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6 Fragen zur UG an Steuerberater Volker Loesenbeck

"Für Unternehmergesellschaften ist der Zugang zu Kreditmitteln häufig erschwert"

Die UG - oder auch Unternehmergesellschaft - hat sich zu einer akzeptierten und kostengünstigen Alternative zur kapitalintensiven GmbH gemausert. - So meint man - wo dennoch Haken und Probleme im Zusammenhang mit der UG auftauchen, verrät uns heute Volker Loesenbeck, Steuerberater.

Steuerberater Volker Loesenbeck Steuerberater Volker Loesenbeck

foerderland.de: Herr Loesenbeck, die Unternehmergesellschaft gibt es jetzt seit gut zwei Jahren. Wie wird die neue Rechtsform denn von Gründern angenommen?

Volker Loesenbeck: Eine Vielzahl von Gründern setzt sich mit der Unternehmergesellschaft (UG) auseinander. Immerhin bei fünf Prozent der Existenzgründungen fällt inzwischen die Entscheidung auf die UG. Die Bedeutung ist über die Branchen hinweg sehr unterschiedlich. Vor allem im Dienstleistungssektor findet die UG großen Anklang, da es hier nicht auf eine hohe Kapitalausstattung ankommt. Auch die Betriebsgröße ist entscheidend, da die UG vorrangig für Kleinunternehmer interessant ist. Gut zwei Jahre nach der Einführung liegen nun entsprechende Praxis-Erfahrungen vor, die bezogen auf das konkrete Gründungsvorhaben eine fundierte Entscheidung erlauben.

Welche Vorteile hat denn die UG für Gründer?

Loesenbeck: Die Unternehmergesellschaft bietet Gründern eine Reihe von Vorteilen. In erster Linie schätzen Gründer, dass sie bereits mit einem Stammkapital von einem Euro eine haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaft gründen können. Zudem läuft die Gründung relativ schnell und kostengünstig ab, wenn Gründer ein standardisiertes Musterprotokoll verwenden. Zudem bietet die UG den Vorteil, dass praktisch automatisch Eigenkapital angespart wird. Ein Viertel des Jahresgewinns muss in eine Rücklage eingestellt werden. Sind 25.000 Euro erreicht, ist eine Umwandlung in eine "vollwertige" GmbH möglich.

Wo Vorteile sind, da sind meist auch Nachteile nicht weit  - worauf müssen Gründer einer UG denn achten?

Loesenbeck: In der Tat sind bei der UG auch einige Nachteile zu berücksichtigen. Gründer sollten nicht kurzfristig denken, sondern mögliche Firmenentwicklungen und auch wirtschaftliche Durststrecken mit in die Überlegungen einbeziehen. Für Unternehmergesellschaften ist der Zugang zu Kreditmitteln häufig erschwert. Aufgrund des geringen Stammkapitals stufen Kreditinstitute die Bonität einer UG oft als niedrig ein. Zudem sind UG-Gründer mit umfangreichen steuerlichen und handelsrechtlichen Vorschriften konfrontiert, einschließlich doppelter Buchführung und Pflicht zur Erstellung einer Bilanz.

Wo gibt es Ihrer Ansicht bei der UG noch Verbesserungsbedarf?

Loesenbeck: Die UG verleitet Gründer zu einem geringen Kapitaleinsatz. Die Hälfte aller Unternehmergesellschaften verfügt über maximal 500 Euro Stammkapital. Das macht sie besonders anfällig für Krisen. Die Folge sind häufig Liquiditätsprobleme, die das Unternehmen schnell in wirtschaftliche Schieflage bringen können. Auch bei der Gründung kommt es häufig zu Problemen. Das Musterprotokoll erweist sich oft als nicht praktikabel. Schon kleine Abweichungen vom Standard erfordern einen individuellen Gründungsvertrag vom Notar.

Welche Kriterien sollten Gründer bei der Suche nach der passenden Rechtsform denn grundsätzlich berücksichtigen?

Loesenbeck: Bei der Wahl der Rechtsform sollten Gründer nicht nur rechtliche Aspekte im Blick haben. Auch betriebswirtschaftliche, steuerrechtliche und strategische Gesichtspunkte spielen eine große Rolle. Die Rechtsformwahl ist nur ein Baustein für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Entscheidend sind nicht zuletzt eine weitsichtige Finanzplanung, eingehende Marktanalaysen und eine durchdachte Preiskalkulation.

Zum Abschluss ganz kurz - ist die Unternehmergesellschaft Ihrer Ansicht nach zu einer echten Alternative für Gründer geworden?

Loesenbeck: Mit der UG bietet sich Existenzgründern jetzt eine Option mehr. Ob und in welchen Fällen sich die Unternehmergesellschaft lohnt, sollten Gründer genau prüfen. Sie bietet sich auch als Einstiegsmodell an, da der Wechsel zur GmbH oder einer anderen Rechtsform später problemlos möglich ist.

Vielen Dank für das Interview!


Über Volker Loesenbeck
Die Tätigkeitsschwerpunkte des Steuerberaters Volker Loesenbeck, DHPG Euskirchen, sind u.a. die Jahresabschlusserstellung und –prüfung mittelständischer Personen- und Kapitalgesellschaften sowie Beratungstätigkeiten im Bereich Rechnungswesen und Controlling für Existenzgründer. Die DHPG zählt mit über 350 Mitarbeitern an sechs Standorten im Rheinland zu den 15 größten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland.

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