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Bali wird zum Startup-Mekka: Unternehmensgründung im Paradies

Junge schöne Frau checkt in authentischem Hotel in Bali ein. iStock/GettyImages Plus: galitskaya

Die Unternehmensgründung ist harte Arbeit. Daher kann es sinnvoll sein, wenigstens ein angenehmes Ambiente zu wählen. Eine Option: Bali.

Andrea Loubier, CEO des auf der indonesischen Insel angesiedelten Startups Mailbird, sieht viele Vorteile.

Ein Startup zu gründen, heißt gemeinhin, über Jahre einen Großteil der wachen Stunden in das zu entwickelnde und zu vermarktende Produkt zu investieren. Für Hobbys, Freunde und Familie bleibt in der Regel nur wenig Zeit - speziell in der Anfangsphase, in der sich Gründer noch um die meisten Aufgaben und Probleme selbst kümmern. Doch ein solches Opfer zu erbringen, bedeutet nicht, sich ganz von den Annehmlichkeiten des Lebens verabschieden zu müssen. Eine Option, um das Dasein des Internet-Entrepreneurs angenehm zu gestalten, ist die Ansiedlung in einem tropischen Paradies wie Bali. Auf der indonesischen Insel, die vor allem bei Surfern und frisch Verheirateten als Touristendestination bekannnt ist, entwickelt sich nämlich gerade eine lebendige Startup-Szene, die zum Anziehungspunkt für Gründer und Gründerinnen aus aller Welt avanciert. Eine davon ist Andrea Loubier, Co-Founder und CEO des Windows-E-Mail-Clients Mailbird .

Andrea Loubier

Vor drei Jahren traf die 29-Jährige, die amerikanische und philippinische Wurzeln hat und in der indonesischen Hauptstadt Jakarta aufwuchs, auf Bali ihre aus Dänemark stammenden Mitgründer. Diese hatten gerade am auf der Insel durchgeführten Unternehmer-Bootcamp Project Getaway teilgenommen und waren angesichts der unter den Partizipierenden großen Verbreitung des beliebten Mac-E-Mail-Clients Sparrow (mittlerweile Teil von Google) auf die Idee gekommen, eine ähnliche Software für Windows zu erschaffen. Und weil alle ihr Herz an Bali verloren hatten, entschlossen sie sich, dieses Vorhaben einfach von dem Eiland aus zu starten.

Noch heute, drei Jahre später, hat Mailbird seinen Sitz auf Bali, und der Großteil des neunköpfigen multikulturellen Teams, zu dem unter anderem Dänen, Deutsche und Indonesier gehören, ist von Indonesien aus tätig. Zusätzlich gibt es ein kleines Büro in Kopenhagen. Doch auch wer von dort aus für Mailbird arbeitet, schaut gelegentlich am exotischen Firmensitz vorbei. Große Überredungskünste sind dafür nicht notwenig.

“Balis großer Vorteil sind die niedrigen Kosten”, sagt Loubier. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die offensichtlichen Faktoren wie Essen und Unterkunft, sondern auch auf Dienstleistungen, die unter chronischem Zeitmangel und Erledigungsdruck stehenden Startups den Alltag angenehmer machen und vereinfachen. Gemäß Nomad List , einem Verzeichnis für die besten Regionen zum ortunsabhängigen Arbeiten, gehört Bali mit durchschnittlichen Lebenshaltungskosten von gut 1.100 US-Dollar pro Monat zu den preiswertesten, für "digitale Nomaden" geeigneten Destinationen überhaupt.

Loubier und ihre Mitstreiter müssen sich vor Ort im Prinzip um keinerlei private oder geschäftliche Erledigungen kümmern. Ob Reinigung, Versorgung, Botengänge - alles wird ihnen abgenommen, ohne dass dafür ihr gesamtes Budget draufgeht. Dadurch werde viel Zeit freigesetzt, die das Team stattdessen in Arbeit oder gelegentliche Freizeitaktivitäten investieren kann.

Auch auf Bali gibt es 80-Stunden-Wochen

Viel gearbeitet wird auch auf Bali, das betont Loubier. 80-Stunden-Wochen sind für junge Startup-Firmen keine Seltenheit. Das Verlangen, lieber am Strand oder im Wasser zu faulenzen, lasse im Laufe der Zeit ohnehin nach. Im Endeffekt gebe es auf Bali für Entrepreneure daher weniger Ablenkung als anderswo - speziell wenn man wie Mailbird nicht an den touristischen Hotspots sein Büro hat.

Unterstützung erhält das Unternehmen vom balinesischen Startup-Accelerator Livit . Gegen eine individuelle Beteiligung versorgt dieser aufstrebende Firmen mit allen notwendigen Services, stellt eine Finanzierung bereit, kümmert sich um das Juristische, bietet Büros und Unterkünfte und hilft Teams direkt oder durch das Anzapfen des lokalen Netzwerks, sich zu etablieren.

Viele Nachteile der Ansiedlung in Bali kann Loubier nicht nennen. Natürlich müsse man sich auf langsamere Internetverbindungen einstellen. Doch dank schneller mobiler Datenverbindungen sei man auch im Falle von Stromausfällen nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Visums-Situation könne manchmal ein bisschen kompliziert werden, besonders wenn man vor hat, länger als ein paar Monate auf Bali zu verweilen. Das Startup nutzt deshalb die Dienste eines Agenten, der sich um derartige Angelegenheit kümmert.

Ideal zum Bootstrapping

Im Großen und Ganzen sieht Loubier die Präsenz in Indonesien für Mailbird als große Stärke - nicht zuletzt weil das Unternehmen per Bootstrapping begann und damit stets sehr aufs Geld schauen musste. Für Gründer, die möglichst wenig externes Kapital aufnehmen möchten, sei Bali ideal, sagt die Unternehmerin.

Den Mailclient wollen sie und ihr Team in nächster Zeit immer stärker zu einer Produktivitäts-Suite ausbauen und damit die Attaktivität der kostenpflichtigen Pakete erhöhen. Für Vertreter der vom Mac dominierten US-amerikanischen und europäischen Onlinebranche mag der Gedanke einer E-Mail-Software für Windows antiquiert klingen. Doch der globale Marktanteil von Windows liegt nach wie vor bei über 80 Prozent . Auch deshalb ergibt es für sie und ihre Kollegen Sinn, nicht im Silicon Valley ansässig zu sein, sondern dort, wo die Nutzer sind. /mw

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