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LkSG praxisnah erlärt

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Junge Dame beschäftigt sich mit Import und Warenerzeugung Getty Images Plus | iStock

Wie kontrollieren Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen? Was wissen Firmen über ihre Lieferketten, ihre Lieferanten und Zulieferer? Und wie weit stehen Umweltschutz-Belange im Fokus? Mit diesen Fragen werden sich wohl zukünftig zahlreiche Unternehmen in Deutschland beschäftigen dürfen. Während in Frankreich, Finnland, Belgien und den Niederlanden Lieferkettengesetze bereits verabschiedet oder auf den Weg gebracht worden sind, hinkte Deutschland bislang hinterher. Doch nun steht es fest: Zum Jahreswechsel tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz in Kraft. Und damit stehen Unternehmen vor vielen Veränderungen und bürokratischen Herausforderungen. Die Frage, die sich dabei stellt: Alles nur lästige Pflicht oder auch eine Profilierungschance?  
 

Das Lieferkettengesetz dient dazu, den Schutz der Umwelt, Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. Auch Kinderarbeit soll mit dem Lieferkettengesetz verhindert werden. Das Gesetz legt dabei klare und umsetzbare Anforderungen für die Sorgfaltspflichten von Unternehmen fest und schafft so Rechtssicherheit für Unternehmen und Betroffene. Verstoßen Unternehmen gegen diese Rechtspflicht, drohen Bußgeld oder Schadensersatz der Mitbewerber.  

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Die zentralen Regelungen des Lieferkettengesetzes:

  1. Erstmalig klare Anforderungen für die unternehmerischen Sorgfaltspflichten. Rechtssicherheit für Unternehmen und Betroffene wird geschaffen.
  2. Verantwortung für die gesamte Lieferkette. Vom Rohstoff bis hin zum fertigen Produkt – die Sorgfaltspflichten erstrecken sich grundsätzlich auf die gesamte Lieferkette. Je nach Einflussvermögen auf den Verursacher der Menschenrechtsverletzungen sind die Anforderungen an die Unternehmen hierbei abgestuft. Unternehmen müssen bei Verstößen tätig werden.
  3. Externe Überprüfung durch eine das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Die Behörde geht eingereichten Beschwerden nach und kontrolliert Unternehmensberichte. Bei Verstößen oder Beschwerden kann sie Bußgelder verhängen oder Unternehmen von der öffentlichen Beschaffung ausschließen.
  4. Besserer Schutz der Menschenrechte. Betroffene von Menschenrechtsverletzungen jetzt auch Beschwerde beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einreichen.

Ein Grund mehr, dass sich Unternehmen in Deutschland nun intensiv und systematisch mit ihren Lieferketten und ihrem Liefermanagement befassen müssen. Indirekt sind allein in Deutschland Zehntausende von kleinen und mittleren Unternehmen betroffen. Jedoch gibt es auch Kritik an dem neuen Gesetz: Die Umsetzung ist mit einem großen Aufwand für viele Firmen verbunden und so wird die Einführung des neuen Gesetzes für die meisten Empfänger im ersten Schritt primär ein bürokratisches Ärgernis sein.

Die Chancen des Lieferkettengesetzes

Doch birgt das Lieferkettengesetz auch Chancen! So ermöglicht es Unternehmen, sich im Markt mit einem nachhaltigen Profil zu präsentieren. Das Lieferkettengesetz steht stellvertretend für einen tiefgreifenden Wandel in der Wirtschaft. Weg von Profiten um jeden Preis, hin zu einem nachhaltigen, verantwortungsvollen Wirtschaften. Unternehmen, die diesen Trend als Wettbewerbsvorteil nutzen wollen, bietet eine systematische Beschäftigung mit ihren Lieferketten bzw. dem Lieferkettengesetz die Chance, sich bei ihren Zielkunden als zuverlässiger, nachhaltig wirtschaftender Partner zu profilieren – gerade jetzt, in einer Situation, in der viele Unternehmen im Gefolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges erkannt haben, wie wichtig stabile Lieferketten und zuverlässige Lieferanten für den Unternehmenserfolg sind.  

Die Corona-Krise hat viele Menschen in prekären Beschäftigungssituationen am Anfang vieler globaler Lieferketten hart getroffen. Das Lieferkettengesetz ist ein zentraler Faktor, diese Beschäftigten besser zu schützen.  

Denn, wenn Unternehmen soziale und ökologische Risiken ignorieren, kann das schnell gefährlich werden und negative Auswirkungen auf ihre Reputationen, auf ihre Legitimität und auf die Kundenbeziehungen haben. Während in der vergangenen Jahrzehnten Konsumenten in solchen Fällen gern mal ein Auge zugedrückt haben – frei dem Mantra „Hauptsache schnell und billig“, ist in den letzten zehn Jahren das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und fairer Produktion stetig gewachsen. Es sind die Einkäufer, die entscheidende Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen können. Sie sind diejenigen, die Lieferanten auswählen, bewerten, entwickeln und sie eventuell auch wieder ausschließen. Konsumenten bzw. Kunden achten vermehrt darauf, auf welchen Wegen Produkte produziert und Dienstleistungen angeboten. So boomen Produkte wie Hafermilch, Fleischersatzprodukte, Elektroautos und Solaranlagen. Die sogenannte „Generation Hafermilch“ ist auf dem Vormarsch, bestehend aus Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die in Metropolregionen leben.   

Drei Möglichkeiten, um durch die Umsetzung des Lieferkettengesetz zu profitieren:  

  1. Unternehmen können die Dienste namhafter Zertifizierer wie TÜV oder Dekra in Anspruch nehmen und sich nach Normen wie ISO 14001 (Umweltschutzmanagement) oder ISO 45001 (Arbeitsschutz) zertifizieren lassen. Der Vorteil: Unternehmen können das Siegel in Anspruch nehmen. Der Nachteil: Die Investition wird selbst für kleine und mittlere Unternehmen schnell vier- bis fünfstellig. 
  2. Die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts nach den Vorgaben des deutschen Nachhaltigkeitscodex (DNK). Hier liegt der Vorteil im Preis: Die Dienste des DNK sind kostenlos, da dieser auf eine Initiative der Bundesregierung zurückgeht. Dagegen spricht der enorme Zeit- und Ressourcenaufwand, der bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts anfällt. Außerdem ist das Siegel in Deutschland wenig bekannt. 
  3. Diverse Anbieter bieten Unternehmen an, auf Basis einer Selbstauskunft ein Compliance-Profil zu erstellen. Diese sind zwar nur ein Versprechen der Unternehmen, können jedoch aufgrund ihrer Veröffentlichung jederzeit eingesehen und kritisch hinterfragt werden. Ein zentrales Prinzip von Normen wie ISO 26000, die die Grundsätze für verantwortungsvolle Unternehmen aufstellt, ist die sogenannte „Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit“.  

Fazit: Unternehmen müssen selbst entscheiden, welchen Ansatz sie verfolgen. Wichtig ist es, dass Unternehmen gegenüber ihren Kunden belegen können, dass sie sich mit der sozialen Verantwortung, auch bei der Auswahl ihrer Lieferanten ernsthaft befassen. Das birgt auch in Zukunft einen immer größeren Wettbewerbsvorteil. 

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