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Interview mit Johannes Kriesel und Tino Nietsch, stromgraf.de

"Der Markt ist gerade unglaublich spannend"

Die Anfang 2011 gestartete symström GbR ist auf Energievisualisierung spezialisiert und hat mit stromgraf.de einen Marktplatz für Produkte rund um smarten Energieverbrauch geschaffen. Im Interview sprechen die beiden Gründer Johannes Kriesel und Tino Nietsch über ihr Konzept und erklären, warum sie entgegen dem Trend auf eine GbR als Rechtform setzen.

Die Gründer von Stromgraf.de: Tino Nietsch und Johannes Kriesel Die Gründer von Stromgraf.de: Tino Nietsch und Johannes Kriesel

förderland: Hallo Herr Kriesel, stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor …

Johannes Kriesel: Von Hause aus bin ich Ingenieur für Versorgungs- und Umwelttechnik und habe an der Berufsakademie Riesa studiert. Die letzten Jahre war ich in verschiedenen Managementpositionen der Solarindustrie tätig, bis ich Ende 2009 mit den ersten Konzepten für ein eigenes Unternehmen begann. Etwa ein Jahr später war es dann soweit und zusammen mit Tino Nietsch habe ich mich selbstständig gemacht.

Im Januar 2011 haben Sie die symström GbR gegründet, ein auf Energievisualisierung spezialisiertes Start-up. Was genau dürfen wir uns darunter vorstellen?

Kriesel: Dahinter steckt die Idee, Strom- und Wärmeverbrauch mit einfachen Mitteln sichtbar zu machen. Letztlich mit dem Ziel, den Energieverbrauch durch Automation und Verhaltensänderung des Endverbrauchers zu senken. Es gibt in diesem Bereich ganz unterschiedliche Ansätze. Angefangen beim Messadapter für die Steckdose bis hin zu so genannten "smart meters", von denen manch einer den Stromverbrauch auf PC oder Smartphone visualisiert. symström wird Lösungen für verschiedene Geschäftsfelder anbieten, für den Start fokussieren wir auf den B2C-Bereich.

Die symström GbR betreibt das Portal stromgraf.de. Was erwartet Besucher dort?

Tino Nietsch: Als Händler bieten wir auf stromgraf.de jedem die Möglichkeit, seinen Energieverbrauch kennen zu lernen und zu senken. Dabei sind die Produkte so vielfältig wie die Wünsche und Wohnverhältnisse unserer Kunden. Beispielsweise kann mit Hilfe der angebotenen Artikel der gesamte Stromverbrauch angezeigt werden oder der spezifische Verbrauch einzelner Geräte, wie der des Kühlschranks. Die Verbrauchsanzeige kann auf eher technisch gehaltenen Displays erfolgen oder auf der Designvariante. Wer den Verbrauch auf PC oder Smartphone sehen möchte, kann auch das haben.

Manch einer will aber auch aktiv steuern und Geräte per Knopfdruck an- und ausschalten können. Das ist genau so möglich wie Zeitschaltpläne zu erstellen, so dass zum Beispiel nachts alle Standby-Geräte ausgeschaltet sind. Sehr schnell kommen wir so in den Bereich der Heimautomatisierung. Dass die Heizung im Winter zu bestimmten Zeiten automatisch hochgefahren wird, ist ein Komfort, für den man normaler Weise mehrere tausend Euro bezahlt. Auf stromgraf.de bekommt man das für wenige Hundert Euro.

Immer mehr Hersteller bringen diese so genannten "smart home" Produkte auf den Markt und für den Verbraucher wird es schwieriger zu entscheiden, welches Produkt für ihn geeignet ist. Als spezialisierter Händler bieten wir einen klaren Mehrwert, indem wir alle Geräte selbst testen und so die relevanten Eigenschaften vergleichbar machen.

Bei den Tests achten wir auch darauf, dass alle Produkte vom Kunden selbstständig installiert werden können. Er braucht dafür weder besondere Fähigkeiten noch eine Fachausbildung. Das ist ein Grund dafür, dass unsere Lösungen deutlich günstiger sind, als die der klassischen Produkte im Bereich der Heimautomatisierung.

Ein weiterer Aspekt ist die Visualisierung von regenerativ erzeugtem Strom, z.B. durch Photovoltaikanlagen. Wir haben einige Produkte im Angebot, die dem Anlagenbesitzer auch ohne PC jederzeit anzeigen, wie die Anlage läuft. Das ist insbesondere für den finanziell geförderten Eigenverbrauch wichtig. So weiß man mit einem Blick auf das Display, ob es sich gerade besonders lohnt, den Geschirrspüler oder die Waschmaschine anzuwerfen.

Wie ist die Idee zu Stromgraf entstanden? Und welche Überlegungen stecken hinter dem doch ungewöhnlichen Markenauftritt?

Kriesel: Der Stromgraf hat eine lange Vorgeschichte, die ich kurz zusammenfassen kann. Anfang 2010 habe ich ein schwedisches Solar-Start-up verlassen und überlegte, wie ich in Schweden Photovoltaikanlagen verkaufen könnte, auch ohne Unterstützung durch eine Einspeiseförderung, wie es sie in Deutschland gibt. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass die regenerative Stromerzeugung mehr "Erlebnischarakter" braucht, um attraktiver zu werden. Die Konsequenz war ein Display, das Stromerzeugung visualisiert. Nach einer Weile kam dann noch die Überlegung dazu, auch den Verbrauch anzeigen zu lassen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Feedbackdisplays dabei helfen den Energieverbrauch zu senken. Ich war zwar nicht der erste mit der Idee, aber Displays, so wie ich sie mir vorstellte, gab es damals noch nicht. Zuerst wollte ich das selbst entwickeln, stellte aber fest, dass das Risiko doch beachtlich ist und andere Firmen bereits ähnliche Produkte im Ausland verkauften.

Der Plan musste angepasst werden. Indem wir heute die besten Produkte aus unserer damaligen Konkurrenzanalyse vertreiben, haben wir aus ehemaligen Konkurrenten Lieferanten gemacht. Das Risiko ist für uns so deutlich geringer und wir sind weiterhin flexibel. Letzteres ist besonders wichtig, da zwar viele über regenerative Energien, smart metering und intelligente Häuser reden, aber keiner weiß wie die Energiewende wirklich ablaufen wird. Nur bei einem sind wir uns sicher, die grafische Darstellung von Energie ist das zentrale Element der Energieversorgung von morgen.

Daher kommt auch der Name. Im Prinzip ist es ein Wortspiel aus Stromgrafik und dem, der "Herr über Strom und Wärme" ist.

So wie ein Graf früher über seine Grafschaft wachte, passt der Stromgraf auf den häuslichen Umgang mit Energie auf. Mit Schild und Schwert kämpft er gegen Energieverschwendung und für selbsterzeugte Energie. Aber wir sind fern ab von militanten Energieasketen, sondern gehen das Thema eher locker an. Das sieht jeder, der den Stromgrafen vor Augen hat.

Warum haben Sie sich für eine GbR als Rechtsform entschieden, wo doch bei vielen Gründern gerade die UG en vogue ist?

Kriesel: Wir haben uns gerade wegen der Haftbarkeit für die GbR entschieden. Das klingt im ersten Moment eigenartig, macht aber Sinn wenn man sich in die Position der Geschäftspartner versetzt. Ein Beispiel ist der Wareneinkauf. Wem würden Sie als Lieferant mehr vertrauen? Einer UG, die im schlimmsten Fall mit nur einem Euro haftet oder einer GbR, in der zwei Personen mit ihrem gesamten Privatvermögen haften?

Es wird, meiner Meinung nach, von Gründern zu viel Wert auf die Haftungsbeschränkung gelegt. Einen Bankkredit ohne Sicherheiten bekommt man nicht und die werden im Zweifel durch die Privatperson erbracht, unabhängig von der Gesellschaftsform. Und wenn man als Startup permanent Dinge tut, durch die man mit einem Bein im Gefängnis steht, sollte man sich besser einen Job als Angestellter suchen.

Ein weiterer Grund war der Gesellschaftervertrag. Wir waren uns am Anfang nicht sicher, ob all unsere Regelungen so praxistauglich sind. Mit der GbR können wir jederzeit den Vertrag anpassen, ohne Kosten und besonderen Aufwand.

Gibt es neben stromgraf.de weitere Produkte der symström GbR? Oder sind welche in Planung?

Nietsch: Der Markt ist gerade unglaublich spannend. Wir haben nach dem Start von stromgraf.de viele Kooperationsanfragen bekommen und müssen jetzt erst einmal fokussieren. Für 2011 heißt das, dass wir das Produktsortiment weiter ausbauen, die Seite optimieren und das ein oder andere Feature hinzufügen möchten. Für 2012 können wir uns vorstellen, gemeinsam mit Partnern, auf stromgraf.de auch Services rund um das Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien anzubieten. Eine andere Möglichkeit ist mit symström in das B2B Geschäft einzusteigen und Energiesparlösungen für Gewerbebetriebe oder die Immobilienwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Aber wie gesagt, wir wollen mit unseren Ressourcen haushalten und werden uns daher in 2011 auf stromgraf.de konzentrieren.

Vielen Dank für das Interview!

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