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Fachbeitrag von Thomas Jakel, IdeaCamp

Eine Anleitung zur Unternehmensgründung in drei Tagen (Teil II)

Ist es möglich, in drei Tagen eine Geschäftsidee zu finden, ein Team zusammen zu stellen und ein Unternehmen zu gründen? Thomas Jakel, Organisator des IdeaCamp glaubt fest daran und erklärt Ihnen heute seinen Ansatz.

Skalierung – baue eine Unternehmensmaschine

Niemand möchte bis spät in die Nacht Pakete einpacken, die Buchhaltung machen und dann noch Kundenbeschwerden bearbeiten. Genau das wird aber jedem passieren, der sich über Skalierung nie einen Kopf gemacht hat. Der Fall tritt spätestens ein, wenn man sich nicht mehr nur über einen sondern zehn oder hundert Kundenaufträge pro Tag freuen kann. Jeder kennt das Schauermärchen von den Selbstständigen die selbst und ständig arbeiten. Die gute Nachricht: Es gibt einen Weg diesem Schicksal zu entgehen.

Die große Frage lautet: Wie kann ich als Gründer eine Unternehmensmaschine bauen, die ohne mich funktioniert und die mit einer steigenden Anzahl an Kundenaufträgen zurechtkommt?

Eine Möglichkeit ist es sich vorerst nach Baukastenprinzip Komponenten zusammen zu suchen, welche einem die Arbeit in einem bestimmten Bereich abnehmen können. Komponenten können externe Dienstleister sein, eigenes Personal oder technische Prozesse, die menschlichen Arbeitsaufwand überflüssig machen. Damit ich halbwegs strukturiert vorgehe, suche ich die Komponenten jeweils für die Bereiche aus dem Minizyklus.

Am Beispiel: Welche Komponenten könnten das Marketing der Sonnenbrillen für mich übernehmen? Welche Infrastruktur Komponenten helfen mir den Verkauf zu skalieren? Und wie kann ich den Prozess so aufbauen, dass die Sonnenbrillen ohne meine Beihilfe verkauft werden?

Folgende Infrastruktur Komponenten scheinen mir auf den ersten Blick sinnvoll:

  • Shopsystem mit Payment Anbieter
  • Fullfillmentanbieter
  • Produzent / Lieferant (besonders interessant wird es, wenn der Produzent die Brillen auch noch direkt für mich verschicken kann)
  • Buchhaltung
  • Steuerberater
  • Etc.

Folgende Marketing Komponenten würde ich testen (und beständig um weitere ergänzen):

  • Google Ad’s & Facebook Ad’s sind weitestgehendst automatisiert, müssten aber optimiert werden.
  • Beim Marketing macht es Sinn sich Multiplikatoren zu suchen, die die Vermarktung für einen übernehmen (Affiliateprogramm)
  • Jemanden für das Marketing einzustellen, der Ahnung auf dem Gebiet hat, ist früher oder später durchaus eine gute Investition
  • Etc.

Auch für den Prozess müssen Komponenten gefunden werden:

  • Wer nimmt Kundenanfragen entgegen?
  • Wer verschickt die Pakete (ggf. schon über Fullfillmentanbieter geklärt)
  • Wer macht den Support?
  • Wer aktualisiert die FAQ’s?

Für einen großen Teil der Prozessaufgaben würde ich persönlich auf virtuelle persönliche Assistenten (z.B. www.strandschicht.de ) zurückgreifen. Aber das ist eine persönliche Präferenz. Genauso gut könnten anfangs Teilzeitkräfte oder Werkstudenten diese Aufgaben übernehmen.

Wenn man noch kein Unternehmen am Laufen hat, dann handelt es sich bei der Skalierung erst mal nur um ein Gedankenspiel. Aber es ist gut zu wissen auf welche Komponenten man prinzipiell mal zurückgreifen will, wenn das Unternehmen wächst, da man sich sonst allzu schnell im Operativen verliert.

Die ersten kritischen Schritte

Wir Deutschen sind als perfektionistisch und risikoscheu verschrien. Ich glaube fest daran, dass Produkte und Dienstleistungen beständig verbessert werden können und sollten. Aber ich glaube, auch daran, dass man so schnell wie möglich starten sollte, weil sonst Pläne auf Eis gelegt werden und die Motivation schwindet, bevor man überhaupt erste Ergebnisse erzielt hat. Konkret: Ein Produkt oder Service sollte bei einem Start-Up so gut wie nötig sein, wenn man es launcht und nicht so gut wie möglich.

Das beim Launch keiner hinguckt, wenn noch nicht alles perfekt ist, ist ein Vorteil, den Start-ups gegenüber etablierten Unternehmen haben. Dieser Vorteil erlaubt eine deutlich höhere 'Geschwindigkeit' und sollte unbedingt ausgespielt werden.

Zum jetzigen Punkt im ‚Rooting‘ Prozess haben wir eine Geschäftsidee. Wir wissen, wie wir mit der Idee Geld verdienen wollen und welcher Prozess durchlaufen werden muss um an den ersten Kunden zu verkaufen. Dank den Überlegungen zur Skalierung wissen wir sogar schon, wie wir in Zukunft auch mit mehreren hundert Kunden klarkommen können. Was jetzt noch fehlt ist der Start, das Momentum, die ersten Erfolge!

Um zu wissen in welche Richtung man nach dem Startschuss rennt, sollte man sich ein kleines Projektziel nehmen. Beispielsweise: Die ersten 1000 Euro Umsatz pro Monat zu machen. Das ist ein kleines überschaubares Ziel.

Welche kritischen Schritte können in den nächsten zwei Wochen erfolgen damit das Projekt Fahrt aufnimmt? Für den Online Brillenshop fallen mir spontan folgende Schritte ein:

  • Entwickle eine Marketing-Positionierung (Zielgruppen Definition, Namen für den Shop, Tagline brainstormen, Domain reservieren)
  • Platzhalterseite aufsetzen (hier kannst mit einem interessanten Angebot schon mal Email Adressen von Interessenten einsammeln um beim Launch Deine kleine Fanbase direkt zu adressieren. Zum Beispiel „Trage Dich hier ein und sichere Dir einen 50% Rabatt auf Deinen ersten Sonnenbrillenkauf“)
  • 20 potentielle Lieferanten/Produzenten recherchieren und anschreiben
  • Marketing, Marketing, Marketing (Wenn Du Bestellungen bekommst, obwohl Du den Shop noch gar nicht fertig hast, dann weißt Du, dass tatsächlich Bedarf an dem Proudukt besteht.)

Natürlich ist es damit noch nicht getan und die Schritte sind stark vereinfacht. Aber es sind Aufgaben, die man in den ersten Tagen schaffen kann und die die Motivation aufrecht erhalten weiterzumachen. Sehr wichtig ist, dass jede Aufgabe eine Deadline hat. In Teams sollte außerdem immer eine Person die Verantwortung für eine Aufgabe bekommen. Setze Dich nach den ersten zwei Wochen erneut hin und definiere die nächsten kritischen Schritte für die folgenden zwei Wochen.

Dieser Artikel ist ein Versuch in so wenig Worten wie nötig so viele konkrete Hinweise wie möglich zum schnellen Gründen zu geben. Die Ausführungen können in diesem Artikel aus Platzgründen leider nicht so weit reichen, wie auf einem dreitägigen Workshop und man könnte bei jedem Punkt nochmal deutlich mehr in die Tiefe gehen. Ich hoffe aber dennoch, dass es gelungen ist einen groben Überblick zu geben und ausreichend konkrete Tipps zu geben, damit der eine oder andere die Unternehmensgründung in 2012 angeht.

Ich freue mich auf Fragen und Kommentare.

PS.: Das nächste Ideacamp findet am 12. - 15. Januar in Berlin statt.

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