Im Jahr 2015 hatten laut KfW Gründungsmonitor ca. 20% aller Gründer mit ernsthaften Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Doch welche Möglichkeiten haben Startups und Gründer eigentlich, um die eigene Geschäftsidee zu finanzieren?
Die Möglichkeiten im Bereich der Unternehmensfinanzierung sind heute sehr weit gestreut und bieten somit ganz unterschiedliche Ansatzmöglichkeiten. Welche sich letztlich für das eigene Start-Up am besten eignet, hängt immer vom Einzelfall ab. Unternehmens- und Finanzierungsstrategie sollten dabei nämlich entsprechend zusammenpassen.
Klassische Unternehmensfinanzierung – der Kredit
Wer heute ein Unternehmen gründet, kann natürlich nach wie vor auf die klassische Art der Unternehmensfinanzierung setzen. Bei der Wahl des jeweiligen Kredits kommt es ganz auf die Rahmenbedingungen an:
1. Der ERP-Gründerkredit (Startgeld und Universell)
Bei diesen Finanzierungsarten handelt es sich um staatlich geförderte Darlehen für Existenzgründer, mit denen Investitionen getätigt und Betriebsmittel angeschafft werden können. Die Konditionen werden hier im Überblick aufgezeigt:
| ERP-Gründerkredit (Startgeld) | ERP-Gründerkredit (Universell) |
Zinssatz | Ab 2,07% p.a. | Ab 1,00% p.a. |
Maximale Kreditsumme | 100.000 Euro | 25 Mio. Euro |
Mögliche Investitionen | Investitionen, Betriebsmittel | Investitionen, Betriebsmittel |
Voraussetzungen | Max. 5 Jahre Geschäftstätigkeit | Max. 5 Jahre Geschäftstätigkeit |
Haftungsfreistellung | Bis zu 80% | Bis zu 50% |
Tabelle 1: Die ERP-Gründerkredite der KfW im Vergleich
Die Gründerkredite der KfW werden dabei über die Hausbank vergeben und die KfW übernimmt einen Teil der Haftung. Dies vereinfacht die Kreditvergabe, die in diesen Fällen übrigens auch Freiberuflern offensteht. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass eine gewisse Grundbonität natürlich trotzdem erwartet wird.
2. Kredite für Selbständige
Kreditportale im Internet sind heute besonders beliebt, wenn es um Finanzierungen geht. Dies trifft auch auf Kredite für Selbständige zu. Jedoch ist bei einem Kredit für Selbständige zu bedenken, dass dieser nicht selten mit gewissen Einschränkungen vergeben wird:
- Hohe Auflagen an den Bonitätsnachweis
- Keine Kreditvergabe bei Selbständigkeit von unter 2-3 Jahren
- Mitunter nur für private Verwendungszwecke
Gerade der letzte Punkt sorgt dafür, dass ein solcher Kredit für Selbständige häufig für die Finanzierung des eigenen Geschäfts nicht zu gebrauchen ist. Es gibt zwar Ausnahmen, jedoch sollten Unternehmer hier genauer hinschauen.
3. Unternehmenskredite bei der Hausbank
Ein Unternehmenskredit ohne staatliche Förderung bei der Hausbank ist heute für Startups nicht einfach. Banken erwarten Sicherheiten und stabile Einnahmen, die gerade junge Unternehmen häufig nicht bieten können. Aus diesem Grund ist es in jedem Fall sinnvoll, sich die staatlich geförderten Varianten genauer anzuschauen.
Crowdinvesting – eine interessante Alternative
Heute gibt es mit dem Crowdinvesting eine interessante Alternative, die eigene Geschäftsidee zu finanzieren. Dabei wird nicht ein Kreditgeber oder Investor angesprochen, sondern eine ganze Reihe kleiner Investoren. Auf entsprechenden Plattformen können die Projekte vorgestellt und somit die Investoren davon überzeugt werden, sich daran zu beteiligen. Dies hat einige sehr große Vorteile:
- Das Kapital wird bankenunabhängig zur Verfügung gestellt.
- Oftmals wird dabei Mezzanine-Kapital angeboten (Mischform aus Eigen- und Fremdkapital). Die Geldgeber sind somit auch Anteilseigner.
- Neben einer günstigen Basisverzinsung erhalten die Investoren im Erfolgsfall eine entsprechende Beteiligung. Läuft es schlecht, kann darauf verzichtet werden.
- Die Bedingungen sind innerhalb eines gewissen Rahmens relativ frei gestaltbar.
Um als Unternehmen von einer Crowdinvesting-Kampagne zu profitieren, muss das eigene Projekt jedoch sehr ausführlich und zudem überzeugend vorgestellt werden. Nur so lassen sich Investoren dazu bewegen, tatsächlich Geld in das Unternehmen zu stecken.
Hinweis: Wahlweise können Unternehmen auch auf sogenanntes Crowdlending setzen. Dies funktioniert wie Crowdinvesting, wobei der einzige Unterschied darin liegt, dass die Investitionen tatsächlich als vollständige Kredite vergeben werden. Da die Kredite Fremdkapital sind, werden sie bei einer Insolvenz vor dem Eigenkapital bedient.
Bootstrapping – Finanzierung mit sehr engem Budget
Eine weitere Alternative in punkto Finanzierung besteht darin, von Anfang an auf enge Budgets zu setzen. An eine Finanzierung im Bereich Bootstrapping (Schnürsenkel) ist jedoch nur zu denken, wenn eine wichtige Voraussetzung erfüllt ist:
Es muss ein gewisses Gründungskapital zur Verfügung stehen
Ist dies gegeben, wird bei einer Bootstrapping-Finanzierung vor allem auf folgende Aspekte geachtet:
1. Möglichst früher operativer Beginn
Nur das operative Geschäft bringt letztlich Einnahmen. Aus diesem Grund muss so schnell wie möglich mit diesem begonnen werden, um Liquiditätszuflüsse zu gewährleisten.
2. Fokussierung auf den Break-Even-Point
Die Erreichung eines positives Cash-Flows sollte integraler Bestandteil der Planung sein. Nur so lassen sich Mittel zur weiteren Finanzierung nutzen.
3. Ansatz für höherwertige Produkte und Dienstleistungen
Um den Vertrieb selbst schnell steuern zu können, sollten Gründer mit dieser Finanzierungsstrategie hauptsächlich auf höherwertige Produkte oder Dienstleistungen setzen. Ein Massenansatz funktioniert hier eher schlecht.
4. Kontrolliertes Wachstum
Aufgrund des eher engen Budgets wird beim Bootstrapping eher auf kontrolliertes Wachstum gesetzt. Fremdfinanziertes Wachstum kann erst später zusätzliche Impulse geben.
5. Kontakte zu möglichen Geldgebern pflegen
Auch wenn in der Gründungsphase kaum Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden können, sollte der Kontakt zu potenziellen Geldgebern bereits eng gepflegt werden.
Wichtige Finanzierungsquellen stellen zur Gründung vor allem folgende Optionen dar:
- Kapital der Gründer (eigene Sachwerte, Ersparnisse)
- Kapital von Freunden oder Verwandten
- Öffentliche Fördermittel
- Leasing als Nutzungsmodell
Eine Bootstrapping-Finanzierung ist also auf eine äußerst schnelle Zielfokussierung ausgelegt und arbeitet stets mit engen Budgets. Wer auf einer solchen Basis arbeiten und auch unorthodoxe Finanzquellen finden kann, liegt damit jedoch gar nicht so falsch. Zumindest lassen sich auf diesem Weg zu Beginn auch die Zinskosten niedrig halten.
Fazit
Wer ein Unternehmen gründet, hat es gerade in finanzieller Hinsicht anfangs nicht leicht. Aufgrund der eher geringen Bonität von Startups und der oftmals fehlenden Sicherheiten lassen sich Finanzierungen von Banken nicht immer verwirklichen. Glücklicherweise gibt es jedoch einige Alternativen in diesem Bereich. Ob Crowdinvesting, komplette Selbstfinanzierung oder Bootstrapping – es existiert mittlerweile für fast jedes Konzept eine passende Finanzierungsform.