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Expertenwissen kostengünstig nutzen

Beiräte: Wie Existenzgründer externes Know-how erfolgreich einbinden

Wie lassen sich die Erfolgsaussichten für Existenzgründungen frühzeitig verbessern? Diese Frage werden sich wohl die meisten der 940.000 Gründer gestellt haben, die 2010 ein neues Standbein in der Selbstständigkeit aufgebaut haben. Unternehmensberater Daniel King geht in seinem Beitrag auf diese Frage ein.

Dabei stehen vor allem diejenigen Neu-Unternehmer im Blickpunkt, die sich einer Branche zugewendet haben, in der sie bisher noch keine beruflichen Erfahrungen gesammelt haben. Gerade von diesen Quereinsteigern schaffen es durchschnittlich nur 30 Prozent, sich dauerhaft am Markt zu etablieren. Die anderen 70 Prozent geben nach spätestens drei Jahren wieder auf.

Eine wichtige Chance, dieses ungünstige Verhältnis umzukehren, besteht darin, die Kompetenzen der Existenzgründer durch die Berufung von Beiräten zu ergänzen. Mangelnde Marktkenntnis oder Defizite im betriebswirtschaftlichen Fachwissen, wie insbesondere zu Produktionsplanung, Personalmanagement und Finanzplanung, sind häufig Probleme, an denen junge Firmen scheitern.

Der Maurer, der in die Gastronomie geht, oder die Friseurin, die einen Schmuckladen eröffnet – solche Neu-Selbstständige unterschätzen häufig, welches Hintergrundwissen zu einem tragfähigen Betrieb gehört. Ein rechtzeitig eingeführter Beirat kann ein solches Manko ausgleichen. Wer externes Know-how gezielt einbezieht, kann seine Erfolgsaussichten auf rund 70 Prozent steigern, zeigt die Erfahrung.

Überschaubare Kosten für wertvolles Wissen

Nur wenige Existenzgründer nutzen bisher Beiräte als strategisches Instrument der Unternehmensentwicklung. Dabei bieten sie – ergänzend zur Beauftragung von spezialisierten Dienstleistern – eine relativ kostengünstige Möglichkeit, Expertenwissen zu nutzen. Die durchaus überschaubaren Ausgaben für die Aufwandsentschädigungen und Fahrtkosten rechnen sich schnell: Ob in der Produktentwicklung, dem Marketing, der Personalsuche oder bei Finanzierungsfragen – wohl kein Unternehmer oder Geschäftsführer wird auf allen Gebieten gleichermaßen "fit" sein. Da ist es nur konsequent und effizient, Meinungen von Profis einzuholen. Viele, möglicherweise fatale, Fehler lassen sich auf diese Weise ganz einfach umgehen.

Während Aufsichtsräte beispielsweise in Aktiengesellschaften verpflichtend sind, können Beiräte bei Personengesellschaften und GmbH freiwillig gegründet werden. Dabei kann der Beirat die Funktion eines Aufsichtsrates übernehmen – dieser trifft wesentliche Entscheidungen über Marktstrategien und kontrolliert die Geschäftsführung. In den meisten jungen Firmen aber reicht es schon aus, wenn sich der Beirat – wie der Name schon andeutet – eher auf die Beratung der Geschäftsführung konzentriert.

Wie groß der Beirat sein sollte, und welche Kompetenzen dort versammelt sein sollten, hängt stets vom Einzelfall ab. Grundsätzlich geht es in erster Linie darum, das bereits vorhandene Wissen um solches Know-how zu ergänzen, das bisher in der Firma unterrepräsentiert ist.

Neben Unternehmensbeiräten, die die Firma als Ganzes beraten, gibt es auch sogenannte Anwenderbeiräte. Hier begleiten Externe ein Unternehmen z.B. bei der Einführung eines neuen Produkts oder einer Dienstleistung.

Ein typisches Praxisbeispiel? Angenommen, ein Dachdecker will künftig auch Solaranlagen – ganz gleich, ob Photovoltaik oder Solarthermie – installieren, dann braucht er neben dem fachlichen Know-how auch Unterstützung in der Kundenansprache. Denn die Argumentation, mit der er bisher auf dem Markt aufgetreten ist, muss deutlich erweitert oder verändert werden. Hier können Beiräte punktgenau dabei helfen, neue Zielgruppen zu erschließen oder die technische Kompetenz zu erweitern.

Auch Banken, Zulieferer und Kunden können den Beirat bereichern

Für die Zusammensetzung eines Beirats ist wichtig, dass die Akteure selbst keine verantwortlichen Positionen im Unternehmen bekleiden, sich aber mit seinen Zielen vollständig identifizieren können. Ferner sollten sie intensive Erfahrung aus der betroffenen Branche mitbringen. Dass Konflikte auf Wettbewerbs-Ebene auszuschließen sein müssen, ist selbstverständlich.

Häufig sind es Banker, Wirtschafts-Senioren oder sogenannte "Business-Angels", die hilfreich zur Seite stehen. In anderen Fällen initiieren Hausbanken die Einrichtung eines Beirats und stellen gern einen Vertreter, der die Entwicklung mit einem Sachverstand für Finanzierungsangelegenheiten konstruktiv begleitet.

Für viele Firmen sind beispielsweise auch die eigenen Kunden als Beiratsmitglieder interessant. Häufig ist dies in der IT-Branche gegeben. Denn eine neu installierte Software kann wichtig für das Kerngeschäft sein – und hier haben die anwendenden Unternehmen ein vitales Interesse daran, dass diese Software ständig aktualisiert wird und den jeweiligen Anforderungen genügt. Über den Beirat lässt der Kunde seine Erfahrungen dann in die (IT-) Produktentwicklung einfließen.

Für Kunden und Auftragnehmer kann so eine Win-win-Situation entstehen. Darüber hinaus ist es auch ein Zeichen der Wertschätzung an seinen Kunden, wenn ein Hersteller oder Dienstleister ihn einbeziehen will. Und es schafft zusätzliche Sicherheit beim Auftraggeber. Nicht nur in der IT-Welt, sondern allgemein bei vielen Zulieferbetrieben in anderen Branchen sind Kunden als Beiratsmitglieder häufig sehr willkommen.

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