Crowdfunding - viele Menschen finanzieren gemeinsam z.B. ein Projekt oder eine Idee

Wer ein Startup gründet oder ein innovatives Produkt auf den Markt bringen möchte, der benötigt dafür unter anderem Geld. Die Finanzierung über klassische Kredite gestaltet sich für Jungunternehmer und Tüftler oft als recht schwierig, deswegen versuchen sie zunehmend einen anderen, neuartigeren Weg zu gehen: Crowdfunding.

Diese recht junge Art und Weise der Finanzierung kommt zunehmend in Mode. Was sich dahinter genau verbirgt, erklären wir hier.

Crowdfunding: Definition und Ablauf

Der Begriff kommt aus dem Englischen und wird meist mit „Schwarmfinanzierung“ übersetzt. Das bedeutet, dass eine Idee oder ein Konzept durch - meist kleine – Beträge von der Crowd, also von Menschenmengen, finanziert werden. Crowdfunding erfolgt meistens über spezielle Web-Portale wie Kickstarter oder Indiegogo.

Die Unterstützer, im Fachjargon „Backer“ genannt, geben Geld für Produkte, die sich noch in der Konzeptions- oder frühen Produktionsphase befinden. Die Höhe der „Spende“ (die aber so nicht bezeichnet wird und auch nicht absetzbar ist) kann jeder frei festlegen. In der Regel gibt der Crowdfunding-Initiator verschiedene Stufen vor.

Jede Stufe ist meist mit Belohnungen (Rewards) verbunden. Wer relativ wenig Geld gibt, kann beispielsweise als Dank ein T-Shirt erhalten, für hohe Summen winken Treffen mit den Erfindern oder spezielle Fassungen des Produktes. Die Stufen und Belohnungen legen die Initiatoren fest.

Das Ziel von Crowdfunding ist es, dass ein geplantes Produkt (z.B. Computerspiel, Musik-Album, Film oder technische Spielereien) durch die Finanzierung umgesetzt und veröffentlicht werden kann. In der Regel erhalten alle Spender ab einem gewissen Geldbetrag neben dem Reward auch das fertige Produkt.

Sollte es das nicht geben oder die versprochene Qualität nicht erreichen, so haben die Backer keinerlei Ansprüche. Wer für Crowdfunding-Projekte Geld gibt, muss das Risiko tragen, dass er unter Umständen dafür keine Gegenleistung erhält.

Abgrenzung zum Crowdinvesting

Oft wird der ebenso noch recht neue Begriff des Crowdinvesting mit Crowdfunding verwechselt oder gleichgesetzt, obwohl er per Definition etwas anderes bedeutet.

Während sich bei einer typischen Schwarmfinanzierung die Unterstützer finanziell an einer Produktentwicklung beteiligen, das sie bei erfolgreicher Durchführung erhalten, kriegt man bei einem Crowd-Investment Anteile an einer Firma.

Eine bekannte Webseite für Crowd-Investment ist Seedmatch.de, die sich selbst als „Crowdfunding für Startups“ bezeichnet.

Crowdfunding Chancen und Risiken

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Der Autor und Journalist Dirk von Gehlen hat sein neues Buch "Eine neue Version ist verfügbar" über Crowdfunding finanziert. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen und die Perspektiven, die Crowdfunding in Deutschland hat.

Rechtsfallen und Rechte beim Crowdfunding

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Christian Solmecke ist Partner der Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE und Autor zahlreicher juristischer Fachveröffentlichungen im Bereich Internetrecht und IT-Recht. Darüber hinaus ist Solmecke Lehrbeauftragter der FH Köln für Social Media Recht.

Kickstarter.com: Die bekannteste Crowdfunding-Seite

Wer sich mit dem Thema Crowdfunding beschäftigt, hört ziemlich schnell von Kickstarter. Die US-amerikanische Plattform wurde mittlerweile fast schon zum Synonym für die Finanzierung über den „Schwarm“. Und das, obwohl Kickstarter das Thema weder erfunden hat, noch als erste Seite ins Netz ging.

Kickstarter.com machte sich in den letzten Jahren einen Namen, da einige Projekte mit hohen Summen abschlossen. Beispielsweise sammelten die Erfinder der Smartwatch Pebble über 10 Millionen US-Dollar ein, das Nachfolgemodell Pebble Time überschritt sogar die Marke von 20 Millionen Dollar. Ebenso erfolgreich schlossen unter anderem die Spielkonsole Ouya (8,5 Millionen Dollar) und die Kühlbox The Coolest Cooler (13,2 Millionen Dollar) ab.

Auf Kickstarter findet man ein breites Spektrum an Ideen. Besonders der Bereich Technik erfreut sich großer Beliebtheit – unter anderem deswegen, weil es hier immer wieder Kuriositäten zu entdecken gibt. Dazu zählen zum Beispiel „Die beste Solar-Handyhülle aller Zeiten“ (meinen die Erfinder), ein „Babyphone“ für Katzen und Hunde, der Laser-Rasierer Skarp und die mobile Zapfanlage namens Hank the Beer Tank. Weitere interessante und auch teilweise verrückte Projekte finden Sie in unserer Kickstarter-Übersicht.

Am 11. Oktober 2015 gab Kickstarter bekannt, dass die Grenze von zwei Milliarden US-Dollar überschritten wurde. So viel setzte die Crowdfunding-Plattform seit ihrer Gründung im Jahr 2009 durch die 9,5 Millionen Unterstützer um. Dabei wurde die zweite Milliarde in einem Drittel der Zeit erreicht.

Kurz: Kickstarter boomt. Wie es scheint, könnte das Wachstum weitergehen. Trotz kleinerer Umsatzdellen deuten die Umsätze nach oben. Deswegen startete die bekannte Crowdfunding-Plattform im Mai 2015 eine Rubrik für deutsche Projekte. Damit verbunden waren auch ein paar Anpassungen, zum Beispiel die Überweisung in Euro-Beträgen.

Weitere bekannte Crowdfunding-Portale

Neben Kickstarter konnte sich auch Indiegogo einen Namen machen. Dahinter steckt ebeso ein US-amerikanisches Team, das seine Crowdfunding-Webseite rund ein Jahr vor Kickstarter launchte.

Wer sich für technische Innovationen und Kurioses interessiert, wird bei Indiegogo genauso fündig. Dazu gehören beispielsweise die Projekte Ember (eine pfiffige Kaffeetasse), Kingjii (Lebensretter-Armband), Omnio Rider (kompakter Kinderwagen), Blitab (Tablet für Blinde) Wheelys 3 (mobiler Kaffeewagen) und der Greek Bailout Fund (Rettungsfond für Griechenland). Weitere spannende Projekte finden Sie in unserer Indiegogo-Übersicht.

Im deutschsprachigen Raum konnte sich das Portal Startnext.de etablieren. Der Fokus liegt hier mehr auf künstlerischen und nachhaltigen Ideen, die von Kreativen aus Deutschland, Österreich und Schweiz eingestellt werden. Aber auch Technik-Spielereien sind zuweilen auf Startnext zu finden: MathPen, ein Rechenaufgaben-lösender Stift, iCrane, ein Kamerakran für Smartphones und Tablets, sowie die Roboter-Spinne Spido sind Beispiele hierfür.

Kickstarter, Indiegogo und Startnext sind nicht die einzigen Plattformen für Crowdfunding. Es gibt regionale Angebote wie crowdfunding-berlin.de, dresden-durchstarter.de, bw-crowd.de oder nordstarter.org sowie überregionale wie Vision Bakery und You Can Too, aber auch weitere weltweite Akteure wie Ulule und FundedByMe.

Einige Plattformen für Schwarmfinanzierung haben sich auf einzelne Themenbereiche spezialisiert. Während ScienceStarter Geld für die Wissenschaft und EcoCrowd für nachhaltige Projekte einsammelt, stehen bei Leetchi eher private Kleinprojekte im Vordergrund.

Es geht auch ohne Kickstarter & Co.

Crowdfunding kann auch ohne Plattformen betrieben werden. Es gab schon zahlreiche Projekte, die direkt über die Webseite eines Künstlers oder einer Firma abgewickelt wurden. Die bekanntesten direkten Schwarmfinanzierungen in Deutschland waren „Stromberg -  Der Film“ und „Hotel Desire“.

Diese Art des Crowdfundings hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits muss man keine Provision oder Gebühr an ein Portal abgeben, andererseits fällt der PR-Aufwand höher aus.

Mit Crowdfunding zum Erfolg?

Von vielen Menschen kleine bis mittelgroße Geldbeträge einsammeln, um damit große Ideen und Visionen umsetzen zu können – das Konzept klingt verlockend. Doch dieses Vorhaben ist nicht gerade einfach. Wer mit Crowdfunding Erfolg haben möchte, muss verschiedene Dinge beachten.

Dazu gehören unter anderem eine interessantes Konzept, eine informative Webseite, klare Ziele, attraktive Stufen und Rewards, eine PR-Strategie sowie ein gutes Timing. Nach einer Kampagne gilt es, sich um die finanzielle Abwicklung zu kümmern, die Belohnungen für die Backer zu produzieren und auszusenden sowie steuerliche Angelegenheiten zu regeln. Selbstverständlich muss auch das versprochene Produkt umgesetzt werden.
 

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