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Interview mit Dr. Mario Speck

"Ein wichtiger Aspekt von "Eine-Million-Tonnen-CO2" ist auch die Aufklärung und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Klimaschutz"

Wenn es um Klimaschutz geht, ist nicht nur die Politik gefragt, sondern wir alle. Und um das auch denjenigen klar zu machen, die das noch nicht wissen, hat Dr. Mario Speck die "eine Million Tonnen CO2"- Initiative ins Leben gerufen. Worum es sich hierbei exakt handelt, erzählt er im Interview mit förderland.

Dr. Mario Speck, Gründer der ActNow GmbH Dr. Mario Speck, Gründer der ActNow GmbH

förderland: Hallo Herr Speck, stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor. Vor der Gründung der ActNow GmbH waren Sie ja in der Energiebranche aktiv ...

Dr. Mario Speck: Ja, ich beschäftige mich bereits seit sehr langer Zeit mit dem Thema "Energie". Bei meiner bisherigen Tätigkeit als Managementberater war es meine Aufgabe, Unternehmen in ihrem wirtschaftlichen wie auch in ihrem sozialen Handeln zu beraten. Durch diese Arbeit habe ich umfassende Einblicke in viele Bereiche der Energiewirtschaft gewonnen und weiß ganz genau, wie diese Branche funktioniert. Dieses Wissen kommt mir nun bei der Umsetzung unserer Initiative zu Gute. Ein wichtiger Aspekt von "Eine-Million-Tonnen-CO2" ist auch die Aufklärung und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Klimaschutz. Erst in den letzten Jahren wurden Themen wie freie Wahl des Stromanbieters, Energieeffizienz oder erneuerbare Energien auch in der Öffentlichkeit breit diskutiert, die Menschen beginnen sich für Energiethemen zu interessieren und sich darüber zu informieren. Seit kurzem ist nun auch das Thema CO2 hinzugekommen. Durch das Kyoto-Protokoll wurden hier bereits frühzeitig erfolgreich Rahmenbedingungen gesetzt, um CO2-Emissionen weltweit zu kontrollieren. Nach dem Misserfolg in Kopenhagen war mir klar, dass man hier mehr tun kann und muss. Cancun hat ebenfalls keinen weiteren Durchbruch geliefert. Wenn man wie ich Kinder hat, bewegen einen die Themen der Zukunft noch intensiver. Unsere Initiative soll zeigen, dass nicht nur die Politik gefragt ist, wenn es um Klimaschutz geht, sondern wir alle.

Sie haben ActNow gegründet, um die 1-Million-Tonnen-CO2-Initiative in die Tat umzusetzen. Worum geht es da genau?

Speck: Ziel von ActNow ist es, den Klimaschutz voranzutreiben. Im ersten Schritt wollen wir daher mit unserer Initiative www.eine-million-tonnen-co2.de einerseits einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten und zum anderen dieses Thema bei Politikern und Verbrauchern weiter in den Vordergrund stellen. Das Prinzip ist ganz einfach: Jeder, der sich für den Klimaschutz einsetzen möchte, kann sich über unsere Website bei Klimaschutzprojekten engagieren und sein Engagement durch die Platzierung eines oder mehrerer Pixel auf unserer Homepage der Öffentlichkeit mitteilen. Die Größe der Pixelfläche richtet sich hierbei nach der Höhe des Engagements, das ab einer Tonne CO2 für 20 Euro bis zu 40.000 Tonnen CO2 erbracht werden kann. Natürlich "liefern" wir dann keine Tonnen CO2, sondern geben das Geld an zertifizierte umwelt- und sozialverträgliche Klimaschutzprojekte weltweit weiter, die CO2-reduzieren.

Diese Beteiligung erfolgt durch uns in Form von so genannten freiwilligen CO2-Offsets. Der Mechanismus der eigentlichen CO2-Kompensation ist der gleiche, den man zum Beispiel bereits bei der Kompensation von Flügen nutzen kann, nur gibt es bei uns noch die Pixel-Fläche dazu.

Wie ist denn die bisherige Resonanz auf Ihre Initiative? Und was tun Sie, um weitere CO2-Vernichter zu finden?

Speck: Ehrlich gesagt, haben wir es uns einfacher vorgestellt, Leute davon zu überzeugen, sich aktiv bei uns für den Klimaschutz zu engagieren. Viele Menschen haben heute nur wenig Einblick in das Thema CO2-Reduktion, hier heißt es als erstes überhaupt das Thema und die Notwendigkeit nahe zu bringen. Da wir kein Multimillionen-Marketing-Budget zur Verfügung haben und unser Geld lieber direkt in die Klimaprojekte stecken, nutzen wir die Möglichkeiten des Internets, um potentielle "CO2-Vernichter" auf uns aufmerksam zu machen und für unser Projekt zu begeistern.

Bisher setzen wir in erster Linie auf soziale Netzwerke und klassische PR. Die Resonanz auf unsere Initiative ist rundweg positiv, allerdings gibt es zwischen dem "Gut finden" und dem eigentlichen Kauf noch eine mächtige Barriere. Anfangs war es beispielsweise aus technischen Gründen nur möglich, als kleinste Einheit 4 Tonnen CO2 für 80 Euro zu kaufen. Diese Hürde haben wir jetzt abgebaut, seit kurzem ist nun auch der Kauf von einer Tonne für 20 Euro möglich und wir erhoffen uns nun dadurch mehr Engagement durch Einzelpersonen.

Welches Geschäftskonzept verfolgen Sie? Anders gefragt: Wie verdienen Sie Geld?

Speck: Unseren Aufwand finanzieren wir durch einen geringen Aufschlag je Tonne CO2. Mit 20 Euro pro CO2-Zertifikat bieten wir einerseits aktuell mit die günstigste Möglichkeit CO2 zu kompensieren sowie die Möglichkeit, das Engagement Geschäftskunden oder auch Freunden und Bekannten mitzuteilen. Übrigens hören wir diese Frage öfter. Es scheint mir fast so, als würde auch hier ein Umdenken einsetzen. Mit Nachhaltigkeit Geld zu verdienen, wird aus meiner Sicht immer wichtiger, wenn wir es als Gesellschaft wirklich erreichen wollen, dass Nachhaltigkeit in allen Bereichen des öffentlichen Lebens Einzug hält.

Wie haben Sie die Gründungsphase finanziert?

Speck: Die ActNow GmbH, die wir zu diesem Zweck gegründet haben, ist bisher vollständig privat finanziert.

Was verstehen Sie unter Social Business? Und verstehen Sie Ihr Unternehmen – auch über den Umweltschutz hinaus – als Social Start-up?

Speck: Ich kann mich hier der Definition von Muhammad Yunus, dem Begründer dieses wirtschaftlichen Konzeptes nur anschließen. Für mich bedeutet Social Business, wenn soziale, gesellschaftliche, ökologische aber auch wirtschaftliche Ziele gleichermaßen verfolgt werden. Als privatwirtschaftliche Initiative ist unser Ansatz, Unternehmertum mit Klimaschutz zu verbinden, um somit schneller und erfolgreicher einen nachhaltigen Beitrag leisten zu können, als es derzeit über politische Instrumente der Fall ist. Natürlich stehen bei uns ökologische Kriterien im Vordergrund. Trotzdem ist es für uns selbstverständlich, alle Geschäftsbeziehungen intern wie extern fair und auch nachhaltig zu gestalten. Ein Unternehmen ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter. Deshalb ist es uns auch so wichtig, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das alle Beteiligten motiviert. Nur so lassen sich gemeinsam langfristige Erfolge erzielen.

Denken Sie, dass sich unser Wirtschaftssystem in Deutschland hin zum Social Business entwickelt?

Speck: Wenn wir uns den Ressourcenverbrauch in Deutschland pro Kopf ansehen und dann einen Blick über die Landesgrenzen werfen, wird schnell klar, dass die Frage hier nicht "ob" sondern nur noch "wann" heißen muss. Nur Nachhaltigkeit im gesamten Wirtschaftskreislauf garantiert letztlich die Zukunft. Konkret gesagt, ich bin ein Freund von klaren staatlichen Rahmenbedingungen und staatlicher Zurückhaltung bei der Umsetzung. Was aus meiner Sicht für die Unternehmen fehlt, um diese Entwicklung zu fördern, ist primär eine Grundlage, die der Gesetzgeber schaffen muss. Ohne diese können Unternehmen die Auswirkungen ihres Engagements nur schwer bewerten. Es muss für Unternehmen eindeutige wirtschaftliche Vorteile geben, damit sie nachhaltig handeln. Bedenkt man die Ressourcenknappheit, wird das langfristig auch so sein. Damit dieser Prozess nicht zu lange dauert, ist definitiv auch die Politik gefragt. Leider lassen konkrete Bestimmungen immer noch auf sich warten. Ein hohes Risiko wiederum erschwert nämlich die erforderlichen Investitionen. Genau deshalb denke ich übrigens, dass sich der Staat mehr in Sachen Klimaschutz engagieren muss, vor allem muss er primär einen langfristig stabilen Rahmen dafür schaffen.

Die 1-Million-Tonnen-CO2-Initiative hat ja ein klar definiertes Ziel. Wie wird es mit der ActNow GmbH weitergehen, wenn das erreicht ist?

Speck: Wenn das Ziel erreicht ist, wollen wir die "Eine-Million-Pixel" zusätzlich zur Webpräsenz auf einem riesigen City-Plakat an einem prominenten Standort in Berlin abbilden und damit das Aktionsende und den Erfolg für das Klima feiern. Intern arbeiten wir jedoch schon an weiteren Ideen, um den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit in Deutschland als Thema voran zu bringen und neue Geschäftsmodelle im Sinne der Umwelt zu etablieren.

Vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg!

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