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Literaturverwaltung II/II: Helfer im Umgang mit der Literaturflut

Im März haben wir uns damit befaßt, wie Literaturverwaltungssoftware unter Umständen den Überblick über komplexe Schreibprojekte entscheidend erleichtert. Doch wie findet man das richtige Bibliographieprogramm?

Aus der Vielzahl der Angebote habe ich fünf sehr unterschiedliche Beispiele herausgegriffen, anhand derer man sich ein Bild machen kann, welche Lösung für die Erstsemester-Hausarbeit, die Bachelor-Thesis oder die Dissertation passend ist und dem eigenen Arbeitsstil entgegenkommt.

Hier findet Ihr den ersten Teil dieses Artikels «Literaturlisten und Zitate im Griff»

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Die Minimallösung: Literaturdatenbank von OpenOffice oder Word

Für übersichtliche Arbeiten reicht bereits die mitgelieferte Literaturdatenbank-Funktion aktueller Textverarbeitungen (getestet habe ich OpenOffice). Mit einiger Handarbeit kann OpenOffice neben einem Literaturverzeichnis am Ende des Textes sogar DIN 1505-gerechte Literaturangaben, also Angaben nach dem Schema «Autor, Titel, Ort, Jahr» für den einzelnen Nachweis im Text erzeugen. Das notwendige Vorgehen ist für OpenOffice im OpenOfficeWiki genauer beschrieben. Ein Programm für den ganzen Prozeß: citavi

Von den im ersten Teil erwähnten Funktionen beherrscht Citavi alle. Sowohl mit Textverarbeitungen als auch mit verbreiteten Mindmapping-Programmen arbeitet es zusammen, über das Zusatzprogramm citavi Picker können Literaturangaben direkt von Websites oder aus pdf-Dateien übernommen werden.

Quellennachweise werden bei citavi zuerst als Platzhalter in die Textverarbeitung eingefügt, auf Wunsch fügt es auch ein Zitat mit der Quellenangabe als Fußnote in den Text ein. Erst wenn der Text fertig ist, stößt man das Ersetzen der Platzhalter durch die fertig formatierten Literaturangaben an. Dadurch kann bis zuletzt der Zitationsstil noch angepaßt werden und eine konsistente Zitierweise ist sichergestellt. Die vorhandenen Zitationsstile können mit einem komfortablen Editor den eigenen Bedürfnissen bzw. den Erfordernissen des Fachbereichs angepaßt werden.

Citavi eignet sich für Autoren, die viel mit Zitaten arbeiten und ihren wissenschaftlichen Arbeitsprozeß gerne an einer Stelle abwickeln.

Soviel Komfort hat seinen Preis. Die Vollversion kostet 119€ für Studenten und Privatanwender, sonst 209€. Citavi stellt jedoch eine recht großzügige Free-Version zur Verfügung, die in ihrer Funktion eingeschränkt ist, für studentische Zwecke jedoch immer noch ausreicht: Wenn die Summe der Einträge in allen geöffneten Datenbanken 100 übersteigt, erlaubt citavi nur noch Lesezugriff auf die Datenbanken. Damit eignet sich die kostenlose Version für nicht zu materialreiche Arbeiten bis ins Hauptstudium hinein. Etliche deutsche Hochschulen stellen ihren Studierenden inzwischen (nicht funktionsbeschränkte) Campuslizenzen von citavi zur Verfügung.

Citavi ist für Windows und Mac erhältlich. Auf Mac-Systemen läuft es unter bestimmten Voraussetzungen mit Windows-Emulator.

Komfortable Kernfunktionen: Bibliographix

Wie bei citavi werden bei Bibliographix Platzhalter für bibliographische Angaben direkt in Word oder über die Zwischenablage in andere Textverarbeitungen eingefügt. Da Bibliographix keine Zitatverwaltung hat, entfällt das komfortable Einfügen von Zitaten mitsamt Fußnote. Die Anwendung bringt eine einfache Ideenverwaltung mit; Ideen werden darin einer Kategorie zugeordnet und können bei Bedarf nach Kategorien geordnet in die Textverarbeitung exportiert werden. Recherche in Bibliothekskatalogen und Download von Titelangaben über eine ISBN-Nummer sind gleichfalls möglich.

 

Von Bibliographix gibt es ebenfalls eine kostenlose Version, die deutlich eingeschränkter ist als citavi free: Sie gestattet nur 100 Downloads über ISBN oder aus Bibliothekskatalogen.

Bibliographix bietet sich für Nutzer an, die sich auf die Kernfunktionen konzentrieren möchten und eine preiswertere Lösung bevorzugen. Die Vollversion schlägt hier nur mit 98€ zu Buche, für Studierende und Privatanwender 49€.

Es wird für Windows-Systeme angeboten, läuft auf Linux-Systemen unter wine und auf Mac-Systemen mit Windows-Emulatoren.

Open Source-Literaturverwaltung: JabRef

Auch die Open Source-Szene hat eine altgediente Lösung zur Literaturverwaltung hervorgebracht: JabRef . Dieses Programm konzentriert sich ganz auf seine Kernfunktion: Bibliographische Daten im BibTeX-Format verwalten. Einen Import anhand von ISBN-Nummern oder aus Bibliothekskatalogen bietet es nicht, auf Dienste wie JSTOR, CiteSeer und Medline kann JabRef allerdings zugreifen.

JabRef kann mit Plugins erweitert werden, z.B. für die Interaktion mit OpenOffice, oder um mit dem wissenschaftlich ausgerichteten Social-Bookmarking-Dienst Bibsonomy Literaturangaben online und kollaborativ zu verwalten. Die Interaktion mit OpenOffice funktionierte im Test leider nicht. Neben der OpenOffice-Integration über das genannte Plugin arbeitet JabRef nativ mit den LaTeX-Frontends LyX und Kile sowie mit Emacs und Vim zusammen.

Wer Open Source-Lösungen bevorzugt und keine Scheu vor etwas Einarbeitung hat, vielleicht sogar statt mit gängigen Office-Paketen mit LaTeX arbeitet und von seiner Literaturverwaltung nur das Handhaben von bibliographischen Daten erwartet, ist mit JabRef gut bedient.

JabRef ist für Windows, Mac und Linux kostenlos erhältlich.

Literaturverwaltung im Browser: Zotero

Einen vollkommen anderen Ansatz verfolgt das Projekt Zotero . Das Herzstück dieser online-orientierten Literaturverwaltung ist ein Firefox-Addon, mit dem bibliographische Daten per Mausklick von Websites, die bibliographische Metainformationen bereitstellen, heruntergeladen werden können. Das sind etwa Ergebnisseiten in Bibliothekskatalogen, aber auch Amazon-Artikelbeschreibungen oder Google Books-Ergebnisseiten.

Die so gespeicherten bibliographischen Informationen können in Ordnern organisiert werden und unter anderem per Drag & Drop in jedes beliebige Programm, das Text verarbeiten kann, kopiert werden.

Wer sich bei zotero.org ein Benutzerkonto anlegt, kann über dieses Konto mehrere Instanzen des Programms synchron halten. Literatursammlungen können über die Funktion „Gruppen“ mit anderen Nutzern geteilt werden.

Das Einfügen von Literaturangaben in Texte erfolgt entweder über ein weiteres Browser-Addon, das sich um die Zusammenarbeit mit der Textverarbeitung kümmert, oder per drag & drop in beliebige Anwendungen.

Die genaue Funktionsweise erläutert dieser Screencast (auf Englisch):

Zitationsstile müssen allerdings gewählt werden, bevor man einen Nachweis einfügt, und das Drag & Drop-Feature fügt Quellenhinweise ohne Formatierung ein. Für längere Bibliographien empfiehlt sich deswegen wohl der RTF-Export.

Zotero eignet sich für Schreiber, die sich an anderen Medien als dem klassischen gedruckten Buch orientieren und z.B. öfter online publizieren. Synchronisierung und das Gruppen-Feature machen Zotero zu einem nützlichen Werkzeug für die gemeinsame Arbeit an Schreibprojekten.

Zotero ist kostenlos erhältlich.

» Hier geht's zum den ersten Teil dieses Artikels «Literaturlisten und Zitate im Griff»

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