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Ungewöhnliche Idee

Steuerverrat als Geschäftsmodell

"Sie haben Kenntnis über einen Fall der Steuerhinterziehung? Sie besitzen vielleicht sogar Beweise? Sie möchten ganz leicht viel Geld aus diesem Wissen schlagen? Dann sind Sie hier richtig." So lauten die ersten Sätze auf der Startseite von steuerverrat.de, einem neuen Unternehmen von drei Gründern aus Hagen.

Hinter der GbR steckt eine einfache Geschäftsidee: Menschen mit Kenntnis von Steuervergehen übermitteln die Beweise dafür an die Firma. Diese kümmert sich dann um die Weiterleitung der Informationen an die zuständigen Behörden und das Aushandeln von Belohnungen. Kommt eine Vereinbarung zustande, behält steuerverrat.de 15 Prozent davon als Provision ein.

Wer die restlichen 85 Prozent kassieren will, muss einen großen Vertrauensvorschuss mitbringen. So dürfen sich die Informanten laut den FAQs des Unternehmens ausschließlich "anonym an uns wenden. Wenn Sie uns anrufen, so unterdrücken Sie bitte Ihre Rufnummer. Wenn Sie uns eine email schreiben, dann verwenden Sie bitte eine anonyme email-Adresse." Die Firma versucht dann mit der Behörde eine Belohnung auszuhandeln. Ein Vertrag mit dem "Kunden" ist bis dahin überhaupt noch nicht zustande gekommen. Denn: "Wir wollen und dürfen Ihren Namen und Ihre Identität aus Sicherheitsgründen erst wissen, wenn eine Einigung mit den Behörden vorliegt. Erst dann wird auch ein schriftlicher Vertrag geschlossen", besagen die firmeneigenen FAQs.

Wer sein Wissen möglichst schnell weitertragen möchte, kann gleich nach Ansteuern des Web-Angebots loslegen. Hier gibt es die Möglichkeit einer "Schnellmeldung". Immerhin: Mehrere Staatsanwaltschaften haben sich gegenüber dem neuen Angebot bereits aufgeschlossen gezeigt. Über das Ob und Wie von Belohnungen hüllten sie sich aber noch in Schweigen.

förderland meint: Nahe liegende Geschäftsideen gelten gemeinhin als die besten. In diesem Fall stellt sich jedoch die Frage nach der Qualität einer Geschäftsidee, die auf dem Denunzieren anderer beruht. Dabei entsteht in diesem Fall – bei allem Gründergeist und aller Kreativität – eine gewisse Anrüchigkeit. Schließlich versucht die Firma die Informanten mit Millionensummen zu ködern. Dass die – wenn überhaupt – nur in den wenigsten Fällen gezahlt werden, entspricht geltender Praxis. Außerdem könnte sich das Unternehmen mit der Zeit zu einer riesigen Datenbank von mutmaßlichen Steuerhinterziehern entwickeln. Und das kann trotz Daten- und Informantenschutz nicht im Sinne des Gemeinwesens sein.

Wie lautet Ihre Meinung zu dieser Geschäftsidee? Diskutieren Sie in unserem Forum oder kommentieren Sie diesen Beitrag gleich hier.

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