CLAAS-Mähdrescher ernten auf der ganzen Welt

Der Landmaschinenhersteller Claas aus Harsewinkel in Westfalen ist einer der erfolgreichsten der Welt. Besonders in Russland sieht er einen Markt der Zukunft.

Autofahrer mögen in der Erntezeit schimpfen, wenn gewaltige Mähdrescher über die Landstraßen schleichen und Verkehrsstaus auslösen. Doch auf den Äckern der Welt sind die grünen Riesen schnell: 60 bis 70 Tonnen Getreide kann der nach Angaben von Claas weltweit leistungsstärkste Mähdrescher, der Lexion 600, pro Stunde ernten.

Blitzblank stehen die Giganten in der Claas-Ausstellungshalle in Harsewinkel, in Szene gesetzt wie exklusive Neuwagen. Doch erst in den russischen Weiten, die wie geschaffen sind für die Maschinen des größten europäischen Erntetechnikherstellers, sind die Mähdrescher in ihrem Element.

Denn dort kann der Ertrag noch deutlich steigen, sagt der bei Claas für die GUS-Länder zuständige Exportleiter Dieter Düringer (geboren am 17.8.1947). "Dort gibt es Humuserde pur, man braucht nur etwas darauf zu werfen, dann wächst es."

In der Kornkammer Krasnodar, wo Claas 2005 sein erstes Werk in Russland eröffnet hat, werden etwa sechs Tonnen Getreide pro Hektar eingefahren – eine durchaus westeuropäische Größenordnung.

"Das zeigt, dass der Schritt, dorthin zu gehen, richtig war", sagt Düringer.

20 Millionen Euro investierte Claas in das neue Werk, in dem aus vorgefertigten Komponenten Mähdrescher entstehen. 200 Maschinen verließen die für 1000 Maschinen pro Jahr ausgelegte Fabrik im vergangenen Jahr, 2006 sind 300 geplant. Mittel- bis langfristig sollen immer mehr der in Krasnodar verbauten Teile auch aus Russland stammen.

"Es ist noch ein Montage-Werk, aber wir wollen den Wertschöpfungsanteil in Russland erhöhen", sagt der Sprecher des Familienunternehmens, Andreas Menke.

"Wir waren die ersten mit lokaler Fertigung in Russland", sagt Düringer. Auch einen Ersatzteilservice hätten die russischen Landwirte nicht gekannt, bis Claas ein Ersatzteillager in Moskau gründete, von wo aus jeder Kunde in Russland binnen 24 Stunden zu erreichen sei. "Was uns heute von unseren Wettbewerbern unterscheidet, ist, dass wir den Endkunden zeigen, eine Erntemaschine muss nicht nur gefahren, sondern auch gewartet werden", sagt Düringer.

Russische Mähdrescher ließen "ein Viertel der Ernte auf den Feldern stehen", erzielten also hohe Verluste. Die wesentlich teureren Claas-Mähdrescher aber ernteten mehr als 99 Prozent. "Die veraltete Technik der russischen Maschinen ist der Grund, warum die Landwirtschaftsbetriebe mit uns zusammenarbeiten wollen", sagt er.

1913 begann das Unternehmen in Harsewinkel als Reparaturbetrieb und stellte 1936 den ersten europäischen Mähdrescher vor, 1955 die erste selbstfahrende Maschine. Heute denken Mähdrescher gleichsam mit, fahren per Satellitensteuerung und Bordcomputer automatisch genau an der Schnittkante entlang, um Überlappungen und damit zusätzlichen Kraftstoffverbrauch zu vermeiden. Nach Unternehmensangaben sind Landmaschinen von Claas in 140 Ländern im Einsatz. Mehr als 8000 Mitarbeiter arbeiten an in- und ausländischen Standorten. Doch neben das wirtschaftliche Kalkül tritt auch Gefühl. "Unser Geschäft ist hoch emotional.

Die Ernte entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg des Jahres, sie bestimmt, wie dick das Portemonnaie im nächsten Jahr ist", sagt Menke.

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