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Interview mit Hinrich Nolte, strasserauf electricitaet

"Über unseren Namen soll man ruhig erst mal stolpern"

Kennen Sie schon strasserauf electricitaet? Die Chancen dafür sind gering, denn gerade erst Ende Oktober hat sich das Düsseldorfer Start-up offiziell angeschickt, den deutschen Strommarkt ordentlich aufzumischen. Wie man ein Stromanbieter wird, was der Strommarkt einem Anbieter für Hürden in den Weg legt und warum strasserauf es immer anders machen will als alle anderen erzählt uns der Geschäftsführer Hinrich Nolte, der von seinen Kunden aber lieber nur Hinrich genannt werden möchte.

Hinrich Nolte, strasserauf electricitaet Hinrich Nolte, strasserauf electricitaet

Guten Tag Herr Nolte, Sie vertreten heute hier Ihre Firma strasserauf electricitaet und wir hoffen, dass Sie uns einiges darüber erzählen können. Doch stellen Sie sich bitte kurz vor: Wer sind Sie und was sind Ihre Aufgaben?

Hinrich Nolte: Ich bin Geschäftsführer bei strasserauf und gleichzeitig zuständig für die Produktentwicklung. Der Energiebranche bin ich nun schon seit über 10 Jahren treu. Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass bei unseren Kunden nicht "nur" immer 230 Volt aus der Steckdose kommen, sondern vor allem zu überlegen, was wir zum Strom alles noch dazu anbieten.

Nun wollen wir doch einiges über Ihre Firma erfahren: Schon der Name strasserauf electricitaet fällt auf, wer hat sich den ausgedacht und warum?

Nolte: Weil wir ein besonderes Produkt auf den Markt gebracht haben, musste auch der Name besonders sein. Da haben unsere Köpfe einige Nächte geraucht. Der Name selber kam dann vom Künstler und Reisejournalisten Wolfgang Meluhn.

Wann ist strasserauf gegründet worden und wie kam es dazu? Ach ja, und was bietet strasserauf eigentlich konkret an?

Nolte: Am Markt gibt es uns jetzt gerade mal seit dem 22. Oktober. Aber die Entwicklung von strasserauf hat unser Team bestimmt anderthalb Jahre beschäftigt – von der Idee bis zum Start. Wir wollen Strom greifbarer und interessanter machen. Und Strom mit Dingen verknüpfen, an denen Leute Spaß haben, die gut aussehen und mit denen man sich gerne beschäftigt. Wer Post von strasserauf  bekommt, soll sich drüber freuen.

Wie wird man zu einem Energieanbieter? Ein Laie stellt sich das furchtbar kompliziert vor: Kontakte knüpfen, Angebote einholen, Verträge aushandeln, Netze anmieten ...? Was waren da die größten Herausforderungen?

Nolte: Die größte Herausforderung war es sicher immer, konsequent unsere Ideen – wenn auch sehr außergewöhnlich – zu verfolgen. Nicht ins Schema F zurück zu fallen oder aus Bequemlichkeit, Dinge so umzusetzen wie andere es auch machen. Die Kontakte waren schon vorhanden, da sich unser Projektteam ja nicht erst seit gestern mit Energie beschäftigt. Und alles andere wurde sorgfältig geplant, wieder verworfen, andersrum angedacht und irgendwann umgesetzt. Was das Thema "Netze nutzen" und "Verträge – insbesondere mit Netzbetreibern – aushandeln" angeht, so ist im liberalisierten Energiemarkt mittlerweile durch Gesetze und die Regulierungsbehörde alles derart standardisiert, dass diese Dinge längst nicht mehr so kompliziert sind wie noch vor einigen Jahren. Das kommt natürlich vor allem den Verbrauchern zugute. Der Wechsel zu einem anderen Stromanbieter ist heutzutage in der Regel einfach, schnell und sicher. Keiner muss Angst haben, dass er im Falle eines Wechsels ohne Strom da steht.

Sicherlich haben Sie ja nicht ins Blaue hinein gegründet. Wie sieht der Markt und die Akzeptanz für Ökostrom aus? Wie sind Ihre Einschätzungen, vielleicht auch in Zahlen?

Nolte: Die Umweltdiskussion ist fast täglich in aller Munde, das ist auch gut so. Andererseits weiß kaum jemand über die – zugegeben komplizierten - Mechanismen Bescheid, die in der Stromwirtschaft greifen. Zum Beispiel, dass jeder Kunde in seinem Strompreis – ob nun Ökostrom oder "Graustrom" – den sog. "EEG-Zuschlag" mitbezahlt. Damit werden alle Erzeugungsanlagen subventioniert, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz förderfähig sind (insb. Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen).  Der Anteil "Grünstrom" am deutschen Strommix macht u. a. dadurch mittlerweile immerhin schon fast 20% aus. Wer reinen Ökostrom bezieht, kann natürlich noch einen zusätzlichen Beitrag leisten. Wir von strasserauf beziehen unseren Strom von Schweizer Wasserkraftwerken, deren Strom vom TÜV-Süd zertifiziert ist. Der erzeugte Strom wird zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Dieser Strom wird übrigens nicht subventioniert. Positiv für den Kunden: Die Zeiten sind endlich vorbei, in denen es einen hohen "Ökostromaufschlag" auf den eigentlichen Preis gab.  Und da viele Menschen leider immer noch mehr auf den Preis als auf die Umweltverträglichkeit und die Qualität achten, hoffen wir, dass auch die Anzahl der Ökostromkunden weiter kräftig wächst. Auch hier stehen Umweltverträglichkeit und Preisattraktivität nicht mehr im Widerspruch zueinander – vergleichbar mit den Bio-Supermärkten.  

In absehbarer Zeit sollte es für alle eine Selbstverständlichkeit sein, Strom aus regenerativen Energiequellen zu beziehen. Für strasserauf und seine Kunden ist dies bereits der Fall.

In Ihrer Unternehmens-Kommunikation beschreiten Sie ganz neue Wege: Ein persönlicher Duz-Ton hier und ein wenig Tante Emma Laden da, optisch ein wenig Achtziger (Stichwort: Neonröhrenlogo) und ein bisschen von heute. Wie kamen Sie darauf? Was versprechen Sie sich davon?

Nolte: Oberste Priorität hat es für uns, mit unseren Kunden auf Augenhöhe zu agieren und transparent zu sein. Dazu passt das DU dann auch gut. Über unseren Namen soll man ruhig erst mal stolpern, noch mal lesen und dann hoffentlich mehr wissen wollen. Wir sagen ganz offen, was der Strom kostet. Zwingen keinen, sich langfristig an uns zu binden. Und wir haben nette Extras wie den Bali-Button. Es gehört doch für viele zu ihrem Lebensstil, mal ein paar Wochen wegen des Jobs unterwegs zu sein. Oder mal acht Wochen die Seele baumeln zu lassen. Es haben sich viele Dinge geändert und dem wollen wir gerecht werden.

Stecken Sie uns und unseren Lesern doch, welchen Zukunftsplänen strasserauf hegt! Oder sind Sie mit dem Erreichten schon zufrieden?

Nolte: Wir haben ja gerade erst angefangen, damit sind wir bestimmt noch nicht zufrieden. Es gibt in der Tat noch viele Ideen, an deren Umsetzung wir mit Hochdruck arbeiten. strasserauf ist grüner Strom, aber strasserauf geht noch weiter. Als nächstes wird es die strasserauf-Ladeboxen in angesagten Großstadt-Locations geben. Strom zum Mitnehmen quasi.

Wie kommt Ihr Angebot bei den Kunden bereits an? Erfahren Sie Zuspruch?

Nolte: Wir scheinen bei vielen Menschen den "Nerv" getroffen zu haben. Die bisherigen Rückmeldungen sind äußerst positiv. Insbesondere der "etwas andere" Auftritt von strasserauf in der eher als konservativ wahrgenommenen Stromwirtschaft erzeugt viele Reaktionen, sowohl aus den Reihen der Medien als auch von Seiten unserer Kunden und derer, die es noch werden wollen. Der gute Zuspruch im Hinblick auf unseren Marktauftritt muss sich natürlich nun auch in den Kundenzahlen niederschlagen. Die Leute tun sich  bislang bei Strom als klassischem "low involvement product2 ein wenig schwer. Was bislang nach wie vor mit der Angst, dass einem beim Wechsel der Strom abgedreht wird, und den komplizierten Wechselprozessen gelegen haben mag. Diese Sorgen sind aber absolut unbegründet. Die Versorgungssicherheit ist gerade in Deutschland nahezu 100%-ig gegeben, und der Wechsel ist mit wenigen Klicks auf unserer Homepage erledigt. Und das wichtigste: Elektrizität ist viel spannender als ihr Image - zumindest bei strasserauf …

Und wie erfahren Ihre zukünftigen Kunden überhaupt, dass es Sie gibt?

Nolte: Da sich interessante und vor allem qualitativ gute Produkte schnell rumsprechen, zählen wir auf die klassische Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener strasserauf-Kunden. Wir zählen auf die Kollegen der Presse und werden immer mal wieder von uns sehen und hören lassen – wie die Poly-Invasion im Düsseldorfer Medienhafen. Unerwartet, ein Hingucker und alternativ – klassische Wege sind halt nicht unser Ding!

Ganz zum Schluss: Beim wem beziehen Sie persönlich Ihren Strom?

Nolte: Natürlich bin ich strasserauf-Kunde.

Vielen Dank für das Interview!


Fotografie: (c) strasserauf / Ariana Kanonenberg

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