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Unternehmensnachfolge

Mit Hilfe einer strategischen Unternehmensnachfolge die Krönung des Lebenswerkes vorbereiten

Auch wenn Unternehmen bereits seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt agieren - irgendwann steht der Generationswechsel an. Doch das Ruder aus den Händen zu geben, fällt erfolgreichen Unternehmern oft nicht leicht. Besonders dann, wenn sie das Unternehmen selbst aufgebaut und über Jahrzehnte als Unternehmerpersönlichkeit maßgeblich den Erfolgsweg mitgeprägt haben. Ob Nachfolge innerhalb der Familie oder Verkauf - immer steht der Unternehmer vor der schweren Aufgabe, "sein" Unternehmen auch emotional loszulassen.   

Dennoch gilt es in allen Sphären des Lebens - im Privat- wie im Berufsleben - Lösungen zu finden, die einem Nachfolger das erfolgreiche und eigenverantwortliche Weiterführen des Unternehmens ermöglichen, die Arbeitsplätze sichern und der Familie das Vermögen erhalten.

Eine gelungene Unternehmensübergabe bzw. Nachfolgeregelung sollte für jeden erfolgreichen Unternehmer die Krönung seines Lebenswerkes sein. Reinhard Mohn [Bertelsmann AG] hat es treffend einmal so formuliert: "Die Sicherung der Unternehmensnachfolge ist die größte unternehmerische Herausforderung."

Fakten zur Verdeutlichung der gesellschaftlichen  Bedeutung

Das Thema "Unternehmensnachfolge" hat mittlerweile eine dramatische Bedeutung für unsere Volkswirtschaft erreicht und wird uns vermutlich noch Jahre und Jahrzehnte stark beschäftigen.

In den nächsten fünf bis acht Jahren werden zwischen 1.000 - 1.500 Mrd. Euro auf die Erben-Generation übergehen, wobei es sich zu einem Großteil um Unternehmensvermögen handeln wird.

Von den mehr als drei Millionen mittelständischen Unternehmen stehen in den nächsten zehn Jahren ca. 700.000 zur Übergabe an einen Nachfolger an. Rund 1/3 aller Firmeninhaber ist über 55 Jahre alt. Für rund 2 Mio. Familienbetriebe könnte die Unternehmensnachfolge zu einer Existenz gefährdenden Krise werden. Ein prognostiziertes Verschwinden von ca. 50 Prozent der mittelständischen Unternehmen wird auf die Struktur der deutschen Wirtschaft, die Exportüberschüsse, die Erwirtschaftung von mehr als 50 Prozent des Bruttosozialprodukts und mehr als zwei Drittel aller Arbeitsplätze gravierende Auswirkungen haben.

Leider ist die augenblickliche Situation dadurch gekennzeichnet, dass die meisten Unternehmer den Generationswechsel nicht schaffen und deshalb nur wenige Unternehmen in den Folgegenerationen fortgeführt werden.

Oft ist von vielen schillernden Familienunternehmen nur der angestammte Familienname als am Markt gut eingeführtes Markenzeichen übrig geblieben, familiärer Einfluss verblieb meist weder auf der Management- noch auf der Gesellschafterebene. Und der familiäre Ursprung des Unternehmens wird häufig auf das Firmenlogo und die Erwähnung im Rahmen von Unternehmenspräsentationen beschränkt. Sehr oft finden in diesen Situationen die Eigentümerwechsel weit unter dem tatsächlichen Marktwert statt.

Angesichts der volkswirtschaftlichen Dimension haben viele Großunternehmen damit begonnen, das Thema Nachfolge aktiv bereits bei Zulieferern, Vertriebspartnern und Kunden zu unterstützen. Viele Hersteller wie zum Beispiel die BMW AG halten eigene Ausbildungsprogramme und Berater bereit, die bei den Händlern die Nachfolger aktiv schulen.---NEUE-SEITE---Warum ist das "Loslassen-Können" so schwierig?

Die Frage der Nachfolge ist für die meisten Unternehmer ein äußerst sensibles und manchmal auch heikles Thema. Sie lösen lieber Alltagsprobleme, als sich mit der Frage zu beschäftigen, dass das eigene Leben nicht unendlich ist. Niemand "rechnet" mit einem plötzlichen Unfalltod. Zwar können abgeschlossene Versicherungen dann einen Beitrag zur finanziellen Absicherung leisten, nicht aber das eigentliche Nachfolgeproblem lösen.

Auch ein Unternehmer ist nicht vor Krankheiten gefeit, die ihn möglicherweise in der Tätigkeit als Unternehmer dauerhaft einschränken können. Natürlich möchten viele Unternehmer es sich auch nicht eingestehen, dass mit dem Alter zwar die Lebenserfahrung, nicht aber die Leistungsfähigkeit zunimmt. Wussten Sie eigentlich, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Unternehmern niedriger als die der restlichen Bevölkerung ist. Das sollte zu denken geben!

Kaum ein Unternehmer ahnt, wie sich Ehekrisen und Erbschaftssituationen auf die Zukunft des Unternehmens auswirken könnten.

Am Ende wird meist der Schwierigkeit, den "geeigneten" Nachfolger oder die geeignete Nachfolgelösung zu finden, aus dem Weg gegangen. Wer es außerdem nicht rechtzeitig schafft, sich über lang gehegte Träume Gedanken zu machen, neben dem Unternehmerdasein Hobbys zu pflegen und andere Aktivitäten zu entfalten, wird mit dem "Loslassen-Können" ohnehin ein Problem bekommen.

Wie sollte der Unternehmer vorgehen?

Jeder Unternehmer sollte sein Lebenswerk mit der für seine Situation am geeignetsten Nachfolgelösung krönen. Im Rahmen einer strategischen Nachfolgeplanung empfiehlt sich eine frühzeitige, schrittweise Vorgehensweise  mit ausreichender inhaltlicher Vorbereitung.

1. Bestandsaufnahme vornehmen
Wo steht Ihr Unternehmen heute und wie soll und kann es sich in der Zukunft weiter entwickeln? Welche Rollen wollen Sie als Unternehmer dabei zukünftig noch spielen?

2. Ziele festlegen
Formulieren Sie die Ziele, die Sie im Rahmen einer Nachfolgeregelung erreichen wollen (Erhalt des Lebenswerkes,  Absicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze, gesicherte Einkommens- und Altersvorsorge, Verkauf des Unternehmens etc.)

3. Nachfolgelösung wählen
Verkauf, Verpachtung, Schenkung im Rahmen der Familie, Management-Buy-Out- oder -Buy-In-Lösungen, Aufspaltungen oder nur Rückzug aus dem Management bei Aufrechterhaltung der Gesellschafterposition?

4. Unternehmenswert ermitteln
In Abhängigkeit von der Nachfolgelösung sollte der Unternehmenswert als Basis für mögliche Gespräche mit Dritten ermittelt werden.

5. Steuergestaltung planen
Gestaltung der Nachfolgelösung unter steuerrechtlicher Optimierung.

6. Zeit- und Maßnahmenplan aufstellen
In welchen Schritten soll die Übergabe erfolgen?

7.  Nachfolger oder Kaufinteressenten suchen
Sowohl die Suche eines geeigneten Nachfolgers für den Unternehmer als auch der Prozess eines Unternehmensverkaufs bedarf detaillierter strategischer Vorbereitung.

Autor: Stephan Hoffmann

Stephan Hoffmann ist Bereichsleiter bei der Investitionsbank Berlin. Für SchmidtColleg ist er freiberuflich als Seminarleiter tätig.

Das Thema "Rating und Finanzierung" ist Bestandteil des Seminars "Unternehmens- und Finanzstrategie" des SchmidtCollegs. Weitere Infos erhalten Sie www.schmidtcolleg.de oder per Email info@schmidtcolleg.de
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