zu können, ob das Geschäft gut läuft, benötigt man einen konkreten Finanzüberblick. So muss zum Beispiel kontrolliert werden, ob die Einnahmen höher sind als die Ausgaben. Das wiederum funktioniert mitunter nur über die gesonderte Aufschlüsselung aller Einnahmen und Ausgaben.

Das zweite Privatkonto als lohnende Alternative

Ein eigenes Konto für alle geschäftlichen Transaktionen ist also für jeden Selbstständigen sinnvoll, der professionell arbeiten und eine saubere Trennung betrieblicher und privater Finanzen haben möchte. Das bedeutet allerdings nicht, dass er ein Geschäftskonto eröffnen muss. Geschäftskonten sind meist mit recht hohen Gebühren verbunden. Ein typisches Girokonto oder Gehaltskonto offeriert in dieser Hinsicht meist bessere Konditionen. Das Modell der Norisbank zum Beispiel ist momentan komplett kostenfrei.

Ansonsten gibt es in der Regel keine grundlegenden Funktionsunterschiede zwischen einem normalen Giro- und einem Geschäftskonto, und auch beim Giro- oder Kreditkarteneinsatz gibt es keine Unterschiede. Geschäftskunden können zudem an den Bankdaten nicht ablesen, um welche Kontoart es sich handelt. Unternehmer muss demzufolge keinen Verlust der Seriosität befürchten, wenn sie Zahlungen über ein privates Girokonto abwickeln.

Ein großer Nachteil kann der Lastschrifteneinzug sein, denn diese Option wird von vielen Banken nur im Rahmen des Geschäftskontos angeboten. Selbstständige und Freiberufler, die diesen Service nutzen möchten, sollten einen genauen Blick in die Leistungsdetails des jeweiligen Kontomodells werfen.

Die Vorteile im Überblick:

  • Geringere Gebühren (je nach Bank und Kontomodell)
  • Professionelle Übersicht und Ordnung
  • Einfache Buchführung
  • Für Kunden und Geschäftspartner kein Unterschied zum Geschäftskonto erkennbar

Nachteile:

  • Lastschrifteneinzug nur selten möglich

Kriterien bei der Kontoauswahl

Freiberufler oder Selbstständige, die sich für ein zweites Privatkonto zur gewerblichen Nutzung entscheiden, müssen genau in die AGB der Bankinstitute schauen. Viele Anbieter haben unterschiedliche Regelungen zur Nutzung des Kontos. Nicht jedes Girokonto darf für betriebliche Zwecke verwendet werden. Manche Banken verdienen mit den Geschäftskonten viel Geld und prüfen deshalb die Nutzung der privaten Konten genau, um diese gegebenenfalls in ein teureres Geschäftskonto umzuwandeln.

Darüber hinaus sind die Gebühren, vor allem die versteckten Kosten zu prüfen. Der aktuelle Markt offeriert verschiedenste Kontomodelle. Einige Institute erheben monatliche Gebühren, dafür sind alle Services kostenlos. Andere Banken verlangen kein Kontoführungsentgelt, aber kassieren bei einzelnen Services wie Überweisung oder Geldabhebung. Wiederum gibt es Girokonten, die gänzlich gebührenfrei sind. In jedem Fall sollte man die Kontoangebote auf dem Markt gewissenhaft vergleichen.

Für die Auswahl ist natürlich auch die Leistung von Bedeutung. Benötigt man häufig belegbare Buchungen oder macht Bar- oder Scheckeinzahlungen, kommt eine Direktbank nicht infrage. Aufgrund des fehlenden Filialnetzes müssten diese Services über Fremdbanken und dementsprechend mit hohen Gebühren getätigt werden.

Ein vielleicht ebenso relevantes Kriterium sind die Kreditkonditionen und Regelungen bei Kontoüberziehung. Vor allem zu Beginn der Selbstständigkeit lassen sich Kosten schwer kalkulieren. Das Risiko, ins Minus zu rutschen, ist groß. Wer in diesem Fall abgesichert sein will, sollte auch die Konditionen für einen Dispokredit genauer prüfen.

Kriterien im Überblick:

  • Gewerbliche Nutzung erlaubt?
  • Welche Gebühren werden verlangt? (auch versteckte Kosten bei Überweisungen, Kontoüberziehung etc.)
  • Welche Services braucht man? (Scheckannahme, Kreditkarte, beleghafte Buchungen)
  • Optional: Kreditkonditionen
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