Chemie 4.0: Die Digital Supply Chain in der chemischen Industrie

„Die Digitalisierung erschließt neue Geschäftsfelder und beeinflusst ebenso positiv die Gestaltung der Lieferanten- und Kundenbeziehungen. Der zentrale Mehrwert durch die Digitalisierung liegt in der Vernetzung mit unseren internen und externen Partnern. In den nächsten Jahren wird eine durchgängige Digitalisierung der Supply-Chain von unseren Lieferanten bis zu unseren Kunden unsere Beziehungen neu gestalten.“

Diese Worte schreibt das BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale im Vorwort ihres Buches „ Chemie Digital, Arbeitswelt 4.0 “. Was meint sie damit? Was hat es mit der Digital Supply Chain in der Chemieindustrie auf sich? Förderland erklärt es Ihnen.

Definition: Was bedeutet Digital Supply Chain?

Die Digital Supply Chain ist die neue Form der Wertschöpfungs- bzw. Lieferkette, die auf modernen Technologien aus dem IT-Bereich beruht und somit die sogenannte Logistik 4.0 (angelehnt an den Begriff Industrie 4.0) ermöglicht. Das Supply Chain Management (SCM) überwacht alle Bestandteile, die innerhalb einer Lieferkette nötig sind – von der Rohstoffgewinnung und der Produktion über den Zwischenhandel und den Verkauf bis hin zum Endkunden.

Durch die fortschreitende Digitalisierung ist es möglich, auch die Wertschöpfungskette digitaler und damit effizienter zu gestalten. Davon profitiert unter anderem die chemische Industrie, die im Rahmen der Transformation zur Chemie 4.0 auch ihre Abläufe verändert.


Supply Chain (Bild: Bitkom)

Wie funktioniert die Digital Supply Chain in der Chemie-Industrie?

Neben der Predictive Maintenance oder dem Digital Farming stellt die digitale Lieferkette ein wichtiger Baustein in der digitalen Transformation der Chemieindustrie dar. Hierfür müssen allerdings die Prozesse und Informationen aller einzelnen Glieder der Supply Chain digitalisiert werden, um einen reibungslose und voll digitale Wertschöpfungskette zu erschaffen.

Das bedeutet, beim Rohstofflieferanten, bei den Produktionsbetrieben, den Zulieferern und den Dienstleistern bis hin zum Endkunden müssen in allen Stufen die benötigten Daten erhoben, verarbeitet, gespeichert und sicher weitergegeben werden. Dafür ist es nötig den Datenzugriff und den Datenaustausch sowie die Zusammenarbeit zwischen den Chemie-Unternehmen und ihren Zulieferern zu optimieren.

Was bringt die digitale Wertschöpfungskette?

Die Digital Supply Chain ist nur durch den Einsatz von Sensoren und vernetzen Einheiten (Internet of Things), Computern zur Verarbeitung der Datenmengen (Big Data) sowie weiteren smarten Techniken möglich. Hierdurch kann eine digitale Wertschöpfungskette entstehen, von der alle Glieder profitieren.

Was das bringt? Ein Beispiel aus dem „Leitfaden Digitale Supply Chain“ des IT-Branchenverbandes Bitkom verdeutlicht es: 

  • Ein Produkt verlässt die Produktionsstätte in einem Ladungsträger, bestückt mit einer Kommunikationseinheit zur drahtlosen Datenübermittlung sowie Temperatur-, Erschütterungs- sowie GPS-Sensoren.
  • Der Ladungsträger wird in einem LKW zum Hafen transportiert. Der Fahrer muss weder auf Lieferpapiere noch auf Zollpapiere warten, weil diese digital übermittelt werden. Der Ladungsträger kennt den Bestimmungsort sowie die Route.
  • Beim Transport sowie beim Verladen werden ständig Daten über den Ladungsträger zu den beteiligten Logistikpartnern gesendet. Gibt es Verzögerungen oder werden Beschädigungen vermutet, kann sehr frühzeitig reagiert werden und Ware nachproduziert oder nachbestellt werden. Ebenso kann eine neue Route oder eine alternative Versandart, zum Beispiel als Luftfracht, bestimmt werden.
  • Auf dem Schiff können die Daten nicht übermittelt werden, diese werden aufgezeichnet und beim Ankommen am Festland übermittelt.

Das bedeutet: Der Austausch von Rohstoffen, Produkten oder Dienstleistungen wird in der globalisierten Welt dank der Digitalisierung weiter vorangetrieben. So kann ein Chemie-Mitarbeiter in Deutschland in Echtzeit auf seinem Notebook sehen, ob sich die dringend benötigten Rohstoffe noch in China oder schon auf dem Schiff auf hoher See befinden. Dementsprechend werden die nachgelagerten Prozesse angepasst.

Durch die Digital Supply Chain werden die Lieferketten transparenter, effizienter und damit auch kostengünstiger. Auf diese Weise lassen sich die Lieferfähigkeit, die Kundenzufriedenheit und auch die Profitabilität verbessen. Diese Aspekte sorgen dafür, dass die digitalisierte Wertschöpfungskette in der Chemie-Industrie von morgen kaum noch wegzudenken ist.

Wie ist der Stand der Dinge?

Laut einer Studie von Cap Gemini haben bereits 70 Prozent der Unternehmen mit der Digitalisierung der Lieferkette begonnen. Allerdings ist nur ein Drittel mit den bislang erzielten Resultaten zufrieden. Hier ist somit noch viel Luft nach oben vorhanden.

PwC sagt dazu: „Die Mehrzahl der Unternehmen hat in der Digitalisierung ihrer Wertschöpfungsketten bereits einen klaren Mehrwert erkannt. Für die Prozessindustrie wird bis 2020 ein Anstieg des Digitalisierungsgrades von 21% auf 77% erwartet.“

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