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Unternehmensführung: schnell oder langsam wachsen?

Franchisenehmer haben von Anfang an viel Unterstützung vom Franchisegeber. Der Preis dafür sind klar abgesteckte Grenzen und Franchisenehmer können oder dürfen bestimmte Rahmenbedingungen nicht verändern. Nicht für jeden sind Franchisekonzepte geeignet, doch für viele sind gerade die konkreten Vorgaben ein Segen.

Qualitativ hochwertige Ausstattung ist eine gute Basis für den Betrieb einer erfolgreichen Gastronomie. Eine neue Betriebs und Geschäftsaustattung belastet die Rendite. Bildquelle: fotolia.de Datei: #20916537 | Urheber: jaff

Es gibt einige Vorurteile, die den Weg für Existenzgründer nicht gerade leicht machen. Wer alte Zöpfe abschneidet und mit frischem Mut ans Werk geht, der hat gute Chancen, seinen eigenen Stil zu entwickeln – auch in einem klar umrissenen <link franchise einfuehrung>Franchisekonzept.

Vorurteil Nr. 1: Existenzgründer müssen schnellstmöglich hohe Gewinne erzielen

Das Bild eines erfolgreichen Unternehmers hat in den Köpfen vieler Existenzgründer ein bestimmtes Profil: Ein Unternehmer arbeitet mindestens 60 Stunden die Woche, hat BWL studiert und ist rund um die Uhr erreichbar. Außerdem weiß er zu jeder Zeit, wie sein Unternehmen richtig zu führen ist. Ist das wirklich noch zeitgemäß?

Glücklicherweise hat sich die Arbeitsweise inzwischen verändert. Junge, innovative Gründungsideen schießen wie Pilze aus dem Boden, es gibt das Prinzip der 4-Stunden-Arbeitstage und die Welt des Internets ermöglicht erheblich effizienteres Arbeiten, als es noch vor 20 Jahren der Fall war. Die Urgesteine des Unternehmertums, die in das typische Profil der 60-Stunden-Woche passen, werden glücklicherweise immer seltener. Heutzutage gilt die Maxime, dass die Art der Selbstständigkeit zum Gründer passen muss.

Wer von den ganz großen Wurf a la Bill Gates oder Steve Jobs träumt, der wird vermutlich enttäuscht werden. Denn solch extrem erfolgreiche Persönlichkeiten sind auch genauso extrem rar gesät. Rund 98 % aller Unternehmen in Deutschland sind Kleinst- und Kleinbetriebe sowie Mittelständler. Das gilt auch für Franchisenehmer. Wer in einem klar strukturierten Umfeld mit zuverlässigen Werbepartnern, erprobten Marketingkonzepten und günstigen Einkaufsbedingungen seinen Lebensunterhalt verdient und zusätzlich Arbeitsplätze schafft, reiht sich in die breite Masse deutscher Unternehmer ein. Das ist erfreulich, erstrebenswert und ein realistisches Ziel für Neugründer.

Existenzgründer sollten sich von überspitzen Erwartungshaltungen freimachen und sich innerhalb ihrer Grenzen ausprobieren. Auf diese Weise lernen sie, ihre eigenen Belastungsgrenzen zu verschieben und neues Terrain zu erobern.

Vorurteil Nummer 2: Think Big!

Existenzgründungsberater und Coaches predigen häufig, dass nur derjenige erfolgreich ist, der in großen Dimensionen denkt. Doch dieses Großdenken kann Existenzgründer blockieren. Es hat vielerlei Vorteile, angemessen zu denken und die eigenen Schritte überlegt und im individuell vertretbaren Tempo zu gehen. Auf diese Weise sparen Neu-Unternehmer Geld und schonen ihre Nerven.

Das propagierte Think-Big-Prinzip funktioniert in der Praxis nicht für jeden. Häufig haben sich Existenzgründer übernommen und sich blauäugig auf eine Selbständigkeit eingelassen, die schneller in die Insolvenz führte, als sie es je für möglich gehalten hätten. Oft ist es besser, als Existenzgründer schrittweise zu wachsen und die eigenen Grenzen dabei anzunehmen.

Das einzige, woran Existenzgründer nicht sparen sollten, ist an der Vorplanung. Es ist wichtig, sich im Vorfeld sehr umfassend mit den Möglichkeiten, Risiken und Chancen einer Selbständigkeit auseinanderzusetzen. Familie, Freunde und enge Vertraute sollten Existenzgründer unterstützen und ihnen mit gesundem Menschenverstand, Rat und Tat zur Seite stehen. Unternehmertum ist keine geheimnisvolle Welt, sondern eine verantwortungsvolle Position, erst recht wenn Personal hinzukommt. Es ist besser mit Bedacht zu investieren und sich für persönlich überschaubare Summen zu entscheiden, als mit überzogenen Erwartungen und hohem Risiko großvolumige Kredite aufzunehmen. Das gilt speziell dann, wenn der Kreditnehmer weder die Einzelheiten eines Kredites versteht noch ein Geschäftskonzept in der Tiefe voll durchblickt. Im Zweifel hilft der Rat von erfahrenen und seriösen Gründungsexperten, die zum Beispiel bei der Kfw-Bank akkreditiert sind.

An Stelle von „Think Big“ sollte die Devise lauten: „Bleiben Sie realistisch, unterschreiben Sie Nichts, was Sie nicht verstehen.“

Vorurteil Nummer 3: Schaffen Sie die Betriebs- und Geschäftsausstattung sofort an

Das Bild eines erfolgreichen Unternehmers besteht aus einem Hochglanzbüro, teurem IT-Equipment, Firmenwagen und hochwertiger Einrichtung. Stimmt das auch heute noch? Richtig ist, dass sie eine große Rolle spielt, insbesondere wenn es um professionelle Betriebs- und Geschäftsausstattung für Industrie oder Gastronomie geht. Hier wäre am falschen Ende gespart, entspricht die Geschäftsausstattung nicht den Anforderungen.

Wer zum Beispiel ein kleines Café oder ein Bistro eröffnet oder im großen Stil in die Systemgastronomie als Franchisenehmer einsteigt, sollte von Beginn an mit qualitativ hochwertigen Geräten wie diese von Großhändlern angeboten werden arbeiten – aber eben im passenden Umfang. Gerade in der Gastronomie, in der die Hygienevorschriften kaum Handlungsspielraum lassen, sollten auch Existenzgründer keine zweitklassigen Billigprodukte verwenden. Eine Investition in langlebige Betriebs-und Geschäftsausstattung, die den Anforderungen der Hygienevorschriften genügen, sichert langfristig die Existenz in der Gastronomie. Auch hier ist das Prinzip der Angemessenheit wichtig. Existenzgründer müssen nicht sofort sämtliche Anschaffungen tätigen, sondern können diese im Zuge des Wachstums Step by Step hinzukaufen. Wie eine hygienische Küchenausstattung aussehen kann, darüber berichtet das Gastgewerbe Magazin mit anschaulichen Beispielen.

Fazit: Existenzgründer sollten sich nicht von den vorgefertigten Urteilen und überzogenen Erwartungen von Kollegen, Freunden, Unternehmern oder Nicht-Unternehmern beeinflussen lassen. Wichtig ist, die eigenen Grenzen zu kennen, um das unternehmerische und finanzielle Risiko im passenden Verhältnis zur eigenen Unternehmerpersönlichkeit auf einem erträglichen Maß zu halten. Im Zweifel gilt: Lieber langsam wachsen, als schnell scheitern.

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