Tony Fernandes und Richard Branson sind Unternehmer, die mehrere Firmen leiten und in Dutzenden von globalen Projekten involviert sind. Wie kriegen sie das hin? Einige Gedanken zum produktiven Multitasking für Vielbeschäftigte.
Tony Fernandes ist Chef der billigsten Fluglinie der Welt (AirAsia) und zugleich der Mann, der die Fäden beim Formel-1-Team von Lotus Racing zieht. Tony Fernandes schert sich nicht besonders viel um die aktuelle Debatte, dass wir Menschen zu Multi-Tasking nicht fähig sind. Das Geheimnis des Chefs von AirAsia, Lotus Racing und der Tune Group sieht folgendermaßen aus:
"Nur weil eine bestimmte Person nur eine Sache gleichzeitig machen kann, heisst das nicht, das wir alle genauso sind. Ich kann ein Formel-1-Team und eine Fluglinie leiten, und was ich am Ende mache, ist diese Organisationen aufzusetzen und andere Leute in die Lage zu versetzen, sie am Laufen zu halten."
Wenn Fernandes hier von einer Fluglinie redet, dann untertreibt er: Mittlerweile hat er vier davon gegründet und arbeitet noch in seiner Tune-Group, die sich mit Hotels, Finanzdienstleistungen und Mobil-Telefonie beschäftigt. Wie schafft Fernandes, wozu das menschlische Gehirn nicht fähig sein soll? Während eines Meetings mit zwei Financial Times-Journalisten ist Fernandes in zwei Meetings präsent: dem Interview und einem Finanzmeeting in der Nähe. Ab und zu steht Fernandes auf, geht zum Finanzmeeting hinüber und spricht mit seinen Kollegen - was Wikipedia als echtes Multi-Tasking bezeichnet.
Unter Multitasking versteht man die Fähigkeit eines Menschen, mehrere Tätigkeiten zur gleichen Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten durchzuführen, so z. B. eine E-Mail zu verfassen und gleichzeitig einem Bericht zuzuhören. (Wikipedia)
Bevor Fernandes Fluglinien gründete und Formel-1-Teams in die Spur schickte, arbeitete er als Finanz-Controller bei Virgin, dem Firmen-Imperium von Richard Branson . Auch Branson ist jemand, dessen Arbeit sich auf viele Unternehmen erstreckt und der nebenbei noch die Zeit findet, Projekte zu verfolgen: von privaten Weltraumreisen bis zu Büchern und Wettbewerben, wie man CO2 aus der Atmosphäre entfernt. Beide sind befreundet und arbeiten beruflich an einigen gemeinsamen Projekten. Finden wir die Antwort fürs Multi-Tasken also bei Richard Branson? Seine Biographie Losing my Virginity ist lesenswert, Branson gibt aber leider wenig Tipps über seine Arbeitsweise.
Sammle alle Ideen in Listen (oder delegiere)
Verglichen mit der Wikipedia-Definition wird klar, dass Branson und Fernandes nicht wirklich multi-tasken. Multi-Tasken bezeichnet das gleichzeitige Ausführen von Tätigkeiten. Das allerdings, schreibt die Welt , lässt häufige Multi-Tasker mehr verblöden als regelmässiger Marihuana-Genuss. Zwar hopst Fernandes von Interview zum Meeting und zurück, aber nur, um plötzlich aufpoppende Ideen sofort loszuwerden. Das entspricht dem GTD-Ansatz von David Allen: Befreie Dein Gehirn von jeglichen Aufgaben, indem Du sie sammelst (oder delegierst).
Betreibe ein ordentliches Ablage-System für Deine Projekte
Branson und Fernandes arbeiten für mehrere Unternehmen, aber das heisst nicht, dass sie alles gleichzeitig machen. Sie delegieren viel. Sie konzentrieren sich auf die Aspekte der anfallenden Arbeit, die sie am besten können und die ihnen am meisten Spaß macht. Und der Rest ist einfach Organisation - wann mache ich was? Wo sammle ich meine Ideen? Welche Dokumente liegen wo?
Trenne private und berufliches Telefonieren und Mail
Es ist möglich, dass Branson und Fernandes verschiedene Mobiltelefone für verschiedene Aspekte ihres Lebens haben. Manchmal stellt Fernandes wahrscheinlich sein Telefon für Formel 1 ab und ist nur noch auf einem anderen Gerät zu erreichen. Wenn Fernandes oder Branson Feierabend haben, sind dann alle Firmen-Handys aus und er ist nur noch privat zu erreichen. Verschiedene Mail-Accounts sollten sie auf jeden Fall haben - je eine Mail-Adresse für eine Firma und eine für privat.
Verwalte Deine Aufgaben und prüfe mehrmals täglich Deine Prioritäten
Die Aufgaben aus den verschiedenen Firmen, egal ob sie selber gesammelt werden oder ein Assistent oder sogar ein ganzer Stab von Mitarbeitern das filtert und verteilt, müssen mehrmals täglich oder wöchentlich angeschaut und nach Wichtigkeit sortiert werden. Es kann sein, dass die beiden Herren sich auch für eine ganze Woche nur einem Projekt widmen - oder aber ihre Zeit in Zeitfenster von einer Stunde bis zu mehreren Tagen einteilen, in denen sie sich nur einer Aufgabe widmen. Ohne Störung, ohne Ablenkung.
Fazit
Da wäre dann kein Multitasking. Es wäre geschicktes Organisieren eines anspruchsvollen, aber definitiv niemals langweiligen Arbeitslebens - Meta-Multi-Tasking für Leute mit vielen, großen Ideen. Vielleicht aber sind Richard Branson und Tony Fernandes auch einfach sogenannte Super-Tasker , Menschen die durchaus mehrere Sachen perfekt gleichzeitig machen. Organisation kann aber nicht schaden.