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Über Charisma wird immer wieder diskutiert

Wirkung auf andere

Quelle: Fotolia.com © ibreakstock

Charismatische Persönlichkeiten haben es leichter, andere von sich und ihren Ideen zu überzeugen. Man sieht das schnell an politischen Parteien und daran, wie ihre Wahlerfolge von ihren Führungspersonen abhängen. Man sieht das ebenso an Leitfiguren in der Wirtschaft. Mark Zuckerberg, Steve Jobs, Wendelin Wiedeking – um nur einige zu nennen – sie alle haben viele Anhänger, manchmal sogar entgegen jeder Vernunft. Charismatische Führungskräfte machen ihre Mitmenschen sogar glücklich – das hat ein Wissenschaftlerteam um Amir Erez (University of Florida 2008) in einer Studie belegt.

Was ist dran, an der gewissen Ausstrahlung, die manche haben und andere nicht? Lässt sie sich trainieren oder muss man mit ihr geboren sein? Jedenfalls ist ziemlich klar: Charisma hat viel mit unseren persönlichen Werten zu tun, und wie offen wir damit umgehen. So kann also jeder an seiner charismatischen Wirkung arbeiten.

1. Selbstdarstellung fördert Charisma nicht

Charisma heißt eben nicht, vor allem über sich selbst zu reden. Jeder kennt diesen Typ – oft sind es Männer, aber nicht nur – der gerne von seiner eigenen Genialität erzählt, wie er dies oder jenes mit Bravour gelöst hat und überhaupt der Klügste, Größte und Witzigste zu sein vorgibt. Und jeder weiß auch, wie schnell und wie sehr einem diese Art von Selbstdarstellung auf die Nerven geht, ja, ist es doch bloße Angeberei. Und doch wirkt ein selbstbewusstes und überzeugendes Auftreten angenehm. Wo liegt der Unterschied?

Worauf es ankommt, ist die Ebene der Selbstdarstellung: handelt es sich um die Ebene des Seins, des Verhaltens, Könnens und Wissens? Oder gar um den Besitz? Das ist in aller Regel wenig vorteilhaft für den Selbstdarsteller: Ich kann, ich bin, ich habe ... Anders liegt die Sache, wenn es um die Ebene der Werte geht. „Hallo, mein Name ist Markus Hornung. Ich freue mich über... Ich ärgere mich über ... Wichtig ist mir ...“ So betonen Sie Ihre Werte und Ihre Emotionen, und auf diese Weise können Ihre Zuhörer Sie wahrnehmen und einschätzen. Das ist im Übrigen auch ein guter Trick für all diejenigen, die sich mit Smalltalk schwertun. Werte und Emotionen sind ein toller Einstieg für Gespräche.

Gerhard Schröder zum Beispiel war ein Meister darin, sich über seine Haltung zu positionieren – wie kaum ein anderer Politiker hat er seine Vorstellungen auf der Werteebene dargestellt und politisch argumentiert. Dies hat ihn einerseits angreifbar gemacht, andererseits auch sein Profil geschärft.

2. Authentizität: Reden, denken, fühlen

Meint er auch, was er sagt? Es ist hier ausgesprochen schwierig, etwas vorzutäuschen – unterbewusst wird das Gegenüber sofort merken, wenn eine Führungsperson oder ein Kollege etwas vorgibt, das er nicht tatsächlich empfindet. Charisma schreiben wir so einer Person jedenfalls nicht zu, auch wenn unser Bewusstsein noch lange nicht in der Lage ist, diese Erkenntnis aus dem Unterbewusstsein zu übersetzen und das Gegenüber als Schwindler zu sehen. Charismatische Personen handeln übereinstimmend mit dem, was sie sagen. Was sie sagen ist das was sie denken und fühlen – ihre Umwelt nimmt sie als widerspruchsfrei wahr.

3. Kongruenz der Sprach-Kanäle

Konkrete Signale, die das Unterbewusstsein direkt erkennt: Stimme und Körpersprache. Passen sie zusammen und senden dieselbe Botschaft? Falls nicht, wird dem Gegenüber die Authentizität aberkannt, er wirkt nicht mehr glaubwürdig. Ebenso gilt das für die Sprache, die er verwendet. Es kommt zum Beispiel beim Unterbewusstsein des Hörers – das in diesrer Hinsicht außergewöhnlich scharf aufpasst – nicht gut an, wenn jemand relativ leise sagt „Ich bin wütend!“ und dabei noch völlig regungslos dasteht. Wer so agiert, wirkt auf einer subtilen aber ausgesprochen machtvollen unterbewussten Ebene schlichtweg unglaubwürdig und leider verallgemeinert unser Gegenüber diese unbewusst wahrgenommene Unglaubwürdigkeit sehr schnell auf alles, was gesagt wird. Charismatische Personen kommunizieren auf allen Kanälen deckungsgleich: Stimme, Sprache und Körpersprache unterstützen die gleiche Botschaft, oder genauer, dieselbe Emotion.

4. Integrität: Übereinstimmung mit dem Wertesystem

Charismatische Personen verfügen über ein starkes und klar hierarchisches Wertesystem, sie geben ihre obersten Werte nicht zugunsten nachgeordneter Werte auf. So werden sie also nicht für Freiheit und Verantwortlichkeit stehen, aber ihren Mitarbeitern sehr enge Vorgaben ohne Eigenverantwortung machen, weil es ihnen in dieser Situation einfacher erscheint. Sie stehen zu dem, was ihnen wichtig ist, und das macht sie glaubwürdig – für ihre Mitmenschen, und, vielleicht noch bedeutender, deren unterbewusste Wahrnehmung. Integrität bedeutet in diesem Sinn das Handeln nach dem eigenen Wertesystem, ohne Kompromisse. Das ist im Übrigen auch eine Voraussetzung für ein stabiles Selbstwertgefühl und damit selbstsicheres Auftreten – was wiederum auch ein wichtiger Aspekt der charismatischen Personen ist.

5. Mit Zurückweisung umgehen können

Fast alle Menschen haben das Bedürfnis, gemocht und angenommen zu werden und möglichst viele Mitmenschen für sich zu gewinnen. Das ist ein ganz natürliches und stark ausgeprägtes Grundmotiv. Uns unterscheidet aber die Intensität, mit welcher wir auf Anerkennung angewiesen sind und solche anstreben. Je besser wir mit Zurückweisungen umgehen können und je weniger wir in verschiedenen Lebenssituationen die Anerkennung aller brauchen, desto charismatischer wirken wir. Denn desto weniger aufdringlich werden wir in kritischen Situationen um die Zuneigung der anderen buhlen, desto unabhängiger davon bleibt unser Selbstwertgefühl – und desto anziehender wirken wir auf andere.

6. Charisma ist auch emotional!

Charisma ist eine Ausstrahlung, die andere Menschen einnimmt und überzeugt – es beschreibt somit eine emotionale Wirkung. Wie anziehend jemand auf andere wirkt, hat auch viel damit zu tun, wie leidenschaftlich er sich für eine Sache einsetzt, und wie leidenschaftlich er wahrgenommen wird. Auch wenn er damit angreifbar wird, so ist es doch Voraussetzung für die charismatische Ausstrahlung. Das gilt zum Beispiel für Martin Luther King – sein Thema: der Kampf gegen Rassismus. Woody Allen – sein ganz eigener, besonderer Humor und seine Filme, für Barack Obama und seine Überzeugung von Politik ...

Das gewisse Etwas

Auffällig oft sind es erfolgreiche Menschen, die wir für besonders charismatisch halten: Vorstände großer Unternehmen, berühmte Schauspieler, hochrangige Politiker. Vielleicht trägt auch der Erfolg zu dieser besonderen Wirkung bei. Oder aber die Wirkung selbst begünstigt den Erfolg – ganz sicher jedenfalls sind die hier beschriebenen Voraussetzungen für die charismatische Wirkung auch Faktoren für Erfolg. In diesem Sinne: fangen Sie gleich damit an, es lohnt sich in jeder Hinsicht!

Autor: Markus Hornung

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