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Interview mit Dieter Josten, onesnip GmbH i.G.

"Zeit zu gehen und es selber zu machen!"

Nach etlichen Jahren als Angestellter bei Nokia, Novell und der Deutschen Telekom entschied sich Dieter Josten sein Wissen für ein eigenes Unternehmen zu nutzen. Im förderland-Interview erklärt er, warum das für ihn der richtige Weg war und wie er mit seinem Start-up Web 2.0-Technologien in die Arbeitsprozesse großer Unternehmen integrieren will.

Dieter Josten Dieter Josten

förderland: Herr Josten, stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor. Wie sieht Ihr beruflicher bzw. unternehmerischer Background aus?

Dieter Josten: Angefangen hat die ganze EDV-Sache eigentlich bei der Bundeswehr, kaum zu glauben aber wahr. Danach ging es auf die Techniker Schule. Zur gleichen Zeit habe ich mich via Abendschule zum Wirtschaftsprogrammierer weitergebildet. Erste Berufserfahrungen habe ich im Bereich Betriebsdatenerfassunglösungen gesammelt und dort Hardware und Software entwickelt. Nokias Angebot im Bereich Mainframe-Support zu arbeiten konnte ich nicht abschlagen – Mainframe war damals die Königsklasse. Aber irgendwann reifte die Erkenntnis, das es sich um Dinosaurier handelt, die vom Aussterben bedroht sind. So folgte der Wechsel zu Novell. Cooler Laden, junges Team, tolle Produkte und alle Freiheiten. Hat wirklich Spaß gemacht zu dieser aufstrebenden Zeit für Novell zu arbeiten. Irgendwann packte aber die Jungs in Provo der Größenwahn und es war Zeit zu gehen.

Das Angebot der Deutsche Telekom AG irgendwas aus dem Internet zu machen, kam gerade "just in time". Es war sicherlich die bisher größte Herausforderung, in vielerlei Hinsicht. Hier habe ich zum ersten mal erlebt, was es heißt, in einem Konzern zu arbeiten. Eine wirklich schöne Zeit mit tollen Mitarbeiter und einer Menge "Spielraum". Aber irgendwann war der Punkt erreicht, wo ich unsere Kunden aus den Augen verloren habe – Zeit zu gehen und es selber zu machen!

Was bietet die onesnip GmbH in Gründung?

Josten: onesnip schafft einen neuen Zugang zu Personen und Informationen im Arbeitsprozess – finden statt suchen ist unsere Devise. Auf Basis eines Desktop Widgets erhalten Mitarbeiter während Sie mit einer Anwendungen – wie z. B SAP – arbeiten relevante Experten und Informationen (Leitfäden, Hilfen, Lerninhalten, Tips und Tricks von Kollegen, Fragen/Antworten von Kollegen.) angezeigt – ohne danach suchen zu müssen. Unser Widget erkennt automatisch, mit welcher Anwendung ein Mitarbeiter gerade arbeitet, in welcher Maske er sich befindet, auf welchem Feld er sich bewegt und was gerade eingegeben oder selektiert wurde.

Das besondere: wir verwenden eine Art assoziatives semantisches Wissensnetz im Hintergrund, welches aus dem bestehenden Informationsbestand ständig dazu lernt und den Mitarbeiter beim Auf-/Ausbau von sozialen Netzwerken aktiv unterstützt. Wir können dabei jede interne oder externe Datenquelle einbinden. So erhalte ich z. B. zu einer gerade eingegangenen Mail, in Bezug auf den Absender, alle relevanten internen und externen Informationen und Einblick in sein soziales Netzwerk und ggf. gemeinsame Bekanntschaften.

Geben Sie uns doch einen Überblick über Ihre augenblickliche Situation: Wer sind Ihre Konkurrenten? Was haben Sie denen voraus? Welche Kunden konnten Sie bereits akquirieren? Wie erzielen Sie Umsätze?

Josten: Na klar gibt es Konkurrenten, aber diese fokussieren sich entweder auf den Arbeitsplatz im Sinne von PIM (Personal Information Management) oder im Bereich eLearning. Keiner ist im Bereich kontextuelle Vernetzung oder Informationszugänge tätig. Stand der Dinge ist, dass wir schon zwei Großkunden von unserem Ansatz überzeugen konnten. Parallel dazu konnten wir eine sehr erfolgreiche Unternehmensberatungsgesellschaft für uns gewinnen. Gerade letzteres ist immens wichtig für uns, da ein Kulturwandel vielen Unternehmen noch bevor steht und dieser aktiv begleitet werden muss. Unser Lizenzmodell sieht ein Basis- und Nutzerentgelt vor. Parallel dazu wird es eine Stand-alone-Variante geben. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Auf Ihrem Blog heißt es, dass Sie Web 2.0-Technologien in den Unternehmenskontext integrieren wollen. Können Sie uns diesen Ansatz erklären?

Josten: Es bedeutet, den Mitarbeiter wieder in den Mittelpunkt zu stellen und ihn wertzuschätzen. Wertschätzung drückt sich unter anderem darin aus, dass Mitarbeiter als mündig, als engagiert, als verantwortungsbewusst, als die Quelle des Unternehmenserfolgs betrachtet werden. Das heißt: Sie sind am besten dafür qualifiziert und geeignet, das Unternehmen in herausfordernden Zeiten neu aufzustellen, Lösungen zu erarbeiten, Einsparpotenziale zu identifizieren. Mitarbeiter konsequent mitwirken und gestalten zu lassen und dabei als Führungskraft lediglich Einfluss zu nehmen, das zeugt von Wertschätzung. Wissen ist an Menschen gebunden und kann nur zu einem Bruchteil digitalisiert werden, ganz zu schweigen vom Willen, dies überhaupt zu tun.

Aktuell sind nach Aussage einer Gallup Studie nur 14 Prozent der Mitarbeiter motiviert am Arbeitsplatz. Dies wollen wir ändern, indem wir Mitarbeiter eine Bühne zur Verfügung stellen, auf der Sie sich mit ihren Kompetenzen vorstellen und gemeinsam mit ihren Kollegen Ideen, Erfahrungen und Wissen austauschen können. Wie man wann wo warum welche Experten und Informationen findet, darum kümmern wir uns.

Warum sollten sich Unternehmen generell mit dem Thema Wissensmanagement beschäftigen?

Josten: Weil ein Unternehmen in der Zukunft davon abhängig ist. Der Wert eines Unternehmens ist in vielen Fällen nicht mehr das Produkt an sich, sondern das Wissen- und Innovationspotential seiner Mitarbeiter. Und darum geht es: Um die klugen Köpfe im Unternehmen. Mitarbeiterbindung ist nicht mehr ein Produkt der monetären Abfindung, sondern in der Wertschätzung eines jeden einzelnen verankert.

Zählen Sie Start-ups zu Ihren Kunden? Haben Sie dahingehend ein spezielles Angebot?

Josten: Nein, das wird erst mit der Stand-alone-Variante möglich sein. Wir fokussieren uns im ersten Schritte auf Unternehmen mit mehr als 25 Wissensarbeitsplätzen.

 Sie haben bereits ein paar Jahre als Angestellter auf dem Buckel und sich erst in den letzten Jahren zum Unternehmertum entscheiden. Denken Sie, das war der richtige Weg?

Josten: Es war der richtige Weg, in der richtigen Reihenfolge. Ich kann keine Unternehmen beraten oder Lösungen anbieten, wenn ich keine Ahnung vom Unternehmensalltag und den damit verbundenen "Herausforderungen" habe. In vielen Kundenworkshops konnte ich dieses Know-how aktiv einbringen. Auf den Punkt gebracht: darüber bekommen wir unsere Aufträge. Ich kann jungen Gründern, abhängig von ihrem Fokus und Vitamin B, nur empfehlen, erst Erfahrungen bei Unternehmen zu sammeln.

Was dürfen wir in Zukunft noch von der onesnip GmbH erwarten? Was steht auf Ihrer To-do-Liste?

Josten: Unser Fokus liegt auf intelligenten Personen- und Informationszugänge, da unser Wissen immer weiter in kleinere Stückchen (z. B. Twitter) zerfällt und die Halbwertszeit gleichzeitig stetig abnimmt. Wissen ist an Personen gebunden und somit ist es zwingend notwendig, diese beim Auf-/Ausbau ihres sozialen Netzwerks zu unterstützen. Noch erfinden wir das Rad immer wieder neu. Wir habe gerade für ein Großunternehmen eine "augmented reality" Konzept entwickelt – mal schauen was daraus wird.

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