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Gründen im Kiez

Reanimation durch Zwischennutzung

Wer im Berliner Stadtteil Neukölln, genau genommen im Körnerkiez, ein Ladenlokal für sein Geschäft sucht, dem steht ein ganz besonderer Service zur Verfügung: die zwischennutzungsagentur. Wie diese Vor-Ort-Initiative funktioniert und warum sie auch in anderen Städten Schule machen sollte, das erzählen wir hier.

Foto von Axe Kuhlmann Foto von Axe Kuhlmann

Sie ist noch etwas skeptisch und vorsichtig am Telefon und sie hat guten Grund dazu: Rebecca Solfrian von der Neuköllner "zwischennutzungsagentur" kümmert sich mit ihren Kollegen um Gründer, die ein Ladenlokal für ihre Ideen suchen und die Anfragen sind dermaßen massiv, das jetzt schon keine mehr bewältigt werden können. Der Grund, warum man sich an die Initiative wendet ist einfach: Sie kennen alle relevanten Immobilien im Kiez, deren Besitzer und sie ermöglichen angehenden Unternehmern, sich zu Konditionen einzumieten, die zu ihrem niedrigen Budget und ihrem Konzept passen.

Doch auch die Immobilieneigner gehen durchaus als Gewinner aus der Kooperation mit der Agentur hervor, denn mit deren Hilfe können sie einen zwischenzeitlichen Leerstand vermeiden und sogar darauf hoffen, dass die Ladenlokale von den Zwischennutzern saniert und renoviert werden. Wer aber bei der zwischennutzungsagentur anfragt, dem werden einige berechtigte Hürden in den Weg gelegt: Zum einen müssen die Interessenten ein funktionierendes Konzept vorlegen, Geduld haben und an der abschließenden Besichtigungstour der Lokalitäten teilnehmen, die die Agentur organisiert.

Die zwischennutzungsagentur selbst ist ein Projekt eines Büros von Stadtplanern, die Gelder aus dem Topf der Bundesinitiative "Soziale Stadt" akquiriert haben, um die Arbeit im Kiez auch bezahlen zu können. Die Initiative "Soziale Stadt" entstand, im Jahr 1999, um "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf" zu fördern und so die chronisch klammen Kommunen bei der Entschärfung von urbanen Problemzonen zu unterstützen.

Auch der Norden weiß wie es geht

Doch das Neuköllner Beispiel ist bei weitem nicht das einzige. In Bremen etwa existiert das Projekt ZwischenZeitZentrale , das von einer Agentur umgesetzt wird, die sich schon seit längerer Zeit mit leerstehenden Gebäuden zu Kunst- und Kulturzwecken auseinandersetzt. Oliver Hasemann, Ansprechpartner der Inititiative, erklärt die Vorteile für die Eigentümer: "Durch die Nutzung von ungenutzten, leerstehenden Gebäuden, werden nicht nur die anfallenden Neben- und Instandhaltungskosten teilweise oder ganz gedeckt, auch entsteht eine Wiederbelebung der Umgebung, die die Immobilie wiederum aufwertet." Die Leerstände vermittelt die ZwischenZeitZentrale an Start-ups, Künstler oder Pop-Up-Projekte, also Konzepte, die nur für kurze Zeit bestehen. Im Moment konzentriert man sich auf kommunale Immobilien, doch auch das Interesse bei Privateigentümern nimmt mehr und mehr zu. Auf die Zwischenmieter kommt dann meist ein Mietvertrag mit günstigeren Laufzeiten zu, der sich oft auf die Zahlung der anfallenden Nebenkosten oder Instandhaltungskosten beschränkt.

In der Neuköllner zwischennutzungsagentur freut man sich in der Zwischenzeit, dass im Körnerkiez bald die Führung der Interessenten stattfindet und hoffentlich viele neue Ideen ins Kiez Einzug halten. Zwar nimmt man hier für Neukölln niemanden mehr an - doch es wartet bereits das nächste Viertel darauf von intelligenten Konzepten erschlossen zu werden, diesmal ist Spandau dran.

Diese beiden Beispiele zeigen uns die Wechselwirkung, die zwischen fairen Angeboten und kreativen Ideen entstehen kann, sie machen vor, wie kommunale Wiederbelebeung und Kiezbildung, attraktives Wohnen und kreatives Wirtschaften einhergeht. Wer diese Dinge in seiner Stadt vermisst, der sollte sich von der Idee anstecken lassen und bei seinen Stadtoberen anläuten - dabei gibt es nur Gewinner.

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