Im Gespräch mit Peter Hauffe, Geschäftsführer der geo x GmbH

Eine Reise (fast) zum Mittelpunkt der Erde

Erdwärme nutzbar machen – mit dieser Herausforderung beschäftigt sich die Geothermie, die hierzulande noch in den Kinderschuhen steckt. Umso ehrgeiziger erscheint das Ziel der geo x GmbH, die 2007 das erste industrielle Geothermiekraftwerk Deutschlands im rheinland-pfälzischen Landau in Betrieb nehmen will.



Dipl.-Ing. Peter Hauffe

"Die Kraft-Wärme-Kopplung unseres Geothermiewerkes in Landau ist einzigartig in Deutschland", erklärt Peter Hauffe, Geschäftsführer der geo x GmbH, nicht ohne Stolz. "Wir nutzen die Geothermie direkt zur Erzeugung von elektrischem Strom. Die Abwärme wird dann noch zum Heizen verwendet." Seit 2005 leitet Hauffe nun die Geschicke des jungen Unternehmens, das 2002 ins Leben gerufen wurde und eine 50-prozentige Tochter der Pfalzwerke AG und der EnergieSüdwest AG ist. Für den studierten Elektrotechniker - der hauptberuflich bei den Pfalzwerken beschäftigt ist - ein Sprung ins kalte Wasser.

Erdwärme nutzbar machen – Wie funktioniert Geothermie?

Mutter Erde birgt ein enormes, schier unerschöpfliches Energie-Reservoir in sich: die geothermische Energie. "Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Technologien, um Erdewärme nutzbar zu machen", erläutert Hauffe. "Mit Hilfe des Hot-Dry-Rock-Verfahrens oder mittels hydrothermaler Geothermie." Beim Hot-Dry-Rock-Verfahren (HDR) muss in Tiefen von 3.000 bis 6.000 Meter vorgedrungen werden, wo man auf heißes Gestein stößt. Durch das Einpressen kalten Wassers bricht das Gestein - ein unterirdischer Wärmetauscher entsteht. Das HDR-Verfahren ist kostspieliger und auch risikoreicher; geo x hat sich auf die zweite Vorgehensweise spezialisiert. Hierbei werden Heißwasservorkommen aus Tiefen bis rund 3.000 Meter zur Energiegewinnung genutzt. 

Hydrothermale Geothermie

Mit Hilfe der Förderbohrung wird Wasser – in Form von ca. 150 Grad Celsius heißem Wasserdampf – an die Erdoberfläche befördert und in einem zweistufigen Verfahren abgekühlt. Im ersten Schritt gibt das flüssige Nass seine Wärmeenergie in einen Stromerzeugungsprozess ab. Im zweiten Schritt wird die Restwärme – immerhin noch 70 Grad Celsius – zur Fernwärmeversorgung genutzt. Nun hat das Wasser noch eine Temperatur von ca. 50 Grad und ist damit "immer noch zu heiß, um es in den nächsten Fluss zu leiten". Deshalb ist eine zweite Bohrung – die so genannte Reinjektionsbohrung – nötig. Durch diese Bohrung wird das Wasser wieder in den Untergrund zurückgeleitet, wo es sich erneut erwärmen kann.

Wichtig ist, dass beide Bohrungen einen gewissen Abstand zueinander haben. Schließlich will man die Vermischung des Heißwassers mit dem abgekühlten Wasser, das wieder in den Untergrund geleitet wird, vermeiden. In Landau wurde der Bohrturm für die zweite Bohrung allerdings nur um sieben Meter versetzt. Den nötigen Abstand zueinander erhalten die Bohrungen, indem die Rohre ab einer Tiefe von 1.000 Metern langsam, aber stetig abgelenkt werden. In 3.000 Metern angelangt, haben die Endpunkte der Bohrungen dadurch einen Abstand von ca. 1,2 Kilometern. "Durch die Ablenkung  der Rohre konnten wir nicht nur Platz sondern auch Materialkosten sparen", betont Hauffe.

Zwei Löcher gebohrt und los geht’s...?!

Nicht allerorts ist es möglich, Erdwärme nutzbar zu machen. Bevor man also mit schwerem Gerät anrückt und zu bohren beginnt, muss erst ein geeignetes Gebiet gefunden werden. Besonders Regionen mit "geologischen Unregelmäßigkeiten, beispielsweise verschobenen Erdplatten" versprechen das Vorhandensein relativ heißen Wassers in verhältnismäßig geringen Tiefen. Unter heißem Wasser versteht man in diesem Zusammenhang eine Mindesttemperatur von 150 Grad Celsius. Zudem muss das Wasser in ausreichender Menge – das bedeutet, eine Förderleistung von 70 Litern pro Sekunde – vorhanden sein und mindestens 25 bis 30 Jahre ausreichen. Schließlich soll die Unternehmung nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ökonomisch sinnvoll sein.

Hat man ein potentielles Fördergebiet ausgemacht, versucht man nun mit Hilfe von seismographischen Untersuchungen den Anfangsverdacht zu untermauern. "Trotz allem bleibt ein Restrisiko bestehen", weiß Hauffe, denn "vor der Schippe ist es dunkel. Geothermie basiert eben nur auf Schätzungen."  

Vorteile der Geothermie

"Die Geothermie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber die Liste der Vorteile ist lang", unterstreicht Hauffe. Diese Art der Energiegewinnung ist "absolut umweltfreundlich", da weder Entsorgungsprobleme auftreten, noch Treibhausgase (CO2) ausgestoßen werden. "Mit Hilfe unseres Werkes können pro Jahr 5.000 Tonnen CO2 eingespart werden." Geothermie ist eine regenerative und nachhaltige, nahezu unerschöpfliche Energiequelle. "Unser Kraftwerk ist die Erde", erklärt der Ingenieur und im Gegensatz zu anderen regenerativen Energiequellen wie Wind oder Sonnenlicht sind Geothermiekraftwerke "unabhängig von Klimaverhältnissen und Tages- oder Jahreszeiten". Ein solches Kraftwerk kann rund um die Uhr genutzt werden. 

Geothermie – eine echte Alternative?

Es wird "noch lange dauern, bis die Geothermie eine wirkliche Alternative zur konservativen Energiegewinnung darstellt", gibt Hauffe zu. Ein Kernkraftwerksblock beispielsweise hat eine Leistung von ca. 1.500 Megawatt. Das Geothermiekraftwerk in Landau wird voraussichtlich eine elektrischen Leistung von 2,58 Megawatt und eine Wärmeleistung von 5,1 Megawatt erzeugen und wird "300 Haushalte mit Fernwärme und 5.000 Haushalte mit Strom" versorgen.

Hauffe gibt allerdings zu Bedenken, dass die Geothermie noch ein "reines Forschungsgebiet" ist. Auch das Kraftwerk in Landau kann noch "an allen Ecken und Enden optimiert werden". Die Möglichkeiten sind dabei "nahezu unbegrenzt".

Ökologisch, aber ökonomisch?

Die Gesamtinvestitionen in Landau belaufen sich auf 15,2 Millionen Euro. Verschiedene Faktoren wie beispielsweise lange Lieferzeiten und die Tatsache, dass in US-Dollar bezahlt wird, bergen ein großes Investitionsrisiko. Auch die Abhängigkeit vom Ölpreis ist nicht außer Acht zu lassen. "Man kann damit nicht das große Geld machen", gesteht Hauffe. Trotzdem ist der Ingenieur fest davon überzeugt, dass "sein" Geothermiekraftwerk eines Tages wirtschaftlich arbeiten wird. Doch "ohne die Subventionen des Bundes und der Länder wäre Geothermie momentan nicht finanzierbar", gibt Hauffe offen zu. Deshalb "müssen die Einspeisevergütungen des Bundes bestehen bleiben", die im so genannte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt sind. Nach diesem werden erneuerbare Energien aus Geothermiekraftwerken pro eingespeister Kilowattstunde mit 15,5 Cent vergütet. Momentan erfolgt allerdings noch keine Einspeisung ins Netz. Das soll sich dann 2007 ändern, wenn das Geothermiekraftwerk der geo x GmbH in Landau seine Arbeit aufnimmt. 

Bilder: geo x GmbH
© 2006 förderland

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