Sven W. möchte sich als Personal-Trainer selbständig machen und Menschen mit gutem Einkommen und wenig Zeit zu einer guten Figur verhelfen. Er hat einen Finanzierungsbedarf für Equipment und Vorlaufkosten von 6.000 Euro.
Ronny H. beabsichtigt spezielle Motorradverkleidungen herzustellen und zu verkaufen, die es im Handel nicht gibt. Dafür benötigt er 15.000 Euro für Geräte, Material und Vorlaufkosten.
Beide angehenden Jungunternehmer haben folgendes gemeinsam:
Sie gehören zu der Gruppe von ca. 80 Prozent aller Existenzgründer, die einen Finanzierungsbedarf von unter 30.000 Euro haben.
Der Betrag von 30.000 Euro scheint jedoch eine gewisse Grenze zu sein, ab der Banken überhaupt ein Interesse an der Begleitung einer Existenzgründung zeigen. Aufgrund eines recht hohen Grundaufwandes für eine Existenzgründungsfinanzierung sind die Gewinnmargen bei kleineren Kreditbeträgen vielen Banken zu gering. Dies muss einem potentiellen Gründer bewusst sein, damit er seine Vorgehensweise darauf abstellen kann. Betrachten wir zunächst einmal die gängigsten Finanzierungsmittel, die grundsätzlich zur Verfügung stehen. "Grundsätzlich" bedeutet jedoch nicht, dass jeder Gründer die Chance hat, diese Mittel in Anspruch zu nehmen.
Finanzierungsmittel Nr. 1:
Das am häufigsten verwendete Finanzierungsmittel bei Existenzgründungen mit einem geringen Kreditbedarf ist das KfW-Startgeld (bis 50.000 Euro). Die KfW übernimmt dabei 80 Prozent des Kreditrisikos gegenüber der Hausbank. Weitere Programme mit ähnlicher Ausgestaltung werden in den einzelnen Bundesländern über Landesmittel vergeben, z.B. L-Bank Starthilfe in Baden-Württemberg.
Die Finanzierung muss jedoch immer über eine Geschäftsbank erfolgen. Es muss also zuerst die Bank überzeugt werden, dass der Antrag auf öffentliche Fördermittel gestellt wird. Dazu muss erst ein Grundinteresse der Bank vorhanden sein. Anschließend werden der Businessplan und die finanziellen Verhältnisse geprüft.
Alternative Finanzierung:
Ein anderes Finanzierungsinstrument mit zunehmender Bedeutung sind Mikrokredite. Ein staatlicher Mikrokreditfond wird von der GLS Bank in Bochum verwaltet. Die Vergabe erfolgt durch akkreditierte Partner, z.B. Unternehmensberatungen, die eine Kompetenz zur Vergabe von Krediten bis zu einer bestimmten Höhe besitzen. Der Höchstkreditbetrag liegt bei 20.000 Euro; am häufigsten werden jedoch Beträge zwischen 3.000 Euro und 10.000 Euro vergeben.
Ein Mikrokredit kann sich der Existenzgründer jedoch auch nicht "einfach abholen". Ab bestimmten Beträgen wird die Mitwirkung von Bürgen verlangt. Ein Nachteil ist auch der hohe Zinssatz von 7,5 Prozent.
Die Internet-Kreditbörsen "Smava" und "auxmoney" sind übrigens für Existenzgründer nicht geeignet.
Welche Handlungsalternativen haben Gründer?
Künftige Jungunternehmer mit einem Finanzierungsvolumen unter 30.000 Euro sollten folgende Alternativen überdenken:
Eine Möglichkeit ist den Kapitalbedarf weit möglichst zu reduzieren. Dadurch kann ein Start-Up eventuell ohne Fremdkapital auskommen oder sich im Rahmen von Mirkodarlehen bewegen.
Eine weitere Möglichkeit, die hier angesprochen wird, ist, den Kapitalbedarf etwas anzuheben. Durch ein gewisses „Aufblähen“ kann ein Betrag erreicht werden, der eine für Banken interessante Höhe erreicht.
Dafür braucht man keine höheren und eventuell sinnlosen Investitionen tätigen, sondern kann vor allem den Bedarf an so genannten Betriebsmitteln (Anlaufphase, Zahlungsziele etc.) erhöhen. Eine Überlegung kann auch sein, ob ein Fahrzeug, das ursprünglich geleast werden sollte, in die Finanzierung mit einbezogen wird. Da Kreditmittel aus dem KfW-Startgeld jederzeit zurückbezahlt werden können, ist es kein Problem überschüssige Liquidität wieder zurückzuführen.
Ein ursprünglich angedachter Finanzierungsrahmen zwischen 10.000 Euro und 25.000 Euro kann somit in eine Größenordnung zwischen 30.000 Euro und 40.000 Euro angehoben werden. Dies muss natürlich mit Bedacht geschehen, da mit steigendem Finanzierungsbedarf auch die Anforderung an das Eigenkapital steigt.
Die Mindestanforderung der Banken bei Einsatz des KfW-Startgelds liegt bei ca. zehn Prozent Eigenkapital. Dabei sollte es für den Gründer keine große Rolle spielen dürfen, ob der Eigenkapitaleinsatz bei 2.000 Euro oder 4.000 Euro liegt. Wer Beträge in dieser Größenordnung nicht zur Verfügung hat, bietet keine geeigneten Voraussetzungen für eine Gründung mit Kreditmittel, sondern muss andere Modelle fokussieren.
Fazit
Häufig werden Banken wegen Ihres Kreditverhaltens gegenüber kleinen Firmen und Existenzgründern kritisiert. Dies ist verständlich, da häufig auch Gründer mit einem gut vorbereitem Vorhaben Probleme bei der Finanzierung haben, die nicht in das Raster passen. Andererseits ist zu akzeptieren, dass Banken Wirtschaftsunternehmen sind, die nach Ertragsgesichtspunkten arbeiten.
Dies bedeutet aber, dass ein Kreditnehmer sich darauf einstellen kann und berücksichtigen muss, "wie Banken ticken". Vor der Präsentation des Vorhabens ist ein intensives Training mit einem Fachmann für das Bankgespräch zu empfehlen. Das Konzept sollte mindestens zwei Banken vorgestellt werden, die auch zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommen können. Im Vergleich zu anderen Bankengruppen sind bei Volksbanken und Sparkassen die größten Erfolgschancen vorhanden.