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Hoffnungslose Chaoten: Kann man Andere organisieren?

Man kennt sie, die hochkreativen, schwerst chaotischen Kollegen, denen man gerne ein paar Tricks aus der Selbstorganisations-Kiste beibringen würde. Aber geht das überhaupt: Andere organisieren?

"Was soll ich denn noch alles machen?" Die wohl meist gestellte Frage an einen, den das Thema Selbstmanagement nicht nur persönlich, sondern auch beruflich - als Organisator, Führungskraft, Multiplikator - interessiert und beschäftigt. Als solcher will man vor allem diejenigen "bekehren", die die schlimmsten Chaoten sind, das aber noch gar nicht als Problem erkannt haben. Oder ist das Problem eigentlich gar keines?

Wir kennen das doch alle: Menschen mit Stapeln von Papier auf Schreibtisch, Sideboards und sogar auf dem Boden. Mit ständig klingelnden Telefonen, piepsenden Outlooks und regem Besucher-Aus-und-Ein. Mit einer fremdgesteuerten Arbeitsweise, die Strukturierten die Haare zu Berge stehen lässt. Mit einem Ablagesystem, das den Namen nicht verdient. Im besten Fall noch mit einer Sekretärin, die wenigstens etwas hinterher räumt.

Dabei sprechen wir von zumeist hoch qualifizierten Fachkräften in deren Spezialgebiet. Alleine das Selbstorganisieren gehört wahrlich nicht zu ihren Stärken. Muss es das vielleicht gar nicht? Zerstört man durch ein mit noch so viel persönlichem Geschick eingeführtes Organisationssystem gar die Kreativität, die dort entsteht?

Man muss da wohl unterscheiden: Der eine ist die fleißige Biene mit viel Tagesgeschäft, der keine Ahnung hat, was er als nächstes tut, aber eines sicher weiß: Er wird was tun und irgendwann muss alles fertig sein, also ist’s eh wurscht. Sozusagen die personifizierte To-Do-Liste mit allen Punkten in identischer Priorität. Fällig: Heute, 17.00 Uhr, und zwar alles, Punkt.

Der kreative Chaot – in den Griff zu kriegen?

Der andere ist der Kreative, mit einem großen Problem: Er hat keine Ahnung, was er als nächstes tut (wahrscheinlich darüber nachdenken, was er als nächstes tun soll. Oder einen kreativen Spaziergang unternehmen, um darüber nachzudenken, was er ... - Ihr ahnt es schon.)

Ganz gefährlich und eine spannende Aufgabe: Wie bringe ich einen solchen, in der Regel hochintelligenten, kreativen Menschen (stellen wir ihn uns mal bildlich als Einstein vor) dazu, stupide Dinge wie Kontextlisten zu pflegen, wöchentliche Reviews abzuhalten oder täglich "Most Important Tasks" festzulegen?

Es ist wahrlich zum Haareraufen, glaubt man doch zu wissen, welch geniale Kreativitätsmaschine entstehen würde, brächte man die Arbeitsweise des Kreativen unter Kontrolle. Aber ist das wirklich so? Oder zerstört Struktur hier den Kern der Arbeit, ist vielleicht akzeptiertes Chaos und die Gelassenheit, die man braucht, um das Chaos mit einem Blutdruck im Normalbereich zu ertragen, überhaupt die Voraussetzung für solche Menschen, erfolgreich (und vielleicht sogar effizient, jedenfalls effektiv) zu arbeiten?

Ich habe jede Menge dieser Leute kennengelernt und versucht, sie zu bekehren, und behaupte: Jeder Versuch aus jemandem, der sein Chaos liebt und gewohnt ist, einen Selbstorganisations-Jünger zu machen, scheitert. Love it or leave it. Basta. Und weil das für mich so klar ist, versuche ich es gar nicht mehr, und spare Zeit und Energie - bei mir und dem "Betroffenen", den ich so akzeptiere, wie er ist.

Ihr habt andere Erfahrungen? Bin gespannt!

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