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Interview mit Thomas Jakel, ideacamp

"Dieses Mal werden wir uns viel stärker auf den Umsetzungsteil konzentrieren und jedem Gründerteam Mentoren zur Seite stellen."

Vor den Erfolg hat der Liebe Gott bekanntlich den Schweiß gestellt. Dass man aber weit weniger schwitzen muss, als bisher angenommen und dass man sich selbst und seine Erwartungen ans Leben in den Mittelpunkt seiner unternehmerischen Anstrengungen stellt, das möchte das Team des Idea Camp mit seinem Event beweisen. Heute erzählt uns Mitorganisator Thomas Jakel von seiner Philosophie zu gründen und über alles, was man übers Idea Camp wissen muss. Viel Spaß!

Thomas Jakel, ideacamp Thomas Jakel, ideacamp

Ich grüße Dich, Thomas. Es dauert nicht mehr lange und Euer zweites Idea Camp findet statt. Erkläre unseren Lesern doch bitte, was dort passiert!

Thomas Jakel: Auf dem Idea Camp finden sich Gründungsinteressierte Menschen zusammen, die ihren idealen Lifestyle umsetzen möchten. Da dies in der Regel nicht ohne finanzielle Mittel möglich ist, helfen wir den Teilnehmern in drei Schritten ein 'Lifestyle Business' zu gründen, das den gewünschten Lebensstil optimal unterstützt.

Im ersten Schritt identifizieren wir Geschäftsideen, im zweiten kreieren wir die Geschäftsmodelle und im dritten ermitteln wir die ersten kritischen Schritte, die für die Umsetzung der 'Lifestyle Businesses' nötig sind.

Die Start-ups, die auf dem Idea Camp entstehen, werden in der Regel folgende drei Charakteristika haben: Man kann sie ortsunabhängig leiten, sie lassen sich automatisieren, so dass die Gründer nicht mehr in ihrem Unternehmen arbeiten müssen und sie lassen sich so skalieren, dass die Gründer genug verdienen, um ihren idealen Lebensstil umzusetzen.

Was mir auf den ersten Blick bei der Beschreibung des Idea Camp etwas exotisch erschien, war der Lifestyle-Aspekt. Aber so exotisch ist das gar nicht, glaubt man Start-up-Autoren wie Tim Ferriss …

Jakel: Ich glaube, dass dieser Aspekt nach wie vor eher exotisch ist, in der Hinsicht, dass wenige Gründungen aus dem Lifestyle-Gedanken heraus entstehen. Tim Ferris hat dem Ansatz schon zu einiger Popularität verholfen. Aber der breiten Masse ist er in Deutschland noch nicht bekannt.

Das Konzept des idealen Lifestyles ist an sich relativ einfach. Im Prinzip stelle ich mir einfach ein paar kritische Fragen, um meinen idealen Lifestyle zu identifizieren.

Womit möchte ich meine Zeit verbringen?

Zu welchen materiellen Dingen möchte ich Zugang haben?

Wo möchte ich meine Zeit verbringen?

Mit wem möchte ich meine Zeit verbringen?

Alles, was ich dann noch brauche, ist ein Unternehmen, welches mir genug Zeit lässt und genug Einkommen verschafft, um meine Ziele verfolgen zu können. Bei Arbeitnehmern ist in der Regel die Zeit der limitierende Faktor, um beispielsweise eine Weltreise oder einen längeren Segeltörn zu machen. Oder aber auch nur genug Zeit zu haben, eine neue Sprache zu lernen oder der Familie mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Wenn das Einkommen jedoch stärker von der Arbeitszeit entkoppelt ist, dann ist es deutlich leichter, den eigenen Zielen und Träumen nachzugehen. Die weitestmögliche Entkopplung von Zeit und Einkommen durch die Gründung und Automatisierung von Lifestyle Businesses ist eines der Ziele des Idea Camp.

Du selbst bist ja nicht ganz unbedarft, was das stressfreie Gründen angeht. Wann hast Du gemerkt, dass das wirklich funktioniert mit "weniger ist mehr"

Jakel: (lacht) Was das stressfreie Gründen angeht, habe ich leider nur wenig Erfahrung. Ich habe allerdings Erfahrung damit gesammelt, wie es ist ein Lifestlye Business mit aufzubauen und habe die Freiheiten, die so ein Unternehmen bietet, sehr zu schätzen gelernt.

Beispielsweise habe ich Strandschicht ein halbes Jahr von Brasilien aus geleitet, um nebenbei Brazilian Jiu Jitsu zu trainieren und Samba zu lernen. Mein Geschäftspartner und Strandschichtgründer, Bastian Kröhnert, war zur selben Zeit in London und hat dort seine Lifestyle Projekte umgesetzt.

Ob Gründen für einen Entrepreneur Stress bedeutet, hängt sehr von der Gründerpersönlichkeit ab. Wir haben aber eine Vorgehensweise, um Gründen 'stressfreier' zu machen. Häufig verstricken sich Gründer in alle möglichen Bereiche ihres Start-ups, anstatt sich ausschließlich auf den Kern ihrer Idee zu konzentrieren.

Wer vorerst nur das Wesentliche einer Idee anpackt, kann sein Unternehmen meist weitaus stressfreier an den Markt bringen, schafft es schneller zum ersten Kunden und hat damit direktes Feedback und eine höhere Motivation.

Das 'weniger' oft 'mehr' ist, hat sich für mich auch bei einem anderen Projekt verdeutlicht. Wir haben für unter sechshundert Euro ein kleines Startup namens Virtual Coding Nerds als Bootstrap Experiment gegründet. Das Unternehmen macht genau eine Sache: Es wandelt für befreundete Start-ups und Webdesigner Photoshop Designs in HTML/CSS um. Hätten wir uns bei diesem Geschäftsmodell nicht auf den Kern konzentriert, wäre das Starten deutlich teurer geworden und wir hätten den ersten Kunden erst viel später erreichen können.

Also auch wenn eine Gründung nicht unbedingt stressfrei ist, so bin ich mir dennoch sicher, dass man relativ schnell von der Planung zum ersten Kunden kommen kann, wenn man sich entsprechend auf das Wesentliche der Idee fokussiert.

Mit unserem Ansatz uns auf den Kern von Ideen zu konzentrieren, haben wir für das Idea Camp großen Zuspruch erhalten. Die Berliner Werbeagentur Schröder+Schömbs ist sogar auf uns zugekommen und stellt uns ihre Konferenzräume für das Camp kostenlos zur Verfügung.

Kann man diese Konzepte Deiner Meinung nach auch auf die Angestelltenwelt übertragen, etwa um eine 35-Stunden-Woche zu realisieren?

Jakel: Ich denke, dass das zum Teil möglich ist. Sich auf die wichtigen Aspekte eines Projektes oder einer Arbeit zu fokussieren, ist als Arbeitnehmer genauso wichtig, wie als Gründer. Wer sich in Details verläuft, braucht häufig deutlich länger für seine Arbeit und läuft Gefahr den Blick auf das große Ganze zu verlieren. Sich zu konzentrieren und zu fokussieren, bietet oft eine ungemeine Chance Zeit zu sparen und die gleichen Ergebnisse in der Hälfte der Zeit zu erzielen.

Eine weitere Möglichkeit wäre es, eine Halbzeitstelle anzunehmen. Wenn das Einkommen immer noch reicht um den gewünschten Lebensstandard zu halten, dann ist die gewonnene Zeit die Einkommenseinbuße allemal wert. Insbesondere wenn man auf diese Weise seine Ziele besser verfolgen kann.

Arbeitszeit kann aber auch durch Delegation gespart werden. Virtuelle Persönliche Assistenten können je nach delegierter Aufgabe wöchentlich viele Stunden Arbeitszeit sparen.

Als ich in der Vergangenheit als Praktikant in der Unternehmensberatung gearbeitet habe, waren Home-Office-Vereinbarungen für mich eine gute Möglichkeit, Zeit bei der Arbeit zu sparen. Hier habe ich sehr von der größeren zeitlichen Flexibilität und weitgehend ortsunabhängigem Arbeit profitiert. Ich musste als Praktikant nur meinen Arbeitgeber fragen, ob es möglich wäre, ein paar Tage im Monat von Zuhause aus zu arbeiten und meinem Chef zeigen, dass ich effektiver bin, wenn ich nicht dem Büroumfeld ausgesetzt bin. Da ich viele Aufgaben in der Hälfte der Zeit erledigt hatte, blieb mir deutlich mehr Freizeit als hätte ich im Büro gearbeitet.

Wie genau wird das ideacamp eigentlich ablaufen? Also der Teilnehmer kommt in Berlin an. Und dann?

Jakel: Am Donnerstagabend werden wir gemeinsam essen und eine Kennlernrunde machen, so dass sich die Teilnehmer beschnuppern können. Außerdem werden wir nochmal auf den Aspekt des Lifestyle Designs eingehen und einen Ausblick auf die kommenden drei Tage geben. Die Idea Camper werden auch nochmal Gelegenheit erhalten ihre Erwartungen an das Camp zu formulieren.

Am nächsten Tag werden wir in verschiedenen Sessions brainstormen, Probleme identifizieren und erste Produkt-bzw. Serviceideen generieren.

Der Samstag wird dazu genutzt, die Geschäftsideen zu konkretisieren. Hierfür gehen wir nach dem Rooting Framework vor. Konkret wird also für jede Geschäftsidee das Monetarisierungsmodell definiert und der Kundenmehrwert formuliert. Dann beschreiben wir für jede Idee den 'Mini-Zyklus', sprich den kleinsten Zyklus der einmal durchlaufen werden muss, um eine Marge zu verdienen. Im nächsten Schritt werden die kritischen Komponenten identifiziert. Dafür stellen wir uns die Frage, welche Funktionen vorhanden sein müssen, um mehrere ‚Mini-Zyklen‘ in Reihe zu schalten, sprich das Geschäftsmodell skalierbar zu machen.

Am letzten Tag werden die Teams die ersten kritischen Schritte, die zur Implementierung der Idee und zum Aufbau von Momentum notwendig sind, definieren und Verantwortlichkeiten verteilen.

Im Frühjahr hattet Ihr bereits Euer erstes Idea Camp abgehalten. Wurde dort am Ende auch tatsächlich gegründet?

Jakel: Ja, aus dem Idea Camp im April ist ein Start-up hervor gegangen. Wechselbutler.de befindet sich derzeit noch im Alphatest, wird aber in den nächsten Tagen komplett online gehen. Das Team plant eine kleine Revolution im Bereich Vertragswechsel für Kunden. Wir dürfen gespannt sein.

Das erste Idea Camp war allerdings noch stärker auf den Ideenfindungsprozess ausgerichtet. Dieses Mal werden wir uns viel stärker auf den Umsetzungsteil konzentrieren und jedem Gründerteam Mentoren zur Seite stellen, die das Start-up auch über das Idea Camp hinaus begleiten. Das ist besonders wichtig, damit das auf dem Camp aufgebaute Momentum auch erhalten bleibt und wir möglichst schnell zum ersten Kunden gelangen.

Innerhalb von 2-3 Tagen soviel Vertrauen zu einem fremden Menschen aufzubauen, um mit ihm zusammen ein Unternehmen zu gründen - funktioniert das in der Praxis überhaupt?

Jakel: Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass das kein großes Problem darstellt. Die Teilnehmer werden auf dem Idea Camp eine sehr intensive Zeit miteinander verbringen. In aller Regel habe ich nach drei Tagen intensivem Austausch ein ganz gutes Gefühl dafür, mit wem ich zusammenarbeiten möchte und mit wem gegebenenfalls nicht.

Wir sprechen aber auch telefonisch mit allen Teilnehmern und versuchen weitest möglich bereits im Vorfeld eine gute Mischung an Persönlichkeiten sicherzustellen.

Falls aber mal der Fall eintreten sollte, dass jemand tatsächlich kein Team gefunden haben sollte, mit dem er sich vorstellen kann zu gründen, dann steht auch einer Einzelgründung nichts im Weg.

Wobei haben sich die Teams beim letzten mal am schwersten getan?

Jakel: Das Problem beim ersten Idea Camp war, dass wir bei der Konzeption des Camps noch einen sehr starken Fokus auf die Ideenfindung gelegt haben und nicht so sehr darauf, diese Ideen auch tatsächlich umzusetzen. Das führte dazu, dass sich auch viele Leute angemeldet haben, die sich zwar für Gründungen und innovative Ideen interessieren, aber noch nicht bereit waren tatsächlich zu gründen. Deshalb ist leider ‚nur‘ ein Startup aus dem Camp hervorgegangen.

Dieses Mal werden wir vor allem Teilnehmer haben, die ‚jetzt‘ etwas umsetzen möchten. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir dieses Mal bereits mehr Start-Ups aus dem Idea Camp heraus gründen und in kurzer Zeit zur Profitabilität führen werden.

Auf Eurer Website heißt es, dass Ihr Euch dezidiert mit den Bewerbern fürs ideacamp auseinander setzt, damit Leute aufeinander treffen, denen Ihr auch zutraut, dem Konzept gerecht zu werden? Wie muss man gestrickt, um ein ideacamper zu werden?

Jakel: Der bisherige Hintergrund der Bewerber ist für uns zweitrangig. Wichtig ist uns, dass die IdeaCamper mit der Erwartung zum Idea Camp kommen, in den nächsten Tagen ein Unternehmen aufzubauen. Dieser Wille etwas umzusetzen, sollte bei jedem Teilnehmer vorhanden sein. Außerdem sollten die IdeaCamper Teamspieler sein und für verschiedene Ideen und Ansätze offen sein.

Zum Schluss noch eine Frage: Welche Art von Support gebt Ihr den Teilnehmern während der Veranstaltung?

Jakel: Wir werden das Event anleiten und natürlich auch unsere eigene Gründungserfahrung mit einfließen lassen. Noch viel wichtiger als der Support während der Veranstaltung wird aber die Unterstützung nach dem Idea Camp sein. Dafür werden den Start-up-Teams Mentoren zugeteilt. Die Mentoren haben bereits alle selbst erfolgreich gegründet. Der Mentor wird sich in regelmäßigen Abständen mit dem Team besprechen, um die Gründer auf den Kern ihrer Geschäftsidee zu refokussieren und ihnen zu helfen schnell erste Umsätze zu machen. Dieser Punkt ist sehr kritisch, da sonst die Gefahr besteht, dass sich das Start-up-Team in Details verliert und das nötige Momentum verloren geht.

Ich bedanke mich für das Interview und ich hoffe, dass wir von Dir bald noch mehr über das Thema "Gründen als Lebensart" hören werden!

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