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Interview mit Hubertus Leonhardt

Hubertus Leonhardt im Interview

Zum Unternehmen: Die SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement stellt Venture Capital für junge Technologie-Firmen bereit und unterstützt sie bei Unternehmensentwicklung und -expansion. Hubertus Leonhardt ist seit zehn Jahren Partner bei der SHS. Gerade hat er mit seinem Unternehmen das erste Closing des dritten Fonds abgeschlossen. Dieser soll ein Gesamtvolumen von rund 70 Millionen Euro haben. Derzeit ist er unter anderem dabei, Unternehmen zu prüfen, die er aus dem neuen Fonds finanzieren will. Sitz der SHS ist in Tübingen, das Unternehmen ist aber im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv.

Hubertus Leonhardt von der Beteiligungsgesellschaft SHS. Bild: Hubertus Leonhardt Hubertus Leonhardt von der Beteiligungsgesellschaft SHS. Bild: Hubertus Leonhardt

förderland: Was muss ein junges Unternehmen mitbringen, damit es für Sie interessant ist?

Hubertus Leonhardt: Wir investieren in junge, stark wachsende Unternehmen aus dem Bereich Life Sciences und Healthcare. Insbesondere Unternehmen aus der Medizintechnik, Diagnostik und angewandten Technologien sind für uns interessant, wenn sie bereits erste Produkte bis zur Marktreife entwickelt haben. Wir finanzieren dann die Markterschließung und Expansion der Unternehmen. 

förderland: Vom ersten Kontakt mit den Gründern bis zum Exit - wie läuft eine typische Beteiligung bei SHS ab?

Leonhardt: Wir sehen uns das Unternehmen zunächst an, um herauszufinden, ob es grundsätzlich in unseren Fonds passt. Nach positiver Detailprüfung schließen wir einen Vorvertrag ab, auf dessen Grundlage wir eine intensive Due Diligence durchführen. Verlaufen diese Tiefenprüfung und die anschließende Vertragsverhandlung erfolgreich, kommt es zum Abschluss einer Beteiligung. Dieser Prozess dauert durchschnittlich drei Monate.

Während der folgenden Beteiligungszeit arbeiten wir sehr eng mit dem Management zusammen und versuchen gemeinsam, alle Hürden, die eine erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens verhindern könnten, aus dem Weg zu räumen. Wir sind für das Management Sparringspartner in allen strategischen, finanziellen und rechtlichen Fragen. Der Kontakt ist eng, in das Tagesgeschäft greifen wir allerdings nicht ein. Nach einigen Jahren hoffentlich erfolgreicher Entwicklung entscheiden wir dann gemeinsam, auf welchem Weg wir das Unternehmen verlassen – Börsengang oder Trade Sale an einen strategischen Investor. Beide Varianten bedürfen genauer Planung und umfangreicher Verhandlungen. Die schweißen zusammen. Oft bleiben wir mit den Gründern deshalb auch nach dem Exit noch in freundschaftlichem Kontakt.

förderland: Wie viel Prozent erwerben Sie im Durchschnitt an einem Start-up?

Leonhardt: Grundsätzlich beteiligen wir uns meist als Lead-Investor. Das heißt, wir übernehmen eine qualifzierte Minderheit, zum Beispiel einen Anteil zwischen 25 bis 49 Prozent, aber nicht unbedingt die Mehrheit an einem Unternehmen. Neben Kapital stellen wir den Unternehmen auch umfangreiches Know-how und Management-Kapazitäten zur Verfügung. Die Unternehmensgründer sind meist froh, wenn ihnen bei schwierigen Fragen ein erfahrener Partner zur Seite steht. Wir helfen unseren Portfolio-Unternehmen, wo immer wir können. Davon profitieren beide Seiten.

förderland: Anhand welcher Faktoren beurteilen Sie ein Unternehmen, das bei ihnen vorstellig wird?

Leonhardt: Zunächst fragen wir natürlich nach dem Produkt. Wird es dafür einen ausreichend großen Markt geben? Lassen die Wettbewerbsstrukturen einen Markteintritt zu? Konnte das Unternehmen bereits erste Markterfolge erzielen? Sind die Wachstumserwartungen realistisch? Wir schauen uns aber auch das Management-Team sehr genau an. Haben die Leute entsprechende Erfahrungen, um das Geschäft zum Erfolg führen zu können?

förderland: An welchem Unternehmen haben Sie sich zuletzt beteiligt?

Leonhardt: Wir sind unter anderem an der ProBioGen AG beteiligt. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von Wirbeltierzellen und die Produktion von Biopharmazeutika spezialisiert und dabei eines der wachstumsstärksten Technologie-Unternehmen in Deutschland.

förderland: Wie viele Unternehmen befinden sich momentan in Ihrem Portfolio und aus welchen Branchen stammen sie? Welche Branchen haben Ihrer Meinung nach das größte Potenzial?

Leonhardt: Derzeit befinden sich noch neun Unternehmen aus früheren Fonds in unserem Portfolio. Bereits der Fonds SHS II hatte einen Schwerpunkt im Bereich Life Sciences und Healthcare. Dort sehen wir nach wie vor sehr großes Potenzial und interessante Unternehmen mit guten Wachstumschancen.

förderland: Angenommen, Sie merken, dass bei einem Projekt aus Ihrem Portfolio etwas schiefläuft. Wie reagieren Sie?

Leonhardt: Wenn sich ein Unternehmen nicht optimal entwickelt, versuchen wir möglichst frühzeitig einzugreifen. Je früher man auf eine mögliche Schieflage reagiert, desto größer ist die Chance, die Dinge zum Positiven zu verändern und das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Sollte sich allerdings abzeichnen, dass es langfristig nicht lösbare Probleme gibt, senden wir rechtzeitig ein Stopp-Signal. So minimieren wir das Risiko für alle Beteiligten.  

förderland: Welche Beweggründe haben Sie, jungen Gründern unter die Arme zu greifen?

Leonhardt: Zunächst wollen wir natürlich Geld verdienen. Wir versprechen unseren Investoren, ihr Kapital optimal anzulegen. Deshalb investieren wir in junge Unternehmen, denen wir ein sehr starkes Wachstum zutrauen. Wenn unsere Portfolio-Unternehmen erfolgreich sind, können wir den Geldgebern ihr Kapital mit einer guten Verzinsung zurückgeben. Deshalb ist der Erfolg unserer Unternehmen für uns sehr wichtig. Gleichzeitig ist es aber auch volkswirtschaftlich von großer Bedeutung, dass junge Unternehmen mit innovativen Produkten nachwachsen. Das sichert langfristig Wachstum und Arbeitsplätze. Es ist für uns also eine sehr sinnvolle Arbeit.

förderland: Welche Tipps würden Sie jungen Gründern auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit mitgeben?

Leonhardt: Oh, da gibt es viele. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Deshalb nur eines: Ab einer gewissen Größe ist es sicher sinnvoll, das weitere Wachstum über einen Eigenkapitalinvestor zu finanzieren. Unternehmensgründer sollten allerdings bei der Auswahl des Investors sehr genau hinsehen. Es ist von höchster Bedeutung, einen Investor zu finden, der neben Kapital auch Erfahrung und Beratung mit einbringen kann. Nur wenn der Venture-Capital-Geber optimal zum Unternehmen passt, ist der gemeinsame Erfolg wahrscheinlich.

förderland: Vielen Dank für das Gespräch.

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