Wenn es um das Visualisieren von Projekten geht, denkt man schnell entweder an Mindmaps oder an das althergebrachte Gantt-Diagramm. Einen anderen Ansatz wählt Goalscape: Hier erscheinen die Aufgaben, die für das Erreichen eines Ziels erledigt werden müssen, als Segmente von Ringen. Camilla hat das Programm ausprobiert.
Goalscape ist ein Tool zur Planung und Visualisierung von Zielen und Projekten. Anders als übliche Projektplanungs-Tools bildet es das Projekt jedoch nicht linear ab, sondern stellt Teilziele als Segmente eines Rings um das zentrale Ziel dar. Jedes Teilziel kann wiederum Unteraufgaben haben, die als weitere Ebene von Ringsegmenten dargestellt werden. Über einen Schalter auf 12 Uhr des Kreises kann man Ebenen ein- und ausblenden.
Das erste interessante Konzept an Goalscape ist die Gewichtung von Zielen und deren visuelle Darstellung: Je nachdem, wie wichtig ein Teilziel ist, kann man das Ringsegment mit der Maus größer oder kleiner ziehen (in der rechten Seitenleiste kann alternativ eine Prozentzahl eingegeben werden). Wenn ein Ziel wichtiger ist, werden andere unwichtiger; dies spiegelt grundsätzliche Beschränktheit von Ressourcen wieder.
Es ist möglich, die Wichtigkeit eines Ziels zu fixieren. Wenn neue (Nachbar)Ziele hinzukommen, verliert das derart festgelegte Ziel nicht an Wichtigkeit; sind viele Teile eines Gesamtprojekts oder viele Unterziele eines Ziels fixiert, schwindet natürlich der Spielraum.
Das zweite wichtige Feature ist die Visualisierung des Fortschritts. Auf der äußersten Ebene, also nur bei Aufgaben, die ihrerseits keine Unteraufgaben mehr haben, kann vermerkt werden, wieviel Prozent der Aufgabe bereits erledigt sind. Dies wird dadurch visualisiert, daß sich das Ringsegment zu einem dem Fortschritt entsprechenden Teil dunkler färbt. Je nach Gewichtung der Unteraufgabe reflektiert das nach innen, so daß mit jeder Unteraufgabe, die Fortschritte macht, auch das Ringsegment der Hauptaufgabe zu einem größeren Teil schattiert wird und sich ein immer größerer Teil im Zentrum des Kreises - der für das Hauptziel steht - dunkel färbt.
Um an den Feinheiten eines Unterziels zu arbeiten, kann man dieses in den Fokus rücken. Das ausgewählte Unterziel (das seinerseits noch Unteraufgaben haben muß) wird dann zum Zentrum eines neuen Kreises. In der linken oberen Ecke erscheint eine kleine Übersicht, in der das gerade fokussierte Teilziel hervorgehoben erscheint. Ein Doppelklick auf diese Übersicht zentriert die Ansicht wieder auf das Hauptziel. Auf diese Art kann man recht gut zwischen Planung der Einzelheiten und Überblick über das Ganze hin und her schalten.
Per drag & drop können einzelne Teilziele angeordnet werden. Auf diese Weise kann ein Ziel zu einem Unterziel oder zum Nachbarziel eines anderen auf einer beliebigen Ebene werden.
Ziele können Personen zugewiesen werden und mit Tags sowie einem Start- und einem Fälligkeitsdatum versehen werden; über ein Menü in der linken oberen Ecke können Teilziele hervorgehoben werden, die entweder heute oder zu einem bestimmten Zeitpunkt angegangen werden können, für die eine bestimmte Person zuständig ist oder die mit einem bestimmten Tag versehen sind. Teilziele, deren Fälligkeitsdatum überschritten ist, werden mit einem kleinen roten Weckersymbol gekennzeichnet. Last not least können Unterziele farblich hervorgehoben werden.
Die wichtigsten Features werden in diesem Intro-Video erklärt:
Abgerundet wird das Programm durch eine Exportfunktion, die Goalscape-Daten in einer stattlichen Zahl von Formaten ausgibt: HTML, PDF, in Microsoft Project XML, .docx, .xlsx, .csv, MindManager und als png-Grafik. Import ist von Microsoft Project XML und MindManager möglich.
Goalscape ist als Adobe AIR-Anwendung (plattformübergreifend lauffähig) erhältlich, als Zusatzkomponenente gibt es Goalscape Connect, eine im Browser lauffähige Version von Goalscape, die auch Arbeiten an Projekten im Team ermöglicht. Eine iPhone-App ist geplant. Bisher gibt es Goalscape in Deutsch, Englisch und Spanisch, weitere Sprachen sollen dazukommen.
Die Lizenz kostet für die Desktop-Anwendung inclusive Goalscape Connect 89 EUR, mit einer Desktop-Lizenz kann das Programm auf bis zu zwei Computern installiert werden.
Nicht jedem mag diese sehr visuelle, nicht-lineare Art des Planens liegen. Ausgewachsenen Projektmanagement-Werkzeugen kann Goalscape kaum Konkurrenz machen, da eine Verwaltung von Ressourcen fehlt. Daher eignet es sich wahrscheinlich eher für das Verfolgen von persönlichen und Team-Zielen und zum Brainstorming.
Mir macht Goalscape Spaß und die Planung von komplexeren Projekten geht damit rasch von der Hand. Goalscape zwingt mich dazu, Ziele meßbar zu definieren, gibt mir einen guten Überblick über "das große Ganze" und ist besonders hilfreich, wenn es um Ziele mit vielen Einzelkomponenten, z.b. um Work-Life-Balance geht; es visualisiert gut, wo alles "rund läuft" und wo es "hakt". Die Bedienung ist im allgemeinen intuitiv und wird durch Tips für meinen Geschmack fast schon ein wenig offensiv erklärt, sie verhält sich angenehmerweise in der Desktop-Anwendung und in Goalscape Connect gleich.
Wenn ich mir Goalscape eher nicht kaufen werde, dann liegt es am Preis, der mir für eine ziemlich spezialisierte Software mit einem sehr spezialisierten Zweck, der in meinem Berufsalltag kaum gefragt ist, einfach ein wenig teuer ist. Hätte ich eine sinnvolle Verwendung dafür, würde ich jedoch sofort zugreifen.