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Die Insider bleiben lieber drin: Weshalb der Arbeitgeber Facebook einer Sekte gleicht

TechCrunch bei flickr.com, CC BY 2.0

In meinem letzten Artikel habe ich über das Arbeitsdorf Facebook geschrieben. Ein solcher Arbeitsort – auf einem Firmengelände, das alles bietet, was ein Mensch rund um die Uhr braucht – beeinflusst die Mitarbeitenden positiv in ihrer Produktivität. Andererseits ist es nicht verkehrt, ein derart in sich geschlossenes Gelände mit einem Sektentempel zu vergleichen. Mit ähnlichen Konsequenzen für die Mitarbeitenden. Hier die Gründe weshalb.

Um den Vergleich zu einer Sekte ziehen zu können, habe ich die heutige soziologische Verwendung des Begriffs gemäss Wikipedia beigezogen. Soziologen wie William Sims Bainbridge und Rodney Stark unterscheiden zwischen Sekten (religiöse Glaubenssysteme, ideologisch) und Kulten (neues Glaubenssystem). Von drei Arten von Kulten passt eine zu Facebook: «Kultbewegungen mit formaler Organisation, die universale Bedürfnisse abdecken.»

Facebook der Weltverbesserer

Das Netzwerk mit dem weissen f auf blauem Grund hatte schon von Beginn weg Kultstatus. Das universale Bedürfnis nach Vernetzung und mit den Freunden in Kontakt zu bleiben steht – zumindest vordergründig – im Zentrum. Der Gründer Mark Zuckerberg lässt keine Gelegenheit aus, Facebook als ultimatives Netzwerk zur Vernetzung und Öffnung der Welt zu preisen:

«Unsere Mission ist es, die Welt offener zu machen und besser zu vernetzen.»

Tönt harmlos? – Nicht wenn man den neusten Clou berücksichtigt: Der Kauf von WhatsApp scheint ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, die gesamte Kommunikation des Planeten in die Hände zu bekommen – im ständigen Konkurrenzkampf mit Google, versteht sich. Eigentlich beängstigend «sektiererisch», welche Macht die Firma besitzt.

Benefits, die unkritisch machen

Wer beim grössten Social Network der Welt arbeitet, muss zwangsläufig von den vielen «Benefits», dem Firmenspirit, den Kollegen und der Vision begeistert sein. All die Gratisleistungen motivieren nicht nur, sondern machen eventuell auch die Mitarbeitenden immun für einen kritischen Blick auf die Firma. Sekten und Kulte tolerieren keine Kritik in ihren Reihen. Ohne dies jetzt aufzubauschen, sei die Frage erlaubt: Wie kritisch sind wohl die Facebook-Mitarbeitenden noch gegenüber den Entwicklungen ihres Arbeitgebers?

Ein Firmengelände, das man kaum mehr verlassen will

Sekten und Kulte operieren im Verborgenen oder abgeschirmt. Das trifft auf die Hacker Avenue zwar nicht ganz zu. Wer nach der Zutrittskontrolle mit seinem Facebook-Login das Gelände betritt, merkt jedoch, dass es so viel für die Freizeit bietet, dass man kaum je nach Hause muss. Eine Facebook-Mitarbeiterin bringt es auf den Punkt: «Das Essen hier ist so gut, dass ich mich am Sonntag jeweils freue, am nächsten Tag zur Arbeit zu können. Zuhause koche ich nicht oder falls doch, schmeckt es nicht so gut wie hier.» (Pro7, 04.02.14 19:05 – Galileo Spezial)

Normale Firmenloyalität oder übertriebenes Zugehörigkeitsgefühl?

Für mich bleibt nach der Sendung von Pro7 über Facebooks Arbeitsstätte in Kalifornien ein Punkt zentral: Die Mitarbeitenden verbringen mehr Zeit bei Facebook als anderswo. Der Austausch mit Firmenkollegen ist grösser als mit Freunden ausserhalb. Das Leben auf dem Campus ist für die meisten schöner, aufregender und, weil es gratis ist, auch billiger als «draussen». All diese Gründe sprechen meiner Meinung nach dafür, Facebook nicht nur im oft verwendeten übertragenen Sinn, sondern auch im wortwörtlichen Sinn «Kult-Status» zuzuschreiben.

Was meinen die Leser: Ist Facebook noch Arbeitgeber oder schon ein «Kult»?

 

Bild: TechCrunch bei  flickr.com , CC BY 2.0

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