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Interview mit Andreas Bernhardt, Broadband United

Es ist heute ungemein schwer, Risikokapitalgeber zu gewinnen

Zum Unternehmen: Broadband United ist ein junges, innovatives Unternehmen mit Sitzen in Regensburg und Ebermannstadt bei Forchheim. Mit Produkten von Broadband United lassen sich die Übertragungs- eigenschaften klassischer Telefonkabel verbessern. Dabei geht es vor allem um doppeladrige Kupferkabel im Teilnehmeranschlussnetz, also jene Kabel, welche die letzten Kilometer zum Kunden überbrücken. Durch die verbesserten Übertragungseigenschaften sind Telekommunikations- unternehmen in der Lage, Reichweite, Datenrate und Stabilität von DSL deutlich zu verbessern. DSL wird damit in Regionen und mit Datenraten verfügbar, die bisher nicht erreichbar waren.

Geführt wird die Broadband United GmbH von Andreas Bernhardt (links), als Managing Partner verantwortlich für Vermarktung und Finanzierung, sowie Georg Herrmann (rechts), als Managing Director verantwortlich für die Weiterentwicklung der IFC-Technologie. Andreas Bernhardt (l.), Managing Partner und Georg Herrmann (r.), Managing Director von Broadband United.

förderland: Herr Bernhardt, würden Sie sich bitte kurz vorstellen?

Andreas Bernhardt: Ich bin Managing Partner bei Broadband United . Meine Aufgabe ist es, Vertrieb, Marketing und Kapitalgewinnung voranzutreiben. Georg Herrmann steht mir als Managing Director zur Seite. Er ist für alle technologischen Fragen zuständig.

förderland: Wie ist die Idee zu Ihrem Geschäftskonzept entstanden?

Bernhardt: Alle Produkte von Broadband United basieren auf IFC, der Interference Cancellation Technologie. Sie ermittelt Störungen auf Telefonleitungen und hebt sie durch in Echtzeit berechnete und eingespeiste Kompensationssignale auf. Auf derart optimierten Leitungen lassen sich DSL-Nutzsignale wesentlich besser übertragen. IFC war eine Idee von IK-T, einem Regensburger Büro für Management- und Technologieberatung. Hier hatte man sich intensiv Gedanken darüber gemacht, wie man des Problems der weißen Flecken auf der DSL-Landkarte Herr werden könnte. Zur Produktreife gebracht hat die Technologie dann Vierling Communications, ein High-Tech-Unternehmen für Telekommunikation, Engineering und Elektronikfertigung aus Ebermannstadt bei Forchheim, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationsübertragung an der Universität Erlangen. Mitarbeiter von Vierling und IK-T haben Broadband United gegründet. Broadband United konzentriert sich ausschließlich auf die Weiterentwicklung und Vermarktung der IFC-Technologie.

förderland: An wen richtet sich Ihr Angebot?

Bernhardt: Broadband United will dafür sorgen, dass mehr Unternehmen und Privatkunden DSL erhalten, und dass DSL mit höheren Bandbreiten und besserer Stabilität verfügbar ist. Hierzu richten sich unsere Produkte zunächst schwerpunktmäßig an Anbieter von DSL-Anschlüssen für Unternehmenskunden. Setzen diese Anbieter in ihren Netzen IFC-Produkte ein, profitieren zunächst solche Unternehmen von verbesserten DSL-Angeboten, die symmetrisches DSL nutzen (SHDSL). Im zweiten Schritt werden wir den DSL-Anbietern Lösungen für den Privatkundenmarkt vorschlagen. Dann können Privatkunden, für die bisher kein DSL oder nur DSL mit verringerter Datenrate verfügbar ist, mit neuen attraktiven Angeboten bei ADSL, ADSL2+ und VDSL rechnen. Mit unseren Lösungen werden wir uns immer an die Netzbetreiber und DSL-Anbieter richten, nicht an die Endkunden direkt.

Darüber hinaus sind die IFC-Produkte für alle weiteren Betreiber eigener Telefonleitungsnetze interessant - vorausgesetzt, sie möchten auf diesen Leitungen DSL-Technologie einsetzen. Dies sind zum Beispiel Bahnunternehmen, Autobahnbetreiber oder Mobilfunkanbieter. Letztere schließen zunehmend ihre Mobilfunk-Basisstationen per DSL an. Dieses Verfahren ist kostengünstiger als die herkömmliche Anschlusstechnik mit Hilfe teurer ATM-Leitungen. Bisher ist der Einsatz von DSL zur Anbindung von Mobilfunkstationen durch Qualitätsprobleme der Kupferleitungen noch stark eingeschränkt. IFC hebt diese Limitierungen größtenteils auf.

förderland: Eine Wettbewerbsteilnahme lässt sich nicht so nebenbei bewerkstelligen. Was hat Sie trotzdem dazu bewogen, an einem Businessplan-Wettbewerb teilzunehmen? 

Bernhardt: Hierfür gibt es zwei Gründe: Zum einen ist es uns wichtig, dass wir uns der Bewertung externer Experten stellen. Solche Wettbewerbe helfen uns ungemein, sicherzustellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der erste Platz beim Businessplan-Wettbewerb Nordbayern bestätigt, dass wir eine gute Idee verfolgen und auf die richtige Strategie setzen.

Zum anderen hat eine erfolgreiche Teilnahme natürlich Wirkung auf den Bekanntheitsgrad bei potenziellen Kunden und besonders bei potenziellen Investoren. Gerade wenn wir die IFC-Technologie für den Massenmarkt anbieten möchten, um die weißen Flecken auf der DSL-Landkarte zu verkleinern, sind beachtliche Investitionen nötig. Aus eigener Kraft können wir diese nicht in hinreichend kurzer Zeit stemmen. Für den Einsatz auf dem Massenmarkt gilt es, einen komplexen Chip zu entwickeln, wofür der Kapitalbedarf in Millionenhöhe liegt. Ohne externe Unterstützung durch Venture Capital oder weitere starke Partnerunternehmen können wir dieses Ziel im angestrebten Zeitrahmen nicht erreichen.

förderland: Haben nach dem Wettbewerb potenzielle Kunden bei Ihnen angeklopft oder ist Ihre Technologie bereits im Einsatz?

Bernhardt: Die IFC-Technologie hat sich bereits in Feldtests bei großen europäischen Telekommunikationsunternehmen bewährt. Schon vor dem Businessplan-Wettbewerb Nordbayern waren wir mit mehreren potenziellen Kunden in intensiven Gesprächen. Jetzt werden sicherlich noch einige weitere Unternehmen hinzukommen. Damit sind wir weit genug fortgeschritten, um zum Ende des Jahres den Schritt von den Feldtests zur Produktreife zu gehen. Dann werden wir zunächst IFC-Produkte anbieten, mit denen sich SHDSL-Anschlüsse optimieren lassen.

Beeindruckend war nach dem Businessplan-Wettbewerb Nordbayern zudem das Feedback von privaten DSL-Kunden. Wir haben viele E-Mails und Anrufe von Menschen erhalten, die in Regionen ohne DSL-Verfügbarkeit wohnen oder in Regionen, in denen nur geringe Datenraten möglich sind. Diese Leute können es kaum erwarten, dass IFC-Produkte für Privatkunden verfügbar sind. 

'Wann ist das verfügbar? Wo kann ich es kaufen?' Das sind die Standardfragen, mit denen wir konfrontiert werden. Wegen der aufwändigen Chip-Entwicklung wird die Produktreife für den privaten Massenmarkt allerdings nicht vor Mitte 2009 oder 2010 erreichbar sein – immer vorausgesetzt, wir gewinnen zügig einen Investor.

förderland: Unternehmensgründungen im High-Tech-Sektor sind kostspielig. Woher hatten Sie das nötige Startkapital?

Bernhardt: Die Unternehmen unseres Partnernetzwerks haben bereits einen Millionenbetrag investiert. Bei den Partnerunternehmen handelt es sich um Vierling Communications, IK-T und die mittelfränkische Engineering-Firma iAD. Wichtig für das bisherige Vorankommen war außerdem die äußerst effektive und von der Bayerischen Forschungsstiftung unterstützte Partnerschaft mit dem Lehrstuhl für Informationsübertragung von Prof. Dr. Johannes Huber an der Universität Erlangen.

förderland: Wie schätzen Sie die momentanen Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung in Deutschland ein?

Bernhardt: Hier gibt es viel Licht und Schatten. Zum einen ist die Unterstützung durch Förderprogramme und Wettbewerbe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die IFC-Technologie wurde durch die Bayerische Forschungsstiftung gefördert, und wir werden sicherlich in punkto Bekanntheitsgrad und Aufbau neuer Kontakte vom ersten Platz beim Businessplan-Wettbewerb Nordbayern profitieren.

Zum anderen ist es heute – trotz einer erwiesenermaßen einsatzfähigen Technologie und eines von externer Seite mehrfach bestätigten Vermarktungskonzepts – ungemein schwer, Risikokapitalgeber zu gewinnen. Gerade deshalb sind externe, unabhängige Begutachtungen, zum Beispiel durch einen Businessplan-Wettbewerb, in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Sie weisen Investoren auf Konzepte hin, die in den Augen unabhängiger Profis vielversprechend und tragfähig sind.

förderland: Vielen Dank für das Gespräch.

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