Rund 500 Betriebe haben sich dieses Jahr um den "Landespreis für junge Unternehmen" beworben. Zehn von ihnen wurden jetzt für ihre unternehmerischen Leistungen ausgezeichnet. Insgesamt 100.000 Euro vergeben die baden-württembergische Landesregierung und die L-Bank in diesem Jahr an die Preisträger. Bereits zum sechsten Mal würdigen die Veranstalter mit dem Landespreis die Leistung junger Unternehmer, die mit ihrem Geschäftskonzept und Engagement erfolgreich sind.
"Diese Unternehmer sind Vorbilder, die dazu ermutigen, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen", sagte Ministerpräsident Günther H. Oettinger bei der Preisverleihung im Neuen Schloss am Dienstag. Der hervorragende Ruf, den der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg genieße, beruhe nicht zuletzt auf der Kreativität und der Leistungsfähigkeit junger Unternehmer. Der Ministerpräsident zeigte sich als Schirmherr des Preises höchst erfreut angesichts des nachwachsenden Mittelstands. Er sei auch künftig das Rückgrat und die ökonomische Basis der Wirtschaft im Land.
Das bekräftigte auch Christian Brand, der Vorsitzende des Vorstands der L-Bank. Gerade die mittelständischen Unternehmen würden zahlreiche Arbeitsplätze in Baden-Württemberg schaffen und damit die unternehmerische Tradition des Landes fortführen. "Wie Gottlieb Daimler, Robert Bosch oder Ferdinand Porsche bauen auch die Landespreisträger 2006 ihre Betriebe in Baden-Württemberg auf - mit einer guten Idee und mit dem Selbstvertrauen, ihre unternehmerische Vision umzusetzen", sagte Brand. Er freue sich, mit den Preisträgern eine neue Unternehmergeneration zu begrüßen. Ihr Beispiel rege all diejenigen zur Nachahmung an, die eine gute Geschäftsidee haben.
Gewinner beim diesjährigen "Landespreis für junge Unternehmen" und damit von 40.000 Euro ist die Karlsruher Netviewer GmbH. In ihrer Laudatio würdigte Angelika Kölle, Geschäftsführerin von Pflanzen-Kölle Gartencenter, das Engagement, mit dem die beiden Gründer Andreas Schweinbenz und Martin Merta ihre Geschäftsidee verwirklichten. "Warum sollte es eine Erfolgsgeschichte wie die von SAP nur einmal geben?" Mit dieser Vision und einem Produkt, das seiner Zeit weit voraus war, gründeten die beiden 2001 ihr Unternehmen.
Netviewer hat eine Software entwickelt, mit der Geschäftspartner über das Internet gemeinsam Dokumente bearbeiten können. IT-Spezialisten können so viel leichter komplizierte Anwendungen erläutern und Einstellungsfehler an den Rechnern ihrer Kunden beseitigen. Und das, auch wenn hunderte von Kilometern zwischen den beiden Arbeitsplätzen liegen. Denn die Support-Mitarbeiter sehen dank Netviewer die gleiche Anwendung wie ihre hilfesuchenden Kunden.
Die Software ist einfach zu installieren und nutzerfreundlich. Nicht zuletzt deshalb arbeitete das Unternehmen schon nach fünf Monaten profitabel.
Seit der Gründung der Netviewer GmbH ist der Bedarf für visuelle Online-Kommunikation enorm gestiegen. Heute bedient der Landespreisträger 2006 von Karlsruhe aus 5.000 Kunden in 33 Ländern. Die beiden Karlsruher möchten weitere Auslandstöchter gründen sowie neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen.
Die Ulmer Transporeon GmbH & Co. KG erhält den zweiten Preis. Er ist mit 30.000 Euro dotiert. Laudator Thilo Bräuninger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, lobte das Gespür für den Markt, das Axel Busch, Peter Förster, Marc-Oliver Simon und Roland Hölzl bewiesen haben: "Die vier Studienfreunde haben mit ihrer Online-Logistikplattform für das Transportgewerbe zur richtigen Zeit eine Marktnische erkannt. Kein Wunder, dass sie mit Anfang 30 schon Marktführer sind."
Die steigenden Benzinpreise und die LKW-Maut zwingen Transportunternehmen sowie deren Auftraggeber dazu, ihre Abläufe zu straffen. Mit der Online-Logistikplattform von Transporeon lassen sich Speditionen automatisch finden und beauftragen. Gleichzeitig werden Ladezeiten verkürzt und Kapazitäten ausgelastet. Die Software hat sich in der Praxis bewährt und dem Unternehmen ein solides Wachstum beschert. Auch in Zukunft wollen die vier Unternehmer Produkte entwickeln, die ihren Kunden die Arbeit erleichtern. Unter dieser Maxime beginnen sie jetzt mit der Expansion ins Ausland.
Mit dem dritten Preis und damit 15.000 Euro wurde die Gebrüder Clemens und Gregor Maier GmbH & Co. KG in Isny ausgezeichnet. Ihr Laudator Till Casper, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages, freute sich über den schwäbischen Erfindergeist, mit dem die beiden Allgäuer seit 1999 Komponenten für Biogasanlagen bauen.
Eigentlich wollten die Brüder nur ihre eigene Biogasanlage nicht mehr nur mit Gülle, sondern auch mit Mais und Gras betreiben. Doch das Rührwerk in der Anlage, das den Gärprozess im Innern des Behälters in Gang bringt, wurde mit dem faserigen Material nicht mehr fertig. Folglich waren Veränderungen an der Anlage notwendig, So entstand der "Paddelgigant" - ein kraftvolleres langsam drehendes Rührwerk, das auch bei anderen "Strombauern" auf großes Interesse stieß. Die steigenden Absatzzahlen ermutigten sie zum Bau weiterer Komponenten für Biogasanlagen. Da es in Frankreich und Tschechien ebenfalls Energieeinspeisegesetze gibt, planen sie ihre Produkte auch ins europäische Ausland zu liefern.
Den Sonderpreis mit 15.000 Euro für eine herausragende und vorbildliche Betriebsnachfolge erhielten Matthias Wendler und Michael Jauss für die Übernahme der KWO Kunststoffteile GmbH in Offenau. Ursula Maier, Geschäftsführerin der Maier GmbH, zeigte sich in ihrer Laudatio begeistert über den Mut der beiden ehemaligen Unternehmensberater: Sie wechselten von der Theorie in die unternehmerische Praxis.
Bei der Übernahme hatten Wendler und Jauss zwei Möglichkeiten: entweder in den Preiskampf einzusteigen oder auf Qualität, Know-how und Innovation zu setzen. Die Entscheidung war schnell gefällt: Zusammen mit ihrem Team aus gut 100 qualifizierten Fachkräften wollten die beiden nicht billiger, sondern besser werden. Bereits ein Jahr nach der Übernahme konnten sie mit ihrer Produktqualität und Liefertreue bei fast allen Kunden zum A-Lieferanten aufsteigen. Ihre Auftragslage liegt auf Rekordniveau. Doch mit einer einzigen Nachfolge geben sich Wendler und Jauss noch nicht zufrieden. Sie planen, weitere Betriebe zu übernehmen, die zu KWO passen. So schaffen sie Perspektiven für Unternehmen, die einen Nachfolger suchen.
Die weiteren sechs Top-10-Unternehmen 2006 des Landes Baden-Württemberg sind:
acrobat GmbH, Achern: Der Personaldienstleister ist unter anderem auf medizinisches Leasingpersonal spezialisiert.
Backhaus Mahl GmbH & Co. KG, Stetten a. k. M.: Der Familienbetrieb mit Bäckerei, Konditorei und Café hat 27 Filialen im Umkreis von rund 45 Kilometern.
Curagita AG, Heidelberg: Der Dienstleister bietet professionelle Management-Unterstützung für Ärzte und Krankenhäuser an.
Gigatronik Gesellschaft für Automobilelektronikentwicklung GmbH, Stuttgart: Der Automobilzulieferer ist der Spezialist für Entwicklungsdienstleistungen im Bereich der Automobilelektronik und Informationstechnologie.
iPoint-systems GmbH, Reutlingen: Das Software-unternehmen erleichtert hauptsächlich Automobilzulieferern den automatisierten Datenabruf.
NovaVis, Waldenbuch: Der Orthopädietechniker ist auf Prothetik spezialisiert und bietet begleitende Rehabilitation an.