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Ratgeber: Finanz- und Liquiditätsplanung

Banken- und Investoren-konforme Finanzplanung

Umsatz- und Absatzplan erstellen, Personal und Kosten planen, Investitionen kalkulieren, Finanzierung optimieren und Bilanz aufstellen - Finanzplanung ist für viele (angehende) Unternehmer ein rotes Tuch. Dabei ist es gar nicht so schwer, auch für Nicht-Betriebswirte, das leidige Thema in den Griff zu bekommen.

Quelle: Fotolia.com © Wolfilser

Immer noch wird die Erstellung einer integrierten Finanzplanung als lästige Pflicht empfunden, um bei Fördermittelgebern, Banken oder Investoren Kapital zu bekommen. Doch ein erfolgreicher Unternehmer hat auch seine Finanzen im Griff. Schließlich dient eine solide Finanzplanung auch der Ermittlung des tatsächlichen Kapitalbedarfes, der laufenden Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit (= Liquidität) und auch der Ermittlung der Rentabilität (= Wirtschaftlichkeit) seines eigenen Vorhabens.

Drei Möglichkeiten um zum Ziel zu gelangen

Hat man einen Gründer bzw. Unternehmer von der Sinnhaftigkeit einer Finanzplanung überzeugt, gibt es prinzipiell 3 Möglichkeiten zum Ziel zu gelangen. Der Gang zum Unternehmens- oder Steuerberater ist die einfachste Möglichkeit, da man mit wenig eigener Arbeit einen vollständigen, fundierten Plan erhält. Allerdings ist dies auch die mit Abstand teuerste Variante, und Geld ist insbesondere im Gründungsprozess häufig Mangelware. Außerdem ist man bei Änderungen oft abhängig von den Erstellern und die Zahlen müssen auch vor Investoren und Banken von den Unternehmern selbst erläutert werden können.

Die zweite Möglichkeit ist der Kauf einer speziellen Finanzplanungssoftware. Das Ergebnis hat i.d.R. ein professionelles Aussehen und ist bei richtiger Vorgehensweise auch investoren- und bankenkonform, aber der Einarbeitungsaufwand in die Software ist erheblich und zeitaufwendig. Auch diese Lösung ist nicht ganz billig und das geschlossene Softwaresystem erlaubt i.d.R. nur wenig Flexibilität, vieles bleibt eine „Black Box“.

Bleibt schließlich der 3. Weg mit Hilfe einer Excel-Vorlage. Diese sind häufig kostenlos oder zumindest relativ günstig, bieten maximale Flexibilität und die gesamte Planung ist im Idealfall stets transparent und nachvollziehbar. Die häufig nachgesagte Fehleranfälligkeit einer solchen Excel-Lösung lässt sich dabei weitgehend beseitigen, sofern einige Grundsätze zur ordnungsgemäßen Erstellung von Excel-basierten Planungsmodellen beachtet werden. Dabei handelt es sich nicht um Excel-Know-how i.e.S. oder spezielle finanzmathematische Funktionen, sondern eher um eine „Planungsphilosophie“, die Struktur, Format und Methodik beschreibt, um die zentralen Ziele Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Qualität und Fehlerfreiheit eines Planungsmodells sicherzustellen.


Abb. 1: Modulare Struktur und Planungsreihenfolge einer integrierten Finanzplanung

Bestandteile dieser Grundsätze sind u.a. ein transparenter und thematisch strukturierter Gesamtaufbau (vgl. Abb. 1), einfache und kurze Formeln, die innerhalb einer Zeile immer identisch sind und daher durchkopiert werden können, die durchgehende Verwendung von einheitlichen Zellenformatvorlagen, zahlreiche Kontrollzellen sowie intelligente Eingabeschränkungen, wodurch sich Fehler vermeiden lassen, ohne den Nutzer allzu sehr einzuengen. Nicht zuletzt ist eine integrierte Planung bestehend aus den zusammenhängenden Elementen Gewinn- und Verlustrechnung, Liquiditätsrechnung und Bilanz ein weiterer Garant, dass keine Elemente vergessen werden, da ansonsten wegen der Verknüpfungen unweigerlich Fehlermeldungen auftauchen.

Was einen guten Finanzplan ausmacht

Eine unternehmerische Finanzplanung die bei Investoren, Banken und Fördermittelgebern gut ankommt zeichnet sich durch 1. Vollständigkeit, 2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz sowie 3. durch höchstmögliche Flexibilität aus.

Vollständigkeit betrifft dabei nicht nur die Berücksichtigung aller Erlös- und Kostenarten, sondern auch die korrekte Planung von Investitionen und Abschreibungen, verschiedener Finanzierungsquellen oder die Darstellung und Berechnung der Mittelverwendung und wichtiger Kennzahlen.

Nachvollziehbarkeit und Transparenz bedeuten bspw., dass die Orientierung im Finanzplan leicht fällt und man nicht lange nach Eingabezellen oder bestimmten Ergebnissen suchen muss, aber auch, dass keine versteckten Berechnungen in ausgeblendeten Zeilen gemacht werden oder feste Werte in irgendwelche Formeln eingebaut werden. Kontrollzellen und Plausibilitätschecks erhöhen das Vertrauen in die Planung nicht nur auf Investorenseite.

Flexibel ist ein Finanzplan dann, wenn man einfach beliebige Annahmen ändern kann und sich das gesamte Zahlenwerk automatisch aktualisiert. Dies ist z.B. wichtig bei zeitlichen Verzögerungen oder sofern verschiedene Szenarien „durchgerechnet“ werden sollen. Leere Reservezeilen bereits bei Modellentwicklung ersparen bspw. später aufwendige und fehleranfällige strukturelle Änderungen im Modell.

Neben diesen 3 Aspekten achten Banken und Investoren vor allem auch auf eine ansprechende und übersichtliche Präsentation der wesentlichen Modellergebnisse. Statt unübersichtlicher „Zahlenfriedhöfe“ helfen hier ein bis zwei klar strukturierte Übersichtsseiten. Dort lassen sich die wesentlichen Informationen auf Jahresbasis zusammenfassen und wenn möglich durch ansprechende Grafiken visualisieren (vgl. Abb. 2).


Abb. 2: Übersichtliche Darstellung zentraler Planungsergebnisse (Bsp. Kapitalflussrechnung)

Selbermachen mit Excel:  Kostenlose Vorlagen vs. Praxisbewährte Tools mit Support

Zu empfehlen ist die eigene Umsetzung auf Excel-Basis. Dies spart zum einen Kosten, da die Tabellenkalkulation Microsoft Excel bei den meisten Anwendern bereits vorhanden ist, außerdem hilft es, sich als Gründer bzw. Unternehmer selbst mit den Zahlen zu beschäftigen, schließlich muss man diese später vor Investoren präsentieren und erläutern können.

An vielen Stellen im Internet gibt es sogar kostenlose Vorlagen. Aber ein vom Autor durchgeführter Vergleichstest von ausgewählten Finanzplanungstemplates hat gezeigt, dass diese häufig nicht selbsterklärend sind und umfassende Anleitungen fehlen, die Dateien selten aktualisiert und weiterentwickelt werden, dass den Nutzern kein Support geboten wird und dass die Vorlagen vielfach sogar fehlerhaft sind (Den ausführlichen Vergleichstest finden Sie bspw. unter www.fimovi.de/kostenlose-excel-finanzplanvorlagen-im-vergleich/ ).

Grundsätzlich sollte man sich bei der Auswahl einer geeigneten Vorlage bzw. Planungstools von den folgenden Fragen leiten lassen:

  • Für welche Zielgruppe ist die Vorlage gedacht? (Einnahmen-Überschuss-Rechnung vs. Bilanzierer)
  • Enthält die Vorlage alle Features die benötigt werden? (Mehrere Umsatzsteuersätze, automatische Berechnung von Abschreibungen, Darlehen sowie Ertragsteuern, freie Währungswahl, nutzbar auch auf dem Mac, ggf. Mehrsprachigkeit etc.)
  • Kann ich die Excel-Vorlage vor Bezug ansehen oder sogar testen?
  • Gibt es Referenzen oder Bewertungen von anderen Nutzern?
  • Welche Hilfestellungen werden mir neben der Datei noch geboten?
  • Entspricht die Excel-Vorlage professionellen Standards?
  • Wird die Datei regelmäßig aktualisiert und weiterentwickelt?

Fazit und Empfehlung

Aufgrund ihrer Flexibilität und Anpassbarkeit eignen sich Excel-Vorlagen hervorragend zur Erstellung einer professionellen Finanz- und Liquiditätsplanung. Wollen Sie als Unternehmer dies allerdings komplett selber machen, erfordert dies nicht nur BWL-Know-how und vertiefte Excel-Kenntnisse, sondern auch noch sehr viel Zeit, die ihnen dann für das eigentliche Kerngeschäft fehlt. Deshalb sollten sie vor dem Hintergrund des Opportunitätskosten-Prinzips durchaus darüber nachdenken, einen angemessenen Betrag für eine professionelle Excel-Vorlage zu investieren. Positive Referenzen anderer Nutzer, aussagefähige Screenshots und Beispielplanungen sowie regelmäßige Aktualisierungen und Support sollten dabei Entscheidungskriterien für ihre Auswahl sein, um mit der identifizierten Vorlage auch als Nicht-Betriebswirt mit überschaubarem Aufwand zu einer banken- und investorenkonformen Planungsrechnung zu gelangen.

Kostenloses Webinar zum Thema

Der Finanzplanungsspezialist und Excel-Experte Dirk Gostomski hält am 23. November2016 um 9:00 Uhr einen kostenlosen Online-Workshop zum Thema „Erstellung einer integrierten Finanzplanung mit Excel“. Dabei werden nicht nur Themen wie Struktur und Aufbau erläutert, sondern es wird auch auf die Planungsreihenfolge sowie Besonderheiten der einzelnen Detailplanungen wie Umsatz- und Absatzplan, Kosten- und Personalplanung etc. eingegangen. Außerdem werden viele nützliche Praxistipps vermittelt, die Anwendern helfen, in überschaubarer Zeit eine betriebswirtschaftlich korrekte Finanzplanung zu erstellen, die den Anforderungen von Banken und Investoren gerecht wird.

Nähere Informationen bzw. eine Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie hier !

Autor: Dirk Gostomski

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