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Interview mit Beat Schillig

"Entscheidend ist die Geschäftsidee, nicht der Businessplan"

In der Schweiz hat sich das IFJ Institut für Jungunternehmen in den letzten 20 Jahren als erste Adresse für die Start-up-Förderung etabliert. Geschäftsführer Beat Schillig erläutert im Interview mit förderland die vielseitigen Angebote seines Unternehmens.

Beat Schillig, lic. oec. HSG, ist Mitgründer und geschäftsführender Partner des IFJ Institut für Jungunternehmen in St. Gallen. Er leitet das Programm venturelab und ist Co-Leiter der Initiative venture kick. Beat Schillig, lic. oec. HSG, ist Mitgründer und geschäftsführender Partner des IFJ Institut für Jungunternehmen in St. Gallen. Er leitet das Programm venturelab und ist Co-Leiter der Initiative venture kick.

förderland: Herr Schillig, würden Sie sich, Ihre Tätigkeit, venturelab und venture kick bitte kurz vorstellen?

Beat Schillig: Das IFJ Institut für Jungunternehmen in St. Gallen, das ich mitgegründet habe und auch leite, hat in 20 Jahren die umfassendste und bekannteste Plattform für Start-ups in der Schweiz aufgebaut. Unsere Angebote umfassen neben Online-Unterstützung auch Netzwerk-Veranstaltungen, die venture apéros, Businessplan-Workshops, Seminare und Kurse. Seit 2004 führt das IFJ die Ausbildungsprogramme der Initiative venturelab durch. 2007 sind wir auch für venture kick verantwortlich. venture kick ist eine private, von drei namhaften Stiftungen finanzierte Initiative, die Start-ups an Schweizer Hochschulen in der Frühphase bis zu 130.000 Franken Startkapital zur Verfügung stellt.

förderland: Worum geht es bei venturelab? Könnten Sie das Konzept bitte kurz erläutern?

Schillig: In der Schweiz gilt das Prinzip, dass der Staat lieber Leistungen als Geld zur Verfügung stellt – auch für Gründerinnen und Gründer. venturelab bietet angehenden und bestehenden Start-ups mehrere Ausbildungsmodule an, die von der Sensibilisierung im Ideenstadium bis zur Vorbereitung auf eine professionelle Investorenpräsentation reichen. Unser Highlight ist der Wettbewerb "venture leaders", der den 20 Besten einen zehntägigen Workshop in Boston ermöglicht.

förderland: Von wem wurde die Initiative ins Leben gerufen und warum?

Schillig: venturelab ist Bestandteil eines mehrjährigen Programms zur Förderung von innovativen Projekten im Hightech-Bereich, die den Wirtschaftsstandort Schweiz fördern, eine hohe Wertschöpfung ausweisen und zukunftsträchtige Arbeitsplätze schaffen. Beschlossen wurde das Programm vom schweizerischen Parlament, Träger ist die nationale Förderagentur für Innovation KTI, eine staatliche Institution, die ihrerseits mehrere weiterführende Angebote organisiert. Die KTI hat uns mit der operativen Durchführung des Programms betraut.

förderland: Sie möchten eine neue Gründerwelle in der Schweiz auslösen. Wie nahe sind Sie der Verwirklichung dieses Ziels schon gekommen?

Schillig: Das Programm ist im Frühsommer 2004 lanciert worden. Bis Ende 2007 haben 182 Ausbildungsmodule mit 7550 Teilnehmenden stattgefunden. Wir sind – das ist in der Schweiz ein wichtiger Faktor – in allen Sprachregionen und an allen relevanten Hochschulen vertreten. An den venture apéros, die für viele die Möglichkeit zum Erstkontakt mit dem Unternehmertum bieten, haben in der gleichen Zeit über 230.000 Interessierte teilgenommen. Was die "Gründerwelle" betrifft: Eine unabhängige Hochrechnung sagt, dass venturelab-Absolventen inzwischen mehr als 1.000 Unternehmen gegründet haben.

förderland: Ist die Teilnahme für Start-ups oder Studierende mit Kosten verbunden?

Schillig: Nein. Die Module sind kostenlos, auch der zehntägige Workshop "venture leaders" in Boston. Die Teilnehmenden müssen nichts bezahlen, dafür aber einiges leisten: Wir selektieren bereits die Bewerbungen und in den Kursen stellen wir hohe Ansprüche.

förderland: Und venture kick?

Schillig: venture kick ist eine private Initiative, hinter der drei namhafte schweizerische Stiftungen stehen. venture kick hat ein ehrgeiziges Ziel: Die Zahl der Spin-offs an schweizerischen Hochschulen verdoppeln. Gleichzeitig will venture kick die Finanzierungslücke für Projekte im Frühstadium schließen.

förderland: Und wie soll das geschehen?

Schillig: Die Träger der Projekte – sie dürfen noch keine Firma gegründet haben – bewerben sich für einen Drei-Phasen-Prozess. Jede der drei Phasen schließt mit einer Präsentation vor Experten ab. Nach Phase 1 (venture pitch) gibt es für die Gewinner 10.000 Franken, nach Phase 2 (venture case) 20.000 Franken und nach Phase 3 (venture kick) 100.000 Franken. Der ganze Prozess soll innerhalb von neun Monaten abgeschlossen sein, in dieser Zeit muss auch das Unternehmen gegründet werden. Pro Phase wird jeweils die Hälfte der Projekte ausgewählt.

förderland: Welche Bedingungen müssen die Bewerber erfüllen?

Schillig: Sie müssen die jeweilige Jury davon überzeugen, dass sie aus einem Projekt wirklich ein Unternehmen machen können. Zudem werden die letzten 100.000 Franken nur auf das Konto des neuen Unternehmens einbezahlt.

förderland: Und wie ist venture kick angelaufen?

Schillig: Ausgezeichnet, sowohl was die Zahl und die Qualität der Bewerber betrifft. Wir haben seit dem Start im Spätsommer 2007 nicht weniger als 37 Projekte unterstützt, davon bereits drei mit dem ganzen Betrag von 130.000 Franken. Neben dem Geld vermitteln wir den Projektträgern zwischen den Präsentationen aber auch gezielt unternehmerisches Know-how.

förderland: Sie haben mit so vielen Start-ups zu tun, dass Sie uns sicher sagen können: Welche Eigenschaften zeichnen nach Ihrer Auffassung einen idealen Gründer bzw. ein ideales Gründerteam aus?

Schillig: Eine Unternehmerpersönlichkeit muss viele Anforderungen erfüllen. Der Glaube an die eigene Idee und die Bereitschaft, dafür Überdurchschnittliches zu leisten, sind in der Startphase entscheidend: Wer nicht auch andere – Partner oder Investoren – überzeugen kann, hat einen schweren Stand. Angehende Unternehmerinnen und Unternehmer müssen in kurzer Zeit sehr viel lernen und umsetzen können. Die zwischenmenschliche Kommunikation ist ein weiterer Erfolgsfaktor.

förderland: Wie wichtig ist ein guter Businessplan für den späteren Erfolg eines Unternehmens?

Schillig: Ein Businessplan ist für mich absolut unverzichtbar. Es liegt im ureigensten Interesse eines Gründers, in die Erarbeitung dieses zentralen Steuerungsinstrumentes für die künftige Strategie und damit auch für den Erfolg des Unternehmens genug Zeit und Energie zu investieren.

förderland: Was muss ein Businessplan enthalten, um Kapitalgeber von einem Investment zu überzeugen. Welche Faktoren spielen sonst noch eine Rolle?

Schillig: Entscheidend ist die Geschäftsidee, nicht der Businessplan. Dieser muss dem Investor überzeugend darlegen, wie diese Idee umgesetzt werden soll, wo ihr Nutzen liegt, wie und wann Geld verdient wird und wohin die Reise führen soll.

förderland: Gibt es Ihrer Meinung nach ein Start-up, das bisher alles richtig gemacht bzw. das sein Geschäftskonzept besonders gelungen umgesetzt hat?

Schillig: Die international bekannten Erfolgsgeschichten zeigen, dass zum ganz großen Erfolg immer auch das Glück des Tüchtigen gehört. Im "Stall" von venturelab haben wir eine ganze Reihe von Start-ups, die ihr Geschäftsmodell sehr erfolgreich umsetzen. Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen – das Biotech-Unternehmen Glycart, das für 250 Millionen Franken an Roche verkauft worden ist und nach wie vor erfolgreich arbeitet.

förderland: Wie schätzen Sie die momentanen Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung in der Schweiz ein?

Schillig: Die Finanzierungssituation hat sich nachhaltig verbessert, auch in der Schweiz gibt es heute ein professionelles Venture-Capital-System. Ein Schwachpunkt ist allerdings die Finanzierung der Frühphase, in der immer noch zu viele Erfolg versprechende Ideen stecken bleiben. Hier setzt die neue private Initiative venture kick an: Für das Jahr 2008 stellt sie Ideenträgern aus den Hochschulen nicht weniger als zwei Millionen Startkapital zur Verfügung. Damit sollen Spin-offs gegründet und Forschungsresultate in marktreife Produkte umgesetzt werden. Gleichzeitig vermittelt "venture kick" den Studierenden auch den Zugang zu unternehmerischem Know-how.

förderland: Welche Branchen haben Ihrer Meinung nach noch das größte Potenzial?

Schillig: Die starke Tradition der Pharmaindustrie zeigt sich auch im Start-up-Bereich. Neben den Life Sciences haben aber auch IT-Kommunikation und Nanotechnologie stark aufgeholt.

förderland: Welche Rolle spielen schweizerische Start-ups im internationalen Innovationsgeschehen?

Schillig: Nicht – oder besser - noch nicht die Rolle, die der Bedeutung des Forschungsplatzes Schweiz entsprechen würde. Programme wie venturelab und Initiativen wie venture kick sind Instrumente, um diese Situation zu verändern. Gerade das Echo auf venture kick beweist: Am Potenzial an erfolgsträchtigen Ideen fehlt es an unseren Hochschulen auf jeden Fall nicht!

förderland: Vielen Dank für das Gespräch.

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