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Wie Macher ihren Weg finden - Teil III

Mymuesli - mach’s dir selbst!

Von einer fixen Geschäftsidee zum erfolgreichen Unternehmen ist es ein langer Weg. In einer dreiteiligen Serie präsentieren wir Ihnen Start-ups Made in Germany, die diesen erfolgreich gegangen sind. Heute: Mymuesli. Von Carina Groh.

V.l.n.r.: Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau V.l.n.r.: Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau

Am 30. April 2007 geht der Shop von mymuesli.de online. Die Idee: Müsli aus 75 Zutaten online mischen und bestellen. Ins Marketing investieren die Gründer Hubertus Bessau, Phillipp Kraiss und Max Wittrock in den ersten Monaten keinen Cent. Werbung entsteht im Internet: Das Start-up setzt den Multiplikatoreffekt Weiterempfehlung durch die Kunden gelungen ein und erspart sich einen Teil der Marketingausgaben. Erst ein Jahr später schaltet das Unternehmen Werbung im Internet.

Vorbereitungen bis zum Launch

Seite programmieren, Lieferanten und Verpackungshersteller recherchieren, Manufaktur zur Müsli-Abfüllung einrichten. Kosten bis zur ersten Müsli-Auslieferung: 5000 Euro. Die Bio-Müslis sorgen vom ersten Tag an für einen positiven Cashflow. Die Gründer erzielen in den ersten fünf Monaten, mit Hilfe von zehn studentischen Aushilfen, rund 125.000 Euro Umsatz.

In der Anfangsphase zahlen die Passauer alles aus eigener Tasche. Im September steigen die Spreadshirt-Gründer Lukasz Gadowski und Kolja Hebenstreit als Business Angels ein. "Es ist gut, jemanden dabei zu haben, der weiß, was im Internet funktioniert", sagt Hubertus Bessau in einem Interview mit der Financial Times Deutschland (FTD), "die PR-Welle, die wir zurzeit haben, kann uns nicht ewig tragen."

Voller Ausschlag

Nach einem Fernsehbeitrag steigen die Seitenzugriffe innerhalb einer Stunde um 6400 Prozent! In diesen Tagen geht leider wegen zu geringer Serverkapazitäten großes Wachstumspotenzial verloren. Doch die Gründer reagieren schnell. Dank zusätzlicher Server kann die Bestellflut nach TV-Berichten wieder bewältigt und abgearbeitet werden. Zumindest digital, denn in der Manufaktur können nur drei Leute gleichzeitig arbeiten, ohne sich auf die Füße zu treten.

Eine neue Produktionsstätte, in der 150 Leute arbeiten können, löst im November die Raumnot und erleichtert die Arbeit. Früher konnten die Paletten nur in kleinen Schüben geliefert werden, jetzt lässt sich das Startup einmal wöchentlich die gesamte Ware anliefern - das spart Geld. "Pro Palette zahlen wir 45-48 Euro, das wird zukünftig ungefähr die Hälfte kosten", berichtet Bessau damals im Gründertagebuch der FTD.

Die Zahl der studentischen Aushilfen soll verdoppelt werden, denn gemixt wird immer noch per Hand. Und die Gründer wollen einen Produktionsleiter in Vollzeit einsetzen, der sich um die Warenein- und -ausgänge und die Dienstpläne kümmert.

Wir brauchen Hilfe

Die Macher brauchen Unterstützung, doch es ist sehr schwierig, neue Mitarbeiter zu finden. Das lernen die Gründer im neuen Geschäftsjahr 2008 ziemlich schnell. "Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen hatte ich nie glauben wollen, was man von vielen Unternehmen hört", seufzt Bessau, "gute Leute sind rar." Wir brauchen für die Produktion ja nicht einmal Highpotentials." Nach einer Stellenausschreibung kommen nur wenige Bewerber in die engere Auswahl. "Die Frage, die sich stellt, ist: Wenn ich Kunde wäre - möchte ich, dass mein Müsli von dieser Person abgefüllt wird?".

Im Januar können die Gründer den dringend benötigten Produktionsleiter einstellen. Eine Sekretärin kümmert sich ab Februar darum, dass der Support reibungslos abläuft: mehr als 500 Mails pro Tag sind keine Seltenheit. Endlich zieht auch das Büro, das sich in einem 20qm-Zimmer neben der WG-Küche befand, an die neue Produktionsstätte im Passauer Gewerbegebiet.

Neu sind auch zwei zusätzliche Bezahlsysteme im Online-Shop: Neben der Vorauszahlung funktionieren jetzt auch Lastschrift vom Girokonto und Zahlung mit Kreditkarte. "Das macht das Zahlen für viele Kunden nicht nur einfacher, sondern auch attraktiver", hofft der Gründer.

Müsli-Männer betreten Neuland

In Passau eröffnet 2009 der mymuesli-Shop -  ein neuer Geschäftszweig in der Offline-Welt. Der Laden läuft ausgezeichnet. Die Gründer bekommen hier wertvolles Feedback von den Kunden.

Vor Ort kann man das Müsli nicht mischen, aber die Leute können vorbei kommen und bestellen und sich ihr Müsli zwei Tage später abholen. "Weitere Shops zu eröffnen wäre interessant, das muss sich aber auch rentieren, denn der stationäre Handel funktioniert völlig anders als E-Commerce", sagt Max Wittrock. "Wir betreten hier wieder einmal Neuland."

Wichtigstes Produkt ist Mymuesli2go, das Müsli zum Mitnehmen: Fünf Mischungen in kleinen Packungen, die gleichzeitig als Schale dienen. Milch drauf, fertig. Damit haben die Müsli-Männer ein Produkt entwickelt, das man bundesweit in ausgewählten Restaurants und Cafes kaufen kann. Die Arbeitsabläufe und das Warenmanagement haben sich eingespielt. Vertrieben wird das Produkt 2010 neben der Schweiz, England und Deutschland auch in Österreich und den Niederlanden.

Was dem Start-up in der Vergangenheit am meisten gebracht hat? Max Wittrock: "Da gab es eine ganze Menge. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Guy Kawasakis Aussage hire infected people, aber auch Koljas und Lukasz Tipp, möglichst früh möglichst gute Leute einzustellen, hat sich bewährt."

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