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Kompetenzprofil: Wissen, was man kann und weiß

Beatrice Kutter Beatrice Kutter

Die eigenen Stärken zu kennen ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben!

Das sagt sich so leicht, aber was kann ich denn besonders gut, und was weiß ich überhaupt alles? Eine persönliche «Kompetenzenbilanz» bringt Licht ins Dunkel. «Erfolg haben diejenigen, die ihre Stärken, ihre Werte und ihren eigenen Arbeitsstil kennen.»

So habe ich Peter Drucker in diesem Beitrag zusammengefasst und dazu aufgefordert, sich der eigenen Stärken bewusst zu werden. Eine Möglichkeit ist, die eigenen Kompetenzen zu «bilanzieren». Dieses Instrument - in der Schweiz nennt man es meist Kompetenzenbilanz, in Deutschland häufiger Kompetenzbilanz oder Kompetenzprofil - ist in der Berufs- und Laufbahnberatung seit einigen Jahren auf dem Vormarsch.

Auch in der Anerkennung von informell erworbenen Kompetenzen spielt es eine wichtige Rolle. Für Angestellte oder Freelancer kann es etwa die Bewerbungsunterlagen oder das Portfolio ergänzen.

Ich habe mit Beatrice Kutter darüber gesprochen, was eine Kompetenzenbilanz ist und was sie bringt. Beatrice, Fachpsychologin für Laufbahn- und Personalpsychologie, leitet in der Schweiz die Beratungsstelle für Kompetenzenbilanzen des Kantons Zürich.

Beatrice, was ist eine Kompetenzenbilanz?

Eine Kompetenzenbilanz ist eine Momentaufnahme von allem, was ich weiß und was ich kann, und zwar egal, wo ich’s gelernt habe. Ich kann eine Kompetenzenbilanz auf verschiedene Arten nutzen: Etwa als Standortbestimmung, die als Ausgangslage für eine persönliche Weiterentwicklung dient. Oder als Ergänzung meiner Bewerbungsunterlagen und zur Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen.

Was bringt mir als Angestellter oder Freelancer eine Kompetenzenbilanz? Wie kann ich sie nutzen?

Ich kann meine aktuellen, persönlichen Stärken besser kommunizieren, kann mich besser positionieren und verkaufen. Sie kann auch eine Grundlage für die Entwicklung sein: Was sind meine Stärken, die ich noch ausbauen will? Wo bin ich schon sehr gut und kann mit wenig Aufwand zum Top-Spezialisten werden? Natürlich habe ich mit einer Kompetenzenbilanz auch ein Bild davon, welche Kompetenz-Lücken ich allenfalls noch schließen muss. Als Resultat einer Kompetenzenbilanzierung kann ich zudem ein Kompetenzprofil zusammenstellen. Angepasst auf einen ausgeschriebenen Job lege ich dieses Profil meinen Bewerbungsunterlagen bei.

Und wo ist der Unterschied zu herkömmlichen Bewerbungsunterlagen?

Der Unterschied besteht darin, dass ein Kompetenzprofil auf der Basis einer Bilanzierung glaubwürdiger ist als ein Kompetenzprofil, das ich mittels eines Tests oder anderen Instrumenten zusammenstelle. Ich kann zu meinen bilanzierten Kompetenzen nämlich Verhaltensbeweise liefern. Ein Beispiel: Ich schreibe in meinem Kompetenzprofil, dass ich Probleme zielorientiert und strukturiert lösen kann. Wenn ich eine Kompetenzenbilanz gemacht habe, sind dies nicht nur leere Worte, sondern ich beschreibe konkrete Situationen und zeige auf, wo ich das gelernt, professionalisiert und erfolgreich umgesetzt habe.

Ich sehe häufig CVs, die eine Auflistung von formalen Bildungsabschlüssen und beruflichen Funktionen sind. Ein Kompetenzprofil ergänzt diese Zusammenstellung um Fähigkeiten, die ich informell erworben habe und ist eine für den Job relevante Zusammenfassung der wichtigsten Kompetenzen. Ich habe kürzlich einen CV erhalten, der nicht chronologisch, sondern kompetenzorientiert aufgebaut war. Das hat mir sehr gut gefallen, denn als Arbeitgeberin interessiert mich vor allem, was jemand kann und wo ich diese Person einsetzen kann.

Du hast die informell erworbenen Kompetenzen erwähnt. Wieso werden die immer wichtiger?

Etwa 70 Prozent unseres Wissens und Könnens lernen wir nicht in formalen Aus- und Weiterbildungen, sondern beiläufig – am Arbeitsplatz, bei Hobbys, in der Familienarbeit oder durch ehrenamtliche Engagements. Die so informell gelernten Fähigkeiten sind uns häufig nicht bewusst, weil wir sie eben nebenbei erwerben und perfektionieren. Hier setzt die Kompetenzenbilanz an: Sie bringt diese Fähigkeiten ans Licht. Zudem stärkt sie auch das Selbstbewusstsein: Wenn ich mir erarbeitet habe, was ich alles kann, kann ich mich auch glaubwürdiger verkaufen.

Es gibt sogar Möglichkeiten, informelle Kompetenzen für einen formalen Berufsabschluss oder für eine Zulassung zu einer Weiterbildung anerkennen zu lassen. Unter dem Stichwort ‚Validierung von Bildungsleistungen’ sind in Europa zahlreiche Projekte am Laufen. Der Kopenhagen-Prozess will Bildungsabschlüsse auf der Ebene der Handlungskompetenzen vergleichbar machen, um mit der wachsenden Mobilität der Arbeitskräfte einen Maßstab für den Einsatz dieser Menschen im Arbeitsmarkt zu haben.

Und wie erstelle ich konkret meine eigene Kompetenzenbilanz?

Der Prozess der Kompetenzenbilanzierung umfasst verschiedene Schritte.

  1. Zuerst sammle ich die vorhandenen Kompetenzen: Dabei geht es in erster Linie darum zu analysieren, was ich bisher in meinem Leben alles gemacht und erlebt habe und was ich dabei gelernt habe: Was hat mich geprägt? Das nennt man Biographiearbeit. Auch die Analyse von Arbeitszeugnissen, das Einholen von Fremdbeurteilungen (Wie sehen mich meine Arbeitkollegen, Freunde?) oder das Erzählen von Erfolgsgeschichten können einen auf bisher nicht bewusste Kompetenzen bringen.
  2. Dann beurteile ich die gesammelten Kompetenzen: Wie gut kann ich das heute noch? Wie begründe ich meine Beurteilung glaubwürdig?
  3. Zu guter Letzt wähle ich die für mich wichtigen Kompetenzen aus: Wo liegen meine ausgeprägten Stärken? Was zählt für mich besonders? Was zeichnet mich besonders aus?

Wenn ich die aktuelle, für mich relevante Zusammenstellung der Kompetenzen habe, mache ich mir Gedanken über die nächsten Schritte: Wo könnte ich diese Stärken noch mehr zum Ausdruck bringen? Mit welchen Weiterbildungen könnte ich mein Profil abrunden?

Welche Instrumente und Hilfsmittel gibt es dazu?

Im deutschsprachigen Raum gibt es unterschiedliche Instrumente. Unter dem Stichwort ‚Kompetenzen-Portfolio’ oder ‚Kompetenzenmanagement’ findet man zahlreiche Instrumente und Angebote. Es gibt Anbieter, die Unterstützung im Bilanzierungsprozess in Form von Seminaren oder Coachings anbieten. Man kann einen solchen Prozess aber auch alleine durchlaufen.

Falls jemand Unterstützung beanspruchen will, würde ich persönlich einen Anbieter bevorzugen, der mit der Berufswelt vertraut ist, etwa Institutionen der Berufs- und Laufbahnberatung. Diese Leute unterstützen nicht nur während des Bilanzierungsprozesses, sondern helfen auch, die eigenen Kompetenzen für den Arbeitsmarkt zu übersetzen. Die Frage «Was mache ich jetzt mit meinen Kompetenzen» ist nämlich nicht immer ganz einfach selber zu beantworten.

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