Dieser Tagessatz ist dann ausreichend, wenn man überhaupt keine Kosten, weder Investitionen noch Gründungskosten, hat. Sobald man auch nur einen PC kauft oder gar ein Büro mietet, stellt man sich mit diesem 'Arbeitnehmerlohn-orientierten' Tagessatz deutlich schlechter als ein Arbeitnehmer.
Eine andere Möglichkeit, den Tagessatz zu berechnen, bietet die Break-Even-Methode. Ziel dieser Methode ist es, die Summe der Kosten/Ausgaben zu ermitteln, die in einem Monat anfallen. Diese Kosten verteilt man gleichmäßig auf die Arbeitstage und berechnet so den Tagessatz, der mindestens benötigt wird, um die Kosten zu decken. Jeder höhere Tagessatz würde einen Gewinn bedeuten.
Zur Berechnung:
- Wie hoch ist der monatliche Beitrag zur Krankenversicherung?
- Wie hoch ist der monatliche Betrag zur Altersvorsorge?
- Wie hoch ist die monatliche Miete für Ihr Büro?
- Wie hoch ist die monatliche Leasingrate/die monatlichen laufenden Kosten ohne Tanken für Ihr Auto?
- Wie hoch sind Ihre monatlichen Tankkosten für berufliche Fahrten?
- Wie hoch sind Ihre monatlichen Reinigungskosten für Ihr Büro?
- Wie hoch sind die monatlichen Lohnkosten für eine Sekretärin oder eine Hilfe in der Buchhaltung?
- Wie hoch sind Ihre monatlichen Telefonkosten incl. Anschlußgebühren?
- Wieviel Geld legen Sie monatlich zurück, damit Sie davon Ihr Equipement (Computer, Auto) auf dem neuesten Stand halten können?
- Wieviel Geld benötigen Sie für Ihre monatliche privaten Ausgaben?
Gesamtkosten auf Arbeitstage umlegen
Die Addition dieser Kosten liefert Summe, die nun durch die Anzahl der monatlichen Arbeitstage (nämlich 20) geteilt wird. Soll in den Tagessatz ein Risikozuschlag eingerechnet werden, dividiert man die Kostensumme durch 15. So kalkuliert man 5 Krankheitstage oder 5 Tage ohne Auftrag mit ein.
Das Ergebnis liefert nun einen Tagessatz nach Steuern, der die eigenen Geschäftskosten und den privaten Lebensunterhalt deckt.
Aber Achtung: dieser Tagessatz ist ein Nettoerlös. In der Angebotsphase ist es wichtig, den Bruttotagessatz anzugeben.
Eine Beispielrechnung
- Krankenversicherung = 400 Euro, weil ich mich als Selbständiger entweder privat versichern muss oder freiwillig gesetzlich versichert bleiben möchte.
- Altersvorsorge = 400 Euro
- Miete Büro = 400 Euro. Selbst wenn man zu Beginn noch kein Büro mietet, sollte man aber kalkulatorisch eine Miete ansetzen, auch wenn man in der eigenen Wohnung als Schreibtischtäter arbeitet.
- Leasingrate Auto = 250 Euro
- Tankkosten für berufliche Fahrten = 100 Euro
- Reinigungskosten für Büro = 80 Euro. Auch hier gilt: wer selber putzt, sollte sich seinen eigenen 'Lohn' für das Putzen in den Tagessatz hineinrechnen, denn die Arbeit wird ja schließlich erbracht.
- Lohnkosten Sekretärin/ Buchhaltung = 400 Euro. Zu Beginn sind diese Kosten sicherlich gering oder fallen gar nicht an. Aber der berechnete Tagessatz soll ja schon zukunftsweisend sein, und deshalb sollten solche Kosten bereits zu Beginn mit eingerechnet werden. Kunden akzeptieren nur ungerne neue Tagessätze.
- Telefonkosten = 200 Euro
- Rücklagen = 100 Euro
- Privaten Ausgabe = 1.400 Euro
Monatliche Gesamtkosten am Beispiel
Die monatlichen Kosten belaufen sich somit in diesem fiktiven Beispiel auf 3.730 Euro. Diese Summe auf 15 Arbeitstage verteilt, bedeutet, dass der Berater einen Tagessatz von 248 Euro nach Steuern erzielen muss, um seine Kosten zu decken. Um die Steuerlast abzufangen, gilt als Faustregel nun, dass der Tagessatz verdoppelt werden muss.
Der Berater kann nun am Markt seinen Beratertag mit 496 Euro netto anbieten ohne zu verhungern. Möchte er auch noch Gewinn machen, wird er einen Gewinnzuschlag von 10 Prozent auf den Tagessatz aufschlagen. Für 550 Euro ist der Berater nun auf der absolut sicheren Seite, was seine persönliche Kostenstruktur betrifft. Ob dieser Tagessatz den Marktgegebenheiten entspricht, wird sich bei den ersten Preisverhandlungen herausstellen.
Vor- und Nachteile
Der Vorteil der Break-Even-Methode liegt darin, dass der Tagessatz die tatsächlichen Kosten hundertprozentig deckt.
Allerdings spiegelt man mit seinem Tagessatz seine ganz persönliche Kostenstruktur wider, die sich in nichts an die Marktgegebenheiten anpaßt.
Die Arbeitgeber-Brutto-Methode hingegen gibt einem die Sicherheit, dass man nicht gänzlich losgelöst von den Marktgegebenheiten kalkuliert, da sich ja in den Lohnkosten schon die Nachfrage nach der eigenen Dienstleistung widerspiegelt.
Allerdings ist es möglich, dass der Tagessatz zu gering ist und die monatlichen Kosten nicht deckt.
Tip: berechnen Sie Ihre Tagessätze nach beiden Methoden und mitteln Sie die Werte.