Anatomisch angepasste Kopfhörer im Test (2/2): Kind C-Ear X

Kopfhoerer Getty Images Plus | iStock

Mit anatomisch angepassten Silicon-Gummistücken kann Beyerdynamic optimalen Sound bei seinen In-Ear-Kopfhörern liefern. Doch die Gummis schauen nur bedingt schick aus und können auch verloren gehen. Geht es vielleicht eleganter?

Wie ich im ersten Teil dieses Tests dargelegt habe, sind anatomisch angepasste HiFi-Ohrhörer optimal für Pendler und Flugreisende. Der Hörgerätespezialist KIND hatte dies zunächst in Zusammenarbeit mit Beyerdynamic angeboten. Nun hat KIND ein eigenes Produkt lanciert, den C-Ear. Wir haben den High-Tech-Ohrwurm für Euch getestet.

Es klingt zunächst einmal etwas unheimlich: Anatomisch angepasste «Ohrstöpsel». Kommt gefühlsmässig bei manchem kurz vor dem direkt am Hinterkopf eingepflanzten iPod-Dock. Doch die beim Hörgeräteakustiker auf die eigenen Ohren massgeschneiderten «In-Ohr-Kopfhörer» sind eine der wohlklingendsten - und ohrenschonendsten - Erfindungen der letzten Jahre: Während normale «Ohrbohrer» bei Nutzern mit von der durchschnittlichen Form abweichenden Ohren schmerzen, ständig herausfallen und eher blechern klingen, sitzen die Exemplare vom Akustiker sicher und klingen auch in den Bässen und Höhen exzellent.

Zusätzlich schirmen sie die Ohren vom Umgebungslärm mit über 20 dB ab, weshalb sie zuerst bei Musikern auf Interesse stiessen, die auf der Bühne kaum sichtbare Kopfhörersysteme benötigen, um sich mit der Regie zu verständigen und den Sound nach der Abmischung zur Kontrolle rückzuhören. Mit offenen Hörern, die den Bandlärm noch übertönen müssen, hatten sich dabei einige Musiker das Gehör ruiniert.

Jetzt sind derartige Ohrhörer vor allem bei Vielfliegern, aber auch bei zugfahrenden Pendlern gefragt: Sie kommen ohne aktive Gegenschallerzeugung samt Stromversorgung aus, und dies bei minimalem Gewicht. Auch Sportler, die mit Musik trainieren wollen, sind an derartigen Ohrhörern interessiert, weil sie nicht so leicht aus den Ohren fallen.

Schwierig ist es bislang nur, den potentiellen Käufer auf diese neue Technologie aufmerksam zu machen und hiervon zu überzeugen: Mal eben «aufsetzen» lassen sich diese Kopfhörer nicht - das Erfolgserlebnis tritt erst nach einer auf den ersten Blick nicht unerheblichen Investition und Massfertigung auf.

Im Gegensatz zu Beyerdynamics, bei denen auf reguläre Ohrhörer von KIND nach Mass gefertigte Silikon-Aufsätze geclippt werden, werden beim C-Ear (die Abkürzung steht für «Custom Earphone», also: «massgeschneiderter Ohrhörer») direkt Ohrhörer und Ohrstück aus einem Teil mit DLP (Digital Light Processing, also Laser-3D-Druck) erzeugt. Damit ist der Ohrhörer im Ohr angenehmer zu tragen, steht nicht hervor und dichtet noch besser ab, ohne irgendwie zu drücken. Allerdings ist der Preis für diese Fertigungstechnik höher und bei einem Defekt reicht es nicht, den Schallwandlerteil zu tauschen.

Alles aus einem Guss

Zum Anpassen muss der Käufer dann noch einmalig ein KIND-Fachgeschäft in seiner Nähe aufsuchen, geliefert wird ihm der C-Ear dann auf Wunsch auch nach Hause oder an seinen HiFi-Fachhändler.

Die Preise betragen allerdings stolze EUR 249 für das Modell L mit Einweg-Wandler (20 Hz bis 17 kHz, 105 dBa @ 1 mW) und EUR 399 für das Modell X mit Zweiweg-Wandler (20 Hz bis 20 kHz, 120 dBa @ 1 mW). Wer aber täglich mehrere Stunden unterwegs ist, für den kann sich solch eine Investition lohnen. Wobei der Zweiwege-Hörer nur für Menschen mit grossen Lauschern geeignet ist: bei kleinen Ohren reicht der Platz nicht.

Die Ohrstücke können auch noch mit einer persönlichen Kennung (Gravur) versehen werden, was allerdings kaum gegen Diebstahl helfen dürfte - dass niemand ausser dem ursprünglichen Käufer etwas mit den massgeschneiderten Ohrstöpseln anfangen kann, würde der Dieb ja erst nach dem Diebstahl feststellen.

Wir haben uns einen C-Ear massschneidern lassen, unser Fazit ist eindeutig: Auch bei mehrstündigen Bahnfahrten werden die Ohrstücke nicht ungenehm und schirmen den Träger gut genug von Umgebungsgeräuschen ab, sodass er alle laut übersteuerten Lautsprecheransagen ohne Ohrenzuhalten gelassen ertrug. Fahrkarte vorzeigen war dennoch kein Problem, mit der gegenübersitzenden iPod-Userin verbal flirten dagegen schon, doch dazu lassen sich die Ohrhörer ja auch wieder aus dem Ohren entfernen. Aus den eigenen versteht sich - beim Gegenüber sollte man sich solche Eigenmächtigkeiten besser verkneifen.

Im Vergleich zu der bereits früher getesteten Variante von Beyerdynamics sind die C-Ear-Stöpsel am iPod leiser und haben weniger Bässe und Höhen. Da sie sehr gut abschirmen, spielt dies jedoch in der Praxis keine Rolle: Gerade die Tatsache, auch in lauter Umgebung in leiser Einstellung Musik hören zu können, ist sehr entspannend. Von den angegebenen 120 dBa Schalldruck bleibt an einem iPod zwar wenig, doch ist dies auch besser so - andernfalls könnten böse Menschen KIND mit diesem Produkt schliesslich unterstellen, das Kerngeschäft mit Hörhilfen für Schwerhörige ankurbeln zu wollen…

Nach einigen Monaten Gebrauch können die C-Ear-Stöpsel übrigens schlagartig verstummen. In diesem Fall ist hoffentlich nicht der Schallwandler ausgefallen, sondern meist nur die kleinen Schallaustrittsöffnungen verstopft. Zur Reinigung und zum Austausch liegt jedem C-Ear deshalb ein Satz Ersatzteile bei.

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