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Interview mit Matthias Petrick von helt-pro

"Von Bekannten über die ersten Kunden bis hin zu den 'Dudes' aus der Core-Szene waren alle von der Idee begeistert."

Einige Start-ups kommen auf Ihre Geschäftsideen, wenn Sie eine Lösung für ein Problem aufgetan haben und sich fragen: „Warum hat das noch keiner gemacht?“ Unseren heutigen Interviewpartnern ist es ähnlich gegangen – jetzt produzieren sie Skihelme, die gar nicht wie welche aussehen. Matthias Petrick, Mitgründer von helt-pro erzählt uns heute, welche Hürden es für die jungen Unternehmer zu überwinden galt. Viel Vergnügen!

Matthias Petrick, helt-pro Matthias Petrick, helt-pro

Guten Tag Matthias Petrick! Sie haben gemeinsam mit Ihren zwei Partnern ein Unternehmen gegründet, das interessante Dinge anbietet. Erzählen Sie unseren Lesern doch bitte, was Sie verkaufen!

Matthias Petrick: Mützen mit Schutzfunktion. Bei helt-pro handelt es sich um speziell konzipierte Hartschalen mit Gurtsystem und Einhand-Magnetverschluss, welche mit verschiedenen Mützenüberzügen getarnt werden. Diese Mützen können abgenommen und ausgewechselt werden.

Wie kam es, dass Sie drei eines Tages sagten: Kommt Jungs, wir machen eine Firma auf!"?

Petrick: Das ganze Projekt mit helt-pro startete als privates Hobby. Jeder von uns tüftelte in seiner Freizeit an verschiedenen Aufgabenbereichen, vor allem Patentrecherche und Markenfindung standen damals im Fokus. Als das zunehmend positive Feedback auf unsere erste Kleinserie einen Markt erahnen ließ, entschlossen wir uns einer nach dem anderen in die Selbstständigkeit zu wechseln. Das war auch nötig, denn das Arbeitspensum war nebenbei kaum noch zu schaffen.

Finden Sie Skihelme unästhetisch oder warum kam es zu dem Produkt?

Petrick: Ja, das war eigentlich der Hauptgrund:-) Wir sind schon ewig begeisterte Snowboarder. Als das Thema Helm immer mehr in den Mittelpunkt rückte, wollten wir etwas Schützendes auf dem Kopf was möglichst unauffällig und schick aussieht. Die verfügbaren Helme konnten das meistens nicht erfüllen.

Wie sind die Kompetenzen im Team verteilt? Wer kann was? Wo liegen Ihre Qualifikationen?

Petrick: Bis auf Thorsten, der schon seit einigen Jahren im Bereich Design und Programmierung tätig war, sind Jens und ich aus artfremden Branchen eingestiegen. Während er sich um die Angelegenheiten im Web, Shop und Kataloge kümmert, sind wir im Bereich Entwicklung, Marketing und Vertrieb tätig. Natürlich gibt es da auch Überschneidungen, aber man muss ja auch Hand in Hand arbeiten damit es voran geht.

Der Snowboard- und Trendsportmarkt hat bestimmt seine ganz eigenen Gesetze. Wo lagen spezielle Herausforderungen und wie haben Sie es geschafft vom Markt angenommen zu werden?

Petrick: Kundenfeedback war für uns der wichtigste Indikator. Von Bekannten über die ersten Kunden bis hin zu den „Dudes“ aus der Core-Szene waren alle von der Idee begeistert. Natürlich gibt es sehr viele unterschiedliche Geschmäcker was die Mützen betrifft, aber das System der wechselbaren Beanies hat immer überzeugt.

Und die Herausforderungen bei der Produktentwicklung? Immerhin ist "Sicherheit" ein brenzliges Thema. Sind Ihre Produkte geprüft?

Petrick: Nachdem der helt serienreif war, haben wir unser Produkt in einem zertifizierten Labor nach den Anforderung der EU-Norm für Skihelme (EN 1077) prüfen lassen. Dabei gibt es 4 relevante Tests. Dämpfungstest, Durchdringung mit spitzem Gegenstand, Abstreif- oder Roll-off Test und die Prüfung des Gurtsystems mit Verschluss. Bis auf den Dämpfungstest, bei dem der helt über dem Grenzwert lag, konnten die anderen Tests erfolgreich gemeistert werden. Den Dämpfungstest könnte man bestehen in dem man die Abmaße vergrößert. Dann sähe der helt aber riesig und wie ein Helm aus und das wollten wir ja gerade nicht. Deshalb haben wir den helt nicht als “Helm” zertifiziert, sondern als PSA (Persönliche Schutzausrüstung) nach der Richtlinie 89/686/EWG, Kategorie 1 eingestuft. So steht es auch im Produkt. Der helt ist eine Mütze mit Schutzfunktion. Also für all die, die keinen Helm aufsetzen wollen - aus oben genannten Gründen. Und glauben Sie mir, davon gibt es genug ;-)

Eine ganz andere Kompetenz wird Ihnen auch abverlangt, nämlich das Design. Wer ist dafür zuständig und wo liegen hier die Herausforderungen?

Petrick: Derzeit legen wir die Designs noch selbst fest. Dabei schauen wir natürlich auf die Snowboardszene und die angesagten Farben. Das Schwierigste ist das Vorausdenken um ein ganzes Jahr. Wir versuchen auch mit kleinen Design-Votings den Kundengeschmack zu treffen. Es kommen auch schon interessierte Kunden auf uns zu, die sich beim Design einbringen wollen. In der heutigen Zeit wollen sich die Kunden mit den Produkten identifizieren und diese mitgestalten. Wir werden ihnen in Zukunft noch mehr Möglichkeiten dafür geben.

Welche Marketing-Maßnahmen haben Sie angekurbelt? Und welche bringt am meisten Resonanz und von welcher Maßnahme sind Sie eher enttäuscht?

Petrick: Ach herrje, das ist eine gute Frage, die man gar nicht in drei Sätzen beantworten kann. Sagen wir mal so: Wir haben schon viel ausprobiert - von forcierter Mundpropaganda, über google-Anzeigen bis hin zu Events in den Skigebieten und Messen. Alle Maßnahmen haben Ihre Vor- und Nachteile. Man kann aber sagen, dass Events und Messen schon viel ausmachen - gerade was die Bekanntmachung der Marke und des Produktes betrifft.

Der Name "Helt", wie ist der entstanden? Und welche Alternativen standen noch zur Debatte?

Petrick: Das ist gar nicht so einfach. Das Zusammenspiel von Held-Helm-Protection und Professional hat uns wohl zu helt-pro gebracht. Das Kürzel “helt” hat sich eher eingeschlichen. Wäre natürlich cool wenn der beanie-helmet eines Tages umgangssprachlich als “helt” bezeichnet wird :-)

Haben Sie vor, die "Helt"-Produktpalette noch breiter auszubauen, etwa durch Kleidung, oder wollen Sie sich eher auf die Kopfbedeckungen konzentrieren?

Petrick: Das Hauptaugenmerk liegt auf der Weiterentwicklung von helt-pro-Kopfbedeckungen. Als nächstes steht die erste kleine Frühjahrskollektion für Biker und Skater in den Startlöchern. Hier und da gibt es auch Kleidung von helt-pro. Solche Merchandising Artikel runden die Kollektionen ab. Direkt in das Kleidungssegment wollen wir mit der Marke helt-pro derzeit aber nicht eintauchen.

Haben Sie eine kleine Anekdote auf Lager im Zusammenhang mit Ihrem Start-up?

Petrick: Vielleicht eher ein Statement, dass unsere Erfahrungen widerspiegelt. Förderprogramme sind eine gute Sache, aber für Start-ups ein unheimlicher Zeitaufwand. Am Ende stellt sich deswegen oft die Frage, ob es überhaupt etwas gebracht hat. Außerdem erscheint es manchmal einfacher 20 Millionen, statt Zwanzigtausend zu organisieren.

Und Ihr nächster unternehmerischer Meilenstein?

Petrick: Die Erstürmung des Fahrradmarktes hat Priorität.

Herr Petrick, ich bedanke mich für das Interview und wünsche Ihnen Dreien viel Erfolg!

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