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Interview mit Oliver Götze, New Swedish Design

"Es gibt ca. 40 Millionen IKEA-Kunden allein in Deutschland, die unsere Produkte einsetzen können"

Oliver Götze hat seinen sicheren Job als Verkaufsleiter für Werkzeugmaschinen gekündigt und mit New Swedish Design ein Start-up rund um Möbel Apps auf die Beine gestellt. Was das ist, wie die Idee entstanden ist – und wie er das Geschäftskonzept weiterentwickeln will, erklärt Götze im Interview mit förderland.

New Swedish Design-Gründer Oliver Götze New Swedish Design-Gründer Oliver Götze

förderland: Hallo Herr Götze, Ihr Start-up New Swedish Design bietet Möbel Apps an. Was ist denn das – eine Möbel App?

Oliver Götze: Jeder kennt sicherlich Apps für Smartphones, welche eigentlich ja nichts anderes sind, als Programme, die eine bestimmte Funktion ermöglichen und dadurch dem Gerät einen Mehrwert schaffen. Nichts anderes machen unsere Möbelerweiterungen. Nach der Installation bieten sie einen zusätzlichen Nutzen und deshalb haben wir den Begriff Möbel App kreiert.

Geben Sie uns ein Beispiel ... Wie könnte man zum Beispiel ein Billy-Regal tunen?

Götze: Für das Billy Regal bieten wir zum Beispiel CD- und DVD/Bluray-Einsätze an. Diese sind durch Zwischenfächer aufgeteilt, damit die CDs/DVDs nicht umfallen und besser einzuordnen sind. Gleichzeitig sorgt eine Rückwand für mehr Stabilität (das ganze Billy Regal wird dadurch stabiler, da die angrenzenden Regalbretter abgestützt werden und nicht mehr so durchbiegen) und dafür, dass die CDs/DVDs nicht einfach durchrutschen und sauber in Reih und Glied stehen.

Manchmal erscheinen plötzlich aber auch ganz andere Kunden auf der Bildfläche, die durch unsere Problemlösungen inspiriert werden. So geschehen bei unserem Flascheneinsatz KALTERN, der jetzt hauptsächlich von Physiotherapien (als Handtuch- und Laken-Spender) und Strickgeschäften (zur Aufbewahrung von Wollknäulen) bestellt wird.

Wie ist die Idee entstanden?

Götze: Da muss ich weiter ausholen. Selbstständigkeit war schon immer ein Ziel von mir, aber es brauchte viele Jahre bis ich mich sicher genug fühlte, das auch durchzuziehen. Unendlich viel Motivation und der Wille etwas zu bewegen (für mich die wichtigsten Kriterien) waren ohnehin schon immer vorhanden, es fehlte nur das passende Schlüsselerlebnis.

Den entscheidenden Impuls habe ich dann selbst herbei geführt, indem ich meinen Job als Verkaufsleiter für Werkzeugmaschinen kündigte. Für viele (einschließlich meinem damaligen Chef) ist das sicherlich nicht ganz nachvollziehbar, wie man so einen (unbefristeten) Job, bei dem man auch noch gutes Geld verdient und international herum kommt, hinschmeißen kann, aber es war halt nicht die Erfüllung. Zu viele Routineaufgaben haben mich einfach total gelangweilt, ich brauchte eine größere Herausforderung. Diese habe ich zweifelsohne durch die Selbstständigkeit bekommen.

Nach meiner Kündigung brauchte ich erst einmal einen vernünftigen Schreibtisch. Ich habe viel im Internet verglichen und das beste Preis-Leistungsverhältnis fand ich, wie schon oft zuvor, bei IKEA. Da ich Computer-Bildschirme gerne in Augenhöhe stehen habe und nicht 300 Euro für einen verstellbaren Monitor ausgeben wollte, suchte ich einen preiswerten Monitorständer passend zu meinem Schreibtisch. Als erstes schaute ich wieder bei IKEA rein, deren Lösungen mir aber in diesem Fall nicht zusagten.

Natürlich gibt es Monitorständer im Internet wie Sand am Meer, aber entweder waren sie aus billig wirkenden Kunststoff, zu instabil, zu groß – oder passten nicht zur Farbe des Schreibtisches. Und da kam mir die entscheidende Idee: Wenn die anderen Millionen von IKEA-Kunden vielleicht ähnliche Wünsche zu Problemlösungen wie ich hätten, warum nicht ein Geschäftsmodell daraus machen.

Sie halten über Facebook engen Kontakt zu Ihren Kunden. Jeder kann seine Wünsche äußern und Vorschläge machen. Wie ist das Feedback?

Götze: Das Feedback, nicht nur über Facebook, ist überwältigend und wir mussten hier sogar wieder einen Schritt zurück gehen. Bis zum Herbst 2012 hatten wir noch eine "Designer werden"-Aufforderung auf unserer Homepage und bekamen fast täglich tolle Vorschläge, die wir aber gar nicht mehr so schnell aufnehmen und umsetzen konnten und das demotiviert natürlich irgendwann die Leute. Deshalb fahren wir das Projekt temporär auf Sparflamme. Wir sind natürlich weiterhin an guten Ideen interessiert, müssen uns dafür aber erst reorganisieren, sprich jemanden mit ins Team nehmen, der ausschließlich diese Dinge bearbeitet.

Das Produkt TRAPPSTEG (schwed. für Treppenstufe) ist übrigens das erste waschechte Designer-Produkt, von einem Facebook-Fan. Letztes Jahr haben wir es auf unserer Facebook-Page vorgestellt und uns aufgrund der positiven Resonanz entschlossen, dieses Produkt zu entwickeln und in unser Programm aufzunehmen. Wir haben es nicht bereut - und die Designerin auch nicht, denn sie erhält eine Provision bei jedem Umsatz mit dem Produkt.

Welche Pläne werden Sie als nächstes in Angriff nehmen? Ist eine Ausweitung der Produktpalette geplant?

Götze: Als erstes müssen wir uns wieder einmal neu organisieren, da bestimmte Prozesse bei einem stetigen zweistelligen Wachstum jeden Monat einfach anders funktionieren müssen als vorher. Dafür ist unter Anderem ein neuer Webshop geplant, der mehr kann als unser jetziger. Da geht es vor Allem um einen höheren Automatisierungsgrad bei der Bestellabwicklung und funktionierende Schnittstellen zu Logistik, Warenwirtschaft und Buchhaltung.

Dieser Webshop wird dann auch gleichzeitig in Englisch sein, da wir uns bisher, was sich vor Allem auf die Suchmaschinenoptimierung und das Finden auf Google auswirkt, nur auf den deutschsprachigen Markt konzentriert haben. Mit der Ausweitung auf den englischsprachigen Teil versprechen wir uns weitere Umsatzsteigerungen.

Außerdem haben wir erst ca. 30 Prozent unserer Produktideen online, das heißt die anderen Ideen warten darauf, endlich das Licht der Welt zu erblicken. Die Erweiterung der Produktpalette ist für uns also das entscheidende Wachstumskriterium.

Warum wird New Swedish Design erfolgreich?

Götze: Erstens: All unsere Produkte sind Problemlösungen, die die Leute gut gebrauchen können.

Zweitens: 95 Prozent aller von uns verkauften Produkte sind (teilweise Gebrauchs- und Geschmacksmuster geschützte) Eigenentwicklungen, die nur direkt bei uns erhältlich sind.

Drittens: Für die bisher angebotenen Produkte bekommen wir sehr positives Feedback, was sich jetzt schon auf steigende Umsätze auswirkt – wir sind also auf dem richtigen Weg.

Viertens: Es gibt ca. 40 Millionen IKEA-Kunden allein in Deutschland, die unsere Produkte einsetzen können, weil die passenden Möbel dafür schon vorhanden.

Fünftens: Die Wenigsten kennen uns und wir sind aktiv dabei das zu ändern.

Vielen Dank für das Interview!

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