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Kolumne von Olaf Jacobi

Ein Blick in die deutsche Venture Capital-Szene

Aller Anfang ist schwer. Das wissen auch junge Start-ups. Einfacher wird’s mit Venture Capital. Den meisten Unternehmern ist diese Finanzierungsmöglichkeit ein Begriff. Aber wie sieht der Venture Capital-Markt in Deutschland eigentlich aus? Dieser Frage geht Olaf Jacobi, Partner beim Münchner Venture Capital-Investor Target Partners, in seiner neuen förderland-Kolumnenreihe auf den Grund.

Olaf Jacobi ist Partner bei Target Partners in München und investierte in der Vergangenheit als Business Angel in junge Unternehmen im IT- und Internet-Bereich. Olaf Jacobi ist Partner bei Target Partners in München und investierte in der Vergangenheit als Business Angel in junge Unternehmen im IT- und Internet-Bereich.

Venture Capital ist Eigenkapital und wird in junge Start-ups investiert. Wie steht es um diese Finanzierungsform in Deutschland? Um mehr über die deutsche Venture Capital-Szene zu erfahren, wird in den kommenden Kolumnen auf folgende Fragen Antwort gegeben:

Wie hat alles angefangen und wie hat es sich entwickelt? Wie kann die Szene in Zahlen, Daten und Fakten beschrieben werden? Welche Venture Capital-Investoren gibt es in Deutschland? Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert? Was ist der Unterschied und die Besonderheit zur US-amerikanischen Venture Capital-Szene?

Die heutige Kolumne beschäftigt sich mit einem kurzen Rückblick in die Geschichte der Venture Capital-Szene:

Zwei unterschiedliche Entwicklungen: Deutschland und USA

Early-Stage Venture Capital, also das Finanzieren eines Unternehmens in seiner frühen Phase, ist in Deutschland noch relativ jung – vor allem im Vergleich zum US-amerikanischen Venture Capital-Markt. Denn während sich in den USA bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges erste Venture Capital-Gesellschaften bildeten, setzte in Deutschland die Entwicklung des Venture Capital-Marktes erst in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein. Wie kam es zu diesen unterschiedlichen Entwicklungen?

Es war einmal in Deutschland…

Die erste deutsche Venture Capital-Gesellschaft war die Wagnisfinanzierungsgesellschaft (WFG), die 1975 gegründet wurde. An ihr waren damals hauptsächlich Kreditinstitute beteiligt. Eine weitere Neuheit gab es in den Jahren 1982/83: Einer der ersten Venture Capital-Fonds für Deutschland entstand – initiiert von der GENES GmbH mit Fokus auf junge Technologie-Unternehmen. Hierfür akquirierte das Beteiligungsunternehmen bei institutionellen Investoren ein Kapital in Höhe von 20 Millionen Euro. In den 80ern und Anfang der 90er prägten dann Venture Capital-Gesellschaften wie die Technologie Holding und TVM Capital den deutschen Eigenkapitalmarkt.

Der Wandel bis heute

Die deutsche Venture Capital-Branche veränderte sich seit dem Ende der New Economy und dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 grundlegend. Die Vielfalt litt. Schuld daran waren der vorangegangene Hype und eine gewisse Maßlosigkeit. Eine weitere Veränderung für den deutschen Venture Capital-Markt brachte die Marktkonsolidierung von 2002 bis 2005: Während im Jahr 2000 das investierte Eigenkapital mehr als 3,7 Milliarden Euro betrug, flossen 2003 lediglich 0,7 Milliarden Euro an Portfolio-Unternehmen. Und es wurde noch schlimmer: Einer Handvoll Venture Capital-Neugründungen in den letzten fünf Jahren stehen 40 bis 50 VCs als „Konsolidierungsopfer“ gegenüber, deren Geschäft in den Jahren 2002 bis 2005 grundlegend reorganisiert, verkauft oder eingestellt wurde.

Ein Blick über den großen Teich

In den USA hingegen hat Venture Capital oder Development Capital, wie man es vor dem Zweiten Weltkrieg noch nannte, eine längere Historie. Bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts steckten wohlhabende Privatleute und Familien (die heutigen Business Angels) ihr Geld in junge Unternehmen. Bekannte Namen sind hier die Vanderbilts, Whitneys, Rockefellers und Warburgs. Laurance S. Rockefeller investierte 1938 beispielsweise in den Aufbau der Eastern Air Lines und Douglas Aircraft.

Amerikanische Venture Capital-Gesellschaften mit langer Tradition

Die ersten beiden Venture Capital-Unternehmen entstanden bereits direkt nach dem Zweiten Weltkrieg: American Research And Development Corporation (ARDC) und J.H. Whitney & Company. So haben in Amerika viele Venture Capital-Häuser eine lange Tradition. Ein Beispiel ist das immer noch aktive Unternehmen Greylock Partners, das 1965 gegründet wurde. Greylock investierte seitdem in mehrere hundert Start-ups und begleitete mehr als 150 Initial Public Offerings, das heißt Börsengänge.

Deutschland, ein Entwicklungsland?

Als Fazit bleibt festzuhalten: Die Branche befindet sich in Deutschland immer noch im Aufbau.

Mehr zur deutschen Venture Capital-Szene (Zahlen, Daten und Fakten) gibt es in der folgenden Kolumne.

Zur Person:
Olaf Jacobi ist Partner bei Target Partners in München und investierte in der Vergangenheit als Business Angel in junge Unternehmen im IT- und Internet-Bereich. 2005 gründete er Collax Inc. (Boston und München), die Linux-Serversysteme für den Mittelstand anbietet und leitete das Unternehmen bis Ende 2006 als CEO. Zuvor war Olaf Jacobi Investor und Vertriebsvorstand der Cobion AG (IT-Security Software), die 2004 erfolgreich an ISS Internet Security Systems Inc. (Atlanta) verkauft wurde.

Von 1999 bis 2002 gehörte er zum Vorstand der ACG AG (NEMAX 50). Von 1992 bis 1999 war Olaf Jacobi in verschiedenen Managementpositionen im IT-Sektor tätig, unter anderem als Senior VP Marketing und Mitglied der Geschäftsführung der Minolta GmbH.

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