Selbstanalyse für Existenzgründer

Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg eines frisch gegründeten Unternehmens ist die Persönlichkeit des Gründers. Doch DEN typischen Existenzgründer gibt es auch nicht – allenfalls gibt es gute Unternehmertypen. Diese bringen sowohl fachliche als auch unternehmerische Qualifikationen mit sich und sind körperlich und geistig fit.

Eignen Sie sich persönlich zum Unternehmer oder eher nicht?

Einer Langzeitstudie zufolge sind die Vorerfahrungen eines Firmeninhabers für seinen unternehmerischen Erfolg entscheidend. Er zählte in der Regel in Freizeit, Schule und Sport zu den leistungsfähigsten, kreativsten und führungsstärksten Jugendlichen. Die psychologische Forschung fand heraus, dass ein autoritativer Erziehungsstil der Eltern eine positive Persönlichkeitsentwicklung sowie gute Leistungen fördert. Kinder, die mit klaren Strukturen, emotionaler Nähe und entwicklungsgerechten Herausforderungen aufwuchsen, haben später als Unternehmer gewaltige Vorteile.

Ebenfalls genauso wichtig ist der eigene Glaube am Erfolg des Unternehmens. Schließlich müssen Sie bei Verhandlungen mit der Bank auch andere von Ihrem Geschäftsplan überzeugen. Der perfekte Unternehmer:

  • trifft unabhängig Entscheidungen
  • arbeitet selbstständig
  • übernimmt Verantwortung

Fragenkatalog zur Person des Gründers

Nicht jeder Existenzgründer kommt mit den oben genannten Verantwortungen zurecht. Der nachfolgende Fragenkatalog gibt Ihnen Auskunft, ob Sie sich persönlich für eine selbstständige Tätigkeit eignen. Wenn auch für Stellensuchende gedacht, wirft es wichtige Fragen auf, die helfen, herauszufinden, ob eine Führungsposition überhaupt der eigenen Persönlichkeit entspricht. Insgesamt können folgende Fragen für Gründer formuliert werden:

  1. Verfügen Sie bereits über praktische Erfahrungen in der Branche, in der Sie ein Unternehmen gründen wollen?
  2. Haben Sie Führungserfahrung oder bereits Arbeiten von Kollegen organisiert und kontrolliert?
  3. Besitzen Sie eine kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Ausbildung oder haben entsprechende Erfahrungen?
  4. Sind Sie dazu bereit, wöchentlich 60 oder mehr Stunden zu arbeiten?
  5. Unterstützt Sie Ihre Familie bei Ihrem Vorhaben?

Die Beantwortung der Fragen hilft nicht nur bei Ihrer persönlichen Entscheidung, sondern auch dabei Ihre potenziellen Geldgeber zu überzeugen. Gemäß einer Untersuchung des Bundeswirtschaftsministeriums ist neben einer falschen Unternehmensstrategie auch die Person des Gründers mit die Hauptursache für einen betriebswirtschaftlichen Verlust und der folgenden Insolvenz des Unternehmens – daher ist eine Analyse der eigenen Fähigkeiten unerlässlich.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das eigene Verkaufstalent: Sie müssen die Entscheidung für eine Selbstständigkeit nicht nur Ihrem Ehepartner verkaufen, sondern auch Ihren Businessplan den künftigen Geschäftspartnern, den Kreditgebern, den Lieferanten und Kunden und auch den Mitarbeitern. Machen Sie sich bereits im Vorfeld Gedanken über Ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet.

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Checkliste Ihrer fachliche Qualifikation

Gehen Sie alle nachfolgend beschriebenen persönlichen Eigenschaften durch und bewerten Sie sich mit einer Punkteskala von 1 bis 10. Eine hohe Punktzahl weist auf gute Anzeichen für eine erfolgreiche Existenzgründung. Geben Sie zur Kontrolle die gleiche Liste einem guten Freund oder Partner und lassen Sie ihn die gleiche Bewertung über Sie abgeben. Sollte die Punktezahl enorm voneinander abweichen, diskutieren Sie die unterschiedlichen Bewertungen. So lernen Sie sich besser kennen und können bestimmte Schwächen erkennen und versuchen, diese zu kompensieren.

Fachkenntnisse

  • Ausbildung
  • Branchenkenntnis
  • Berufserfahrung
  • Befähigungsnachweise
  • Rechtliche Voraussetzungen
  • Unternehmensführung
  • Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
  • Kalkulation und Kostenrechnung
  • Vertrieb und Marketing
  • Mitarbeiterführung
  • Rechtliche Aspekte, z.B. Arbeitsrecht

Checkliste persönliches Profil

Ordnen Sie sich auch für die unten beschriebenen persönlichen Eigenschaften Punkte im Bereich von 1 bis 10 zu. Auch hier gilt: eine möglichst hohe Punktzahl deutet auf eine erfolgreiche persönliche Eignung hin.

Persönlichkeitsprofil

  • Realitätssinn
  • Risikobereitschaft
  • Planungsvermögen
  • Problemorientierung
  • Urteilsfähigkeit
  • Zielstrebigkeit
  • Entscheidungsfreude
  • Kontrollbedürfnis
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Verbindungen/Netzwerk
  • Überzeugungskraft
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Einfühlungsvermögen
  • Stressverarbeitungspotenzial
  • Konfliktlösungspotenzial
  • Selbstbeherrschung
  • Kreativität
  • Flexibilität
  • Gesundheitliche Konstitution
  • Belastbarkeit
  • Intelligenz
  • Sozialkompetenz
  • Führungseigenschaften

Der finanzielle Background

Bedenken Sie bei Ihrer Planung nicht nur ausschließlich die laufenden privaten Kosten, sondern berücksichtigen Sie auch die Zeit nach Ihrem Berufsleben im Rentenalter. Schließlich möchten Sie auch im Alter Ihren bisherigen Lebensstil waren. Und dazu benötigt es einer finanziellen Absicherung im Alter, um die Sie sich bereits heute kümmern müssen. Lassen Sie sich daher von der Bundesversicherungsanstalt bereits jetzt Ihren aktuellen Rentenanspruch errechnen.

Bedenken Sie auch die Inflation, denn wenn Sie heute 3.000 Euro zum Leben benötigen, dann sind das bei einer angenommenen Inflationsrate von 1,9 Prozent in dreißig Jahren bereits über 10.000 Euro.

Kalkulieren Sie Ihre privaten und geschäftlichen Kosten einmal genau durch. Hierbei hilft auch eine Erstellung des Businessplans, den Sie später sowieso für Ihre Selbstständigkeit benötigen. Was benötigen Sie pro Monat, pro Quartal und Jahr an privaten und geschäftlichen Kosten? Und wo können Sie sparen?

Beachten Sie auch, dass bei einer Umsatzsteigerung auch gleichzeitig die Kosten für die Warenbeschaffung steigen, aber auch für Telefon, Personal und Büroräume. Im privaten Bereich können gewisse Kosten dann ebenfalls steigen, wie zum Beispiel die Krankenversicherung.

Die verschiedenen Unternehmenstypen

Den typischen Unternehmer gibt es natürlich nicht. Es gibt aber durchaus unterschiedliche Unternehmertypen. Sie haben je nach Befähigung und Erbanlage jeweils Stärken und Schwächen in den Handlungsfeldern Markt, Personal und Technik. Der Grad der eigenen Innovationsfähigkeit oder der Flexibilität sagt nichts über den möglichen Erfolg eines neuen Unternehmens aus. Entscheidend ist es vielmehr, wie die Geschäftsstrategie umgesetzt wird – und hierfür wird ein ganzes Bündel an Managementfähigkeiten benötigt.

  • Offensiver Unternehmer – er liebt Veränderungen und die Expansion. Hingegen sind seine Management- und Integrationsfähigkeiten nur schwach ausgeprägt. Er hinkt oft am Ausbau der internen Potenziale und dem innovativen Wachstum hinterher.
  • Routinierter Unternehmer mit Managementfähigkeit – Er will zwar verändern und gestalten, möchte den Erfolg aber gerne im Voraus berechnen können. Der Managementroutinier verändert nur maßvoll, kann sehr gut delegieren und dadurch Zeit für notwendige strategische Planungen gewinnen. Er ist sehr kommunikativ und kann gut organisieren – daher werden Innovationen begünstigt.
  • Konservativer Unternehmer – er wird ausschließlich dann innovativ, wenn die Nachfrage nach seinen Produkten zurückgeht. Bei ihm stehen kaufmännische Gesichtspunkte bei seinen Entscheidungen im Vordergrund. Hier sind Organisation und Kommunikation stark reglementiert, wodurch eine schnelle Reaktion verhindert wird.
  • Konzeptionsloser Unternehmer – er fährt eine sehr kundenorientierte und defensive Unternehmens-Strategie. Allerdings hat er für neue Anforderungen kein Konzept und reagiert erst auf erhöhten Wettbewerbsdruck und dann durch Kosteneinsparung und verstärkte Rationalisierung. Hier fehlen Innovationsstrategien.

Woran scheitern die meisten Existenzgründer?

Gemäß einer Studie der Deutschen Ausgleichsbank waren in der Vergangenheit die häufigsten Ursachen für eine Insolvenz:

  • 69 Prozent Finanzierungsmängel
  • 61 Prozent Informationsdefizite
  • 48 Prozent Qualifikationsmängel
  • 30 Prozent Planungsmängel
  • 30 Prozent Familienprobleme
  • 21 Prozent Überschätzung der Betriebsleistung
  • 15 Prozent äußere Einflüsse

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