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Was ist eigentlich...

Outsourcing - Konzentration auf Kernkompetenz

Outsourcing - ein Kunstwort, das amerikanische Manager geprägt haben. Sie setzten die Begriffe "outside", "resource" und "using" neu zusammen, um den Zugriff auf externe Ressourcen zu beschreiben. Ein nicht ganz neues Phänomen, schon in den 1950er Jahren begannen Unternehmen, einzelne Bereiche ihrer Tätigkeit auszulagern.

Sourcingmodell GettyImages | iStock

Was verbirgt sich also hinter dem Begriff Outsourcing?

Ein Unternehmen konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen, indem es Produktionsschritte, administrative Prozesse oder ganze Strukturen in die Hand Dritter gibt. Der Outsourcing-Partner entlastet so seinen Auftraggeber von Tätigkeitsfeldern, die nicht unmittelbar mit dem Unternehmenserfolg verbunden sind. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es dazu die Redensart: "Do what you can do best - outsource the rest".

Am Anfang vieler Unternehmen steht eine Erfindung, eine Idee - im Laufe der Zeit entstehen rund um diese Kernkompetenz neue Abteilungen, zum Beispiel Instandhaltung, Marketing oder IT. Das zeigt sich schon beim klassischen Handwerksbetrieb, wo sich der Meister am Abend mit der Lohnbuchhaltung abmüht. Da bedeutet Outsourcing: die Gehälter lässt der Handwerksmeister von einem Lohnbuchhaltungsbüro verwalten, er selbst steht wieder in erster Linie an der Werkbank. Konzentration auf die Kernkompetenzen - das ist der wesentliche Vorteil, den Outsourcing bringen soll.

Haben Sie schon einmal bei Aldi einen Karton aufgerissen, um ein Paket Spaghetti zu entnehmen? Oder selbst Ihre Möbel bei IKEA abgeholt? Wenn ja, waren Sie bereits Teil einer Outsourcing-Strategie. Denn auch Kunden können Funktionen übernehmen, die eigentlich in einem Unternehmen angesiedelt sind.

Doch der Begriff Outsourcing bereitet vielen Menschen auch Kopfschmerzen, so der "Gesellschaft für deutsche Sprache" (GfDS): ihre Jury setzte das Wort Outsourcing 1996 auf Platz 3 bei der Wahl zum "Unwort des Jahres". Begründung: es handle sich um ein "Imponierwort, das der Auslagerung/ Vernichtung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich" geben soll. Hintergrund ist die Tendenz, dass viele Unternehmen seit Jahren Arbeitsplätze in Europa abbauen, um in asiatischen Billiglohnländern produzieren zu lassen. Outsourcing wird dann als Offshoring bezeichnet.

Wie sieht die Praxis aus?

Vor- und Nachteile des Outsourcings - jedes Unternehmen muss in der Praxis genau prüfen, ob sich die externe Vergabe von Tätigkeiten lohnt.

Hier die Vorteile des Outsourcings:

  • Kostenvorteile: werden Leistungen extern bezogen, können geringere Kosten entstehen als im eigenen Unternehmen (offshoring = Verlagerung von Tätigkeiten in Billiglohnländer). Zum Beispiel werden aus bisherigen Fixkosten variable Kosten, die nur anfallen, wenn eine Leistung in Anspruch genommen wird. Doch interne und externe Kosten lassen sich oft nicht vergleichen; ein "make or buy"-Entscheidung kann schwierig sein.
  • Kernkompetenz: waren Mitarbeiter vorher mit Randdienstleistungen beschäftigt, werden sie jetzt von diesen Tätigkeiten durch Outsourcing entlastet. Ohne fachfremden Ballast können sich die Mitarbeiter auf die eigentlichen Aufgaben im Unternehmen konzentrieren. Die Auslagerung peripherer Funktionen baut Komplexität ab - und erleichtert auch eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens.
  • Flexibilität: unterhält ein Unternehmen durch Outsourcing weniger Infrastruktur, kann es auf Erfordernisse des Wettbewerbs schneller reagieren. Zum Beispiel ist es in der Lage, sich rasch aus unrentablen Absatzmärkten zurückzuziehen, wenn es nicht in Gebäude oder Maschinen investiert hat. Wird die Fertigungstiefe reduziert, kann das Unternehmen auf das spezielle Know-how der Zulieferer vertrauen - ein Wettbewerbsvorteil. Außerdem wird weniger Kapital im Unternehmen gebunden, zum Beispiel müssen für bestimmte Aufgaben keine PCs oder Server angeschafft werden.

Diesen Vorteilen stehen einige Nachteile gegenüber, die sich aus einer Outsourcing-Strategie ergeben können:

  • Verlust von Entscheidungsspielräumen: mittelfristig ist es schwierig, Infrastruktur erneut aufzubauen, wenn man sich von einem Outsourcing-Partner trennen will. Ein einmal umgesetztes Outsourcing lässt sich nicht leicht rückgängig machen, aufgrund des dann erheblichen Investitionsaufwandes. Eng damit verbunden ist das Problem der Abhängigkeit: soll eine Zusammenarbeit mit einem Outsourcing-Partner beendet werden, führt das zu erheblichen Konsequenzen und Kosten - eine starke Bindung ist die Folge. Außerdem fürchten viele Unternehmer, durch Outsourcing Know-how zu verlieren. Betriebsgeheimnisse lassen sich nicht mehr so leicht bewahren.
  • Hoher Abstimmungsbedarf: gerade das offshoring führt zu hohen Transaktionskosten, wenn Unternehmen bestimmte Aktivitäten weltweit auslagern. Trotz E-Mail und Video-Konferenz sind große Anstrengungen nötig, um die Kommunikation im Unternehmen aufrecht zu erhalten. Kulturelle Differenzen und Sprachbarrieren sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten.
  • Betriebsklima: Outsourcing ist oft mit drohendem oder schleichendem Personalabbau verbunden. Das verunsichert die Belegschaft, Misstrauen breitet sich aus. Ressentiments gegenüber dem Outsourcing-Partner können die Folge sein, wenn Mitarbeiter diesen nicht als Partner sondern Konkurrenten wahrnehmen. Erhebliche Effizienzverluste stellen sich ein.

Fazit

Ob Outsourcing-Strategien in der Praxis aufgehen, lässt sich nicht vorhersagen. In manchen Fällen waren die Kosten nach dem Outsourcing sogar höher als zuvor. Konzentriert sich aber ein Unternehmen auf seine Kernkompetenzen und stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit, ist Outsourcing eine gute Entscheidung. Aber oft nur aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive: wandern Arbeitsplätze in Billiglohnländer ab (offshoring), kann der volkswirtschaftliche Schaden enorm sein. Kein Wunder, dass Outsourcing zum "Unwort des Jahres" gewählt wurde.

Ein Beitrag von Ingo Leipner

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